Tracht war in Salzburg immer schon ganz groß. Fesche Mädls im Dirndlkleid und die dazugehörigen Burschen in ihrer Lederhose gehören seit ewigen Zeiten zum gewohnten Bild und kaum ein Salzburger nennt nicht zumindest ein Stück Tracht sein Eigen. Wie sehr „das Trachtige“ jedoch derzeit wieder Einzug in den Alltag im SalzburgerLand gehalten hat, zeigt eine völlig neue, seit 2013 bestehende Tradition, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut: der „LederhosenDonnerstag“.
Am Anfang stand, wie so oft, eine Idee. Zwei Freunde, Christian Eibl und Georg Klampfer, beide aus der Stadt Salzburg, teilten die Liebe zur Lederhose. Eines Abends, es war im August 2013, beschlossen sie, diese mindestens ein Mal pro Woche zu tragen. Schnell war der Donnerstag als DER Tag erwählt und das erste Bild mit der Bezeichnung „LederhosenDonnerstag“ auf Instagram gepostet. Ein paar Wochen später war dann auch noch eine Facebook-Gruppe mit der vielsagenden Erklärung „An upcoming tradition wherein on Thursdays, one wears Lederhosen“ gegründet. Und der Rest, wie man so schön sagt, ist Geschichte. Heute zählt die Gruppe knapp über 3.000 Fans, immer mehr Menschen hängen sich der Initiative an und das LederhosenDonnerstag-Feierabendbier hat sich mittlerweile ebenfalls mehr als etabliert. Wir haben uns mit den beiden Jungs an „ihrem“ LederhosenDonnerstag getroffen und mit ihnen über ihre Visionen, das Brauchtum an sich und die heutige Zeit geplaudert.
LederhosenDonnerstag? Wie kommt man auf so eine Idee?
Die Lederhosen haben wir immer schon sehr gern getragen. Aber dann trotzdem zu selten, vielleicht zehn Mal im Jahr – immer nur zu besonderen Anlässen. Irgendwann haben wir dann beschlossen, dass wir sie mindestens einmal in der Woche anziehen möchten: am LederhosenDonnerstag eben. Egal wo wir sind, am Donnerstag wird Lederhosen getragen. Im Büro, am Strand oder irgendwo auf der Welt. Zu Beginn haben wir einfach zwei Bilder auf Instagram gepostet, ein paar Monate später gründeten wir dann die Facebookgruppe und so nahm das Ding seinen Lauf. Seitdem läuft es recht gut.
Die Tracht erlebt ja in den letzten Jahren einen wahren Aufschwung und ist auch aus dem Alltag hier bei uns in Salzburg nicht mehr wegzudenken. Wie erklärt ihr euch dieses Phänomen?
Wir haben immer schon festgestellt, dass Salzburg sehr trachtenaffin ist, viel mehr als das teilweise am Land der Fall ist. Aber vielleicht haben wir ja auch einen kleinen Beitrag in der letzten 1,5 Jahren dazu geleistet. Wir als echte „Stodinger“ haben immer schon zu festlichen Anlässen die Lederhose oder ein Dirndl getragen. Die Erste hab ich schon mit zwei Jahren bekommen. Liegt es daran, dass sich der Salzburger gern herausputzt, oder doch daran, dass er es gerne gemütlich hat? Die Tracht war immer schon Teil unserer Kultur.
Warum greifen glaubt ihr junge Menschen Traditionen wieder auf und nehmen sie in ihre Zeit auf?
Na ja, alte Dinge oder modische Strömungen kommen ja immer wieder zurück. Vielleicht ist auch die Tracht einer Auf- und Ab-Strömung unterworfen. Aber der Trend geht ja mittlerweile über die Grenzen des Landes weit hinaus. Immerhin war ein Karl Lagerfeld nicht umsonst genau am LederhosenDonnerstag in Salzburg und hat hier seine neuesten Entwürfe – von der Tracht inspiriert – präsentiert.
Ihr verbindet Eure Liebe zur traditionellen Kleidung mit modernen Kommunikationsmitteln zur Verbreitung. Stichwort Facebook, Instagram usw. Glaubt ihr, dass sich die Menschen gerade in Zeiten der weltweiten Vernetzung nach Regionalem, Ursprünglichem und Echtem zu sehnen beginnen?
Ganz sicher! Ich glaube, dass sich das durch viele Bereiche des Lebens zieht. Denke man nur einmal ans Essen. Viele Restaurants und Gasthäuser kochen wieder verstärkt mit regionalen, ökologisch-unbedenklichen Zutaten, obwohl man ganz leichten Zugang zu allen Lebensmitteln weltweit haben würde. Bei uns beiden kommt noch dazu, dass wir beide sehr oft beruflich auf der ganzen Welt unterwegs sind und die Tracht sehr gerne mitnehmen. USA, Spanien, Kroatien… Viele unserer Kollegen im Ausland erwarten schon richtiggehend, dass wir am Donnerstag in der Lederhose zu Meetings kommen. Manche von ihnen machen auch schon mit. Vor kurzem war ich in Südafrika und das ganze Marketing-Team vor Ort hat Lederhose getragen, die sie sich aus Österreich schicken haben lassen. Unglaublich! Und im Urlaub haben wir sie auch immer mit. Übrigens auch viele andere LederhosenDonnerstag-Freunde, die uns immer wieder aus der ganzen Welt ihre Bilder in der Ledernen schicken.
Wie trägt man Eurer Meinung nach die Lederhose im 21. Jahrhundert?
Auf jeden Fall oft und gerne, traditionell und auch leger. Traditionell am 01.Mai und am Rupertikirtag, sonst auch gerne mit T-Shirt und lässigen Schuhen. Es ist ja einfach eine coole kurze Hose und passt so ziemlich zu jedem Anlass. Und am Donnerstag ist sie mittlerweile ohnehin Pflicht.
Was glaubt ihr, bedeutet gemeinsame Tracht für die Menschen? Fühlt man sich durch diese immer noch verbunden, oder ist es im 21.Jahrhundert Kleidung wie jede andere auch?
Nein, sie verbindet garantiert auch heute noch und zeigt den Menschen, dass man wo dazugehört. Auch wenn man hier bei uns grundsätzlich ähnliche Trachten hat, so grenzen sich die einzelnen Gruppen oder Orte doch auch durch Details voneinander ab. Wir hier in der Stadt haben unsere hellblauen Stutzen, die im Salzkammergut tragen hier eher grün. Auch die Schnitte der Hose selbst ist oft unterschiedlich. Man denke nur an den Salzburger Teller auf der Rückseite der Hose (runde Naht). Ich glaub schon, dass die Menschen wollen, dass man gleich sieht wo sie hingehören. Das schweißt sicher zusammen.
Welche Erfahrung habt ihr mit dem LederhosenDonnerstag gemacht? Wie viele Menschen glaubt ihr, tragen donnerstags die Lederhose?
Wie viele es genau sind, kann man nicht so genau sagen. Wir beide ziehen das ja jeden Donnerstag durch. Egal ob im Winter oder im Sommer. Im Frühling nimmt die Frequenz zu und wir sind nicht mehr die einzigen „Verrückten“, die jede Woche Lederhosen tragen. Beim Feirabendbier, das wir jetzt auch schon wieder ein Jahr lang fast jedes Monat veranstalten, kommen mehrere Hundert Leute in Tracht – natürlich im Sommer mehr als im Winter.
Ein sehr schönes Erlebnis hatten wir im Dezember am Christkindlmarkt, wo ein Fremder über den ganzen Platz gerufen hat: „Seid ihr die zwei vom LederhosenDonnerstag?“ Es kreiert schon sehr viel Aufmerksamkeit, auch wenn natürlich nicht jeder aktiv mitmacht.
Was ist denn Eure Vision für den LederhosenDonnerstag?
Wir würden gerne durch die Stadt spazieren und man sieht an den vielen Lederhosen, dass heute Donnerstag ist. Es wäre auch für die Touristen ein schönes Erlebnis, wenn man die Menschen in Salzburg in der Landestracht sehen würde. Lederhose am Donnerstag soll einfach cool sein und den Leuten Freude bereiten. Also Leute – ab jetzt jeden Donnerstag Lederhosen anziehen und natürlich auch zum Feirabendbier ins Gwandhaus vorbeischauen.
Infos findet man unter www.Facebook.com/LederhosenDonnerstag
Die nächsten Termine für das LederhosenDonnerstag-Feierabendbier im Gwandhaus Salzburg:
02.Juni, 07.Juli, 04.August und 01.September