In einer versteckten Gasse nahe der Lieferinger Kirche betritt man einen Ort voller imposanter Wunderwerke: Ein Zauberwald im Garten, neben Skulpturen, die erst beim zweiten Hinsehen ihre Bedeutung offenbaren. Die Geheimnisse von verkehrten Welten. Die an das Bauernhaus angrenzende Werkstatt bietet überdimensionalem Fischlaich und dreißigfach vergrößerten Köcherfliegen Platz. Hier werkt Stephan Macala mit Geduld und Leidenschaft an seinen neuen Projekten. Begonnen hat alles eine Generation zuvor. Sein ein Vater, Helmut Macala, war in Salzburg als Restaurator bekannt.
Auf Umwegen zur Bestimmung
Nachdem der rebellische Sohn aber eine Lehre zum Elektrotechniker abgeschlossen hat, geht es erst in eine gänzlich andere Richtung. Der Weg führt zu einem zweijährigen Auslandaufenthalt als Soldat. Die Liebe zur Kunst habe er durch die Assistenztätigkeit beim renommierten Künstler Prof. Magnus entdeckt. Wobei er schon lange Zeit davor sein Talent entdeckt hatte, wurde er doch von Schulkollegen stets darum gebeten, die Werke im Zeichenunterricht in ihrem Namen fertigzustellen – ganz zur Freude des Lehrers. Wieder zurück in der Heimat hat sich der sympathische Salzburger die Bildhauerei schließlich selbst beigebracht. Natürlich sei auch sein Vater später ein Vorbild gewesen. Seine eigentliche Karriere begann damals als Restaurator und war zum großen Teil auf sakrale Kunstgegenstände beschränkt. Da Stephan Macala einen unvergleichbaren Reichtum an handwerklichem Geschick vereint, ist seine Arbeit in Museen, bei Architekten und anderen kreativen Auftraggebern besonders begehrt.
Kostbares Handwerk
Neben der Bearbeitung von Stein hat er sich auch andere Handwerke – vom Tischlern bis zum Drehen, vom Gipsen bis zum Schweißen – autodidaktisch angeeignet. Wer den Künstler besucht, merkt es sofort: Jahrelange Erfahrung, Neugier und die Liebe zum Handwerk vereinen sich hier in allen Ecken und Winkeln. Seit nunmehr 24 Jahren ist Stephan Macala auf den Museumsbereich spezialisiert. Zu seinen größten Projekten zählt das Nationalparkzentrum Mittersill, das Haus der Natur und das Adneter Marmormuseum. Für den Nationalpark Hohe Tauern setzt er regelmäßig neue Idee. Jedes Tal, weiß der charismatische Künstler zu erzählen, habe sich ein Thema zum Motto gemacht. Sind es in Bramberg die kostbaren Mineralien, die Besucher faszinieren, so ist es in Rauris das Leben des Adlers und in Ferleiten das Element Wasser. Um auch dieses Thema für interessierte Besucher aus aller Welt spannend zu gestalten, hat Stephan Macala getüftelt und gebastelt und so wächst in wochenlanger Feinarbeit eine Ausstellung, die den Blick ins Bachbett ermöglichen soll. „Das Leben und die Synergien dort sollen verständlich gemacht werden“, und dies gelinge am besten mittels interaktiver Pädagogik. Ein Krabbeltunnel für Kinder macht die heimische Natur zum Erlebnis für alles Sinne, farbenfrohe Leuchtkörper zeigen, wo Gebirgsstelze, Bachforelle und Wasserspinnen leben. Originalgetreu nachgestellte Szenen versetzten die kleinen und größeren Museumsbesucher in Staunen. „Rießengroß ist hier alles, damit man ein Gespür dafür bekommt“, sagt Macala und streicht dabei über seine Kunstwerke. An seinem Blick und seiner Mimik erkennt man die Leidenschaft, die sich hinter jedem Objekt verbirgt. Im Garten warten kleinkindergroße schwarz gesprenkelten Eier, die jenen des Flussuferläufers und des Regenpfeiffers nachempfunden sind, auf die Reise zu ihrem Bestimmungsort. Einige Kilometer salzachaufwärts soll es gehen, nach Bad Vigaun. Ein Projekt zum Schutze der Zugvögel soll darauf aufmerksam machen, dass sie ihre empfindlichen Eier direkt auf den Schotter legen und sie somit durch unvorsichtige Wanderer gefährdet sind.
Gut Ding braucht Weile
Das Bewusstsein zur Natur ist ihm bei seinen Werken stets ein großes Anliegen und er möchte mit seiner Arbeit Kindern ebenso wie Erwachsenen vermitteln, dass „wir ein Teil der Natur sind und sie ein Teil von uns ist. Die Grenze dazwischen ist der freie Wille.“ In der Kunst sieht Macala ein fundamentales Grundbedürfnis des Menschen. Eines, das jedem Menschen frei zugänglich sein und auch für sich stehen sollte. Unabhängig der jeweiligen Perspektive, der Herkunft und des Hintergrundwissens. Das Spiel mit dem Vergrößern und dem Verkleinern, das fasziniert ihn besonders. Und die natürliche Welt plastisch nachzuahmen. Bei einem Auftrag geht es selten rein um die handwerkliche Umsetzung. Viele Projekte werden von der Idee über die Konzeptionierung bis zum fertigen Ausstellungsstück von Macala stark beeinflusst und nicht selten auch zur Gänze alleine erstellt. Dabei arbeitet er in seiner überschaubaren Werkstatt, die zugleich als Atelier anmutet, mit zwei weiteren Tischlern zusammen. Seine Frau Manuela Macala unterstützt ihn, soweit seit der Geburt des Nachwuchses Zeit dafür bleibt. Sie ist ausgebildete Museumspädagogin und bringt durch ihre spannenden Vermittlungskonzepte interessierten Museumsbesuchern die Ideen und Hintergründe näher. Alles auf einmal ist bei der Liebe zum Detail und dem besonderen Handwerk natürlich nicht möglich. „Ein Projekt kommt nach dem anderen“, sagt Macala, „Und wenn es mal länger dauert, muss ich halt mehr Angeboten absagen. Aber so ist das nun Mal, wenn es gut werden soll“.
fotocredits © Philipp Lublasser/ Atelier Macala