Die Nacht hat im Wald viele Gesichter. Sie ist dunkel, ein bisschen gruselig und kann, wenn man nicht an sie gewöhnt ist, auch recht lang werden. Doch sie ist auch wunderschön, intensiv duftend und voller leiser Geräusche. Ich wollte es genauer wissen, habe meinen Rucksack gepackt und der Zivilisation bis zum nächsten Morgen Lebewohl gesagt. Lesen Sie hier meine Erfahrungen und wo überall man im SalzburgerLand geführte Nachtwanderungen machen kann.
Was willst du machen? Dort schlafen? Ohne Zelt, nur mit einer Liege, einem Schlafsack und einer Taschenlampe? Hast du gar keine Angst? Wer weiß, welchen Tieren du begegnest. Gängige Reaktionen, als ich meinen Freunden von meinem Vorhaben erzählt habe. Doch ich war fest entschlossen, das durchzuziehen. Die Wälder im SalzburgerLand sind vielfältig und voller Leben. Das wusste ich und das weiß ich jetzt noch genauer. Doch Angst hatte ich keine, als ich unweit der Stadt Hallein losmarschierte und die Waldgrenze hinter mir ließ.

Mein Rucksack war bis oben hin prall gefüllt. Schlafsack, Waschzeug, warme Kleidung für die Nacht, meine starke Taschenlampe und natürlich Abendessen brauchen ihren Platz und so wollte ich nicht allzu weit gehen, bis ich mich auf die Suche nach einem Schlafplatz machte. Den Weg ließ ich schnell hinter mir, ich wollte wirklich ungestört und alleine dieses Abenteuer erleben.
Wo Fuchs und Hase sich guten Morgen sagen
Bei der Vorbereitung auf diese Nacht habe ich einen Satz sehr oft gelesen: Eine Nacht im Wald aktiviert die Sinne und lässt einen gewissermaßen nach Hause zurückkehren. Warum fühlen wir Menschen uns, zumindest tagsüber, so wohl inmitten der Bäume. Gehören wir vielleicht wirklich hierher und sollten viel öfter zu unserem Ursprung zurückkehren? Gedanken, über die ich im Laufe meines Experiments sehr viel nachdachte und auf die ich für mich eindeutige Antworten fand.
In der Nähe einer Lichtung wurde ich schließlich fündig und baute mein Nachtlager auf. Damals beim Bundesheer verbrachte ich schon einmal eine Nacht im Wald und so konnte ich mich zumindest an einige Tipps erinnern, die wir damals bekommen hatten. Der wichtigste, so erscheint es zumindest mir, war der, dass man niemals in einer Senke schlafen sollte, weil sich dort auch bei Schönwetter das Wasser sammelt. Gut, dann also nicht in der einladenden Vertiefung inmitten dreier großer Stämme, sondern direkt daneben. Eine weitere Sache, an die ich mich von damals noch erinnern konnte, war die, dass man seine Taschenlampe so wenig wie möglich verwenden sollte, da sich die Augen sehr gut an die Dunkelheit gewöhnen und man immer so viel sieht wie nötig. Ob mir das in der kommenden Nacht auch so schwer fallen sollte wie damals?

Das Licht geht, die Stille kommt. Aber nur kurz!
Als Unterlage für meinen Schlafsack hatte ich eine wasserdichte Unterlage mitgebracht. Auf diesen Luxus wollte ich nicht verzichten. Mittlerweile war es 19 Uhr und mein Magen machte immer lauter auf sich aufmerksam. Hunger! Zu essen hatte ich reichlich mit und so machte ich es mir an einem Baum gemütlich und verspeiste meine mitgebrachten Brote. Zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass ich weit und breit der einzige Mensch, also wirklich ganz alleine war. Ein eigenartiges Gefühl, das ich so nicht kannte. Wenn der Abend kommt, dann kann man im Wald etwas sehr Eigenartiges beobachten. Denn auch wenn der Himmel über den Baumkronen immer noch blau und taghell strahlt, kriecht die Dunkelheit in Form von immer länger werdenden Schatten unaufhaltsam zwischen den Stämmen und über den moosigen, grünbraunen Waldboden herein. Die Nacht beginnt.
Was jetzt kommt, hatte ich so nicht erwartet. Denn mit der Dunkelheit kamen nicht die Geräusche, sondern es wurde erst einmal völlig still im Wald. Leises Rauschen der Blätter im Wind, sonst gar nichts. Sogar der Gesang der Vögel hörte mit einem Mal auf. Dafür begann der Wald zu duften. Ein süßlich-intensiver Geruch nach Blättern, Moos, Holz und Erde. Rückblickend gesehen war das die schönste Stunde im Wald. Ich zog mir wärmere Sachen an, kuschelte mich in meinen Schlafsack, verwendete einen abgefallenen Ast als Kopfstütze und las mit meiner Stirnlampe (ja, hatte ich auch mit) ein paar Seiten in meinem mitgebrachten Buch.
Ist da jemand?
Um halb zehn war es dann stockdunkel im Wald und ich fühlte mich zunehmend unwohl, durch meine Lampe so gut sichtbar zu sein. Also schaltete ich sie ab und gab mich voll und ganz der Dunkelheit hin. Und ab hier wurde meine Nacht ein intensives Erlebnis. Denn ich glaube, dass draußen in der Natur Urinstinkte anspringen, die wir sonst in der zivilisierten Welt nicht kennen, oder zumindest sehr weit zurückdrängen. Ich sah also nichts, hörte dafür umso mehr. Von der vorhin beschriebenen Stille war nichts mehr übrig. Sogar mein eigenes Atmen kam mir laut, zu laut vor. Über mir vernahm ich eindeutig den Flügelschlag eines Vogels. Dann ein Rascheln im Unterholz, das immer näher kam. Das musste ein großes Tier sein. Oder doch nur ein kleines Mäuschen?
Hören Sie hier die Geräusche des Waldes in der Nacht
Immer tiefer verkroch ich mich in meinen Schlafsack und erinnerte mich an einen Satz, den ich vor kurzem gelesen hatte: In der Nacht klingt alles anders. In der Stille wachsen die Geräusche ins Unermessliche. Und mit ihnen auch die eigene Vorstellung ihrer Ursachen. In dieser Aussage steckt große Wahrheit. Ich erinnerte mich an ein Erlebnis, das ich in der bereits erwähnten Nacht im Wald beim Bundesheer hatte und das ich Ihnen unbedingt erzählen möchte.
Es war drei Uhr morgens und mein Freund und ich saßen in einem Erdloch und sollten Wache halten. Und ja, es war gruselig, anders kann ich es nicht sagen. Wir wussten, dass irgendwann irgendjemand kommen würde, um uns abzulösen. Wann genau, jedoch nicht. Dann eindeutig Schritte. Zuerst noch fern, dann immer näher kommend. Das Laub raschelte zunehmend und wir glaubten, auch Stimmen zu hören. Als wir dann fix der Meinung waren, jemand stand nur mehr einen Meter von uns entfernt, schalteten wir unsere Taschenlampen ein und strahlten ihnen ins Gesicht. Nichts! Da war niemand. Nie wieder in meinem Leben hatte ich eine solche Gänsehaut.

Wie manche Tiere des Waldes klingen. Hätten Sie sie erkannt?
Tja, der Hörsinn. Nicht gerade der größte Mutmacher. Doch schön langsam gewöhnte ich mich an die Dunkelheit und konnte die Einsamkeit hier zunehmend genießen. Überall knarrte, rauschte und fiepste es und die Geräusche malten zunehmend ein Bild in meinem Kopf. Ja, es war richtig, dieses Experiment zu wagen.
Raus aus dem Wald – Die Zivilisation hat mich wieder
Was einem auch auffällt in der Nacht in der Natur, ist, dass die Zeit sehr langsam vergeht. Die Reize des Alltags fehlen. Oder sollte ich sagen, die Überreizung? Hier im Wald konnte ich mich auf jeden Ton einzeln konzentrieren, ihn verfolgen und mir meine eigene kleine Wahrheit über die Ursachen zusammenreimen. Wann genau ich eingeschlafen bin, kann ich nicht sagen. Es war nicht der geruhsamste Schlaf, so ehrlich muss ich sein. Man wacht immer wieder auf, lauscht und dämmert dann wieder weg. Kurz vor sechs Uhr weckten mich dann, wie konnte es anders sein, die Vögel. Es war schon hell und der Wald sah plötzlich wieder gewohnt und überhaupt nicht mehr fremd aus.
Die Nacht war also vorbei, mein Experiment geglückt. Ich kann also wirklich eine ganze Nacht im Wald verbringen. Wieder denke ich an die erwähnten Fragen. Wurden meine Sinne aktiviert. Oh mein Gott, ja, das wurden sie. Ich würde fast sagen, sie wurden überreizt. Fühle ich mich jetzt im Wald zu Hause? Nein, sicherlich nicht. Doch es ist wunderbar zu wissen, dass es ihn gibt und dass das Leben dort in all seinen Facetten Tag und Nacht stattfindet.
Mein Fazit
‚Meine‘ Nacht war eine tolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte. In der Dunkelheit in den Wald gehen und einmal zu lauschen und Hör- und Geruchssinn über das Sehen zu stellen, ist schon ein besonderes Erlebnis. An manchen Orten im SalzburgerLand kann man das sogar mit einem Guide machen, der einem die wirklich guten Stellen zeigt und zeigt, wie man sich trotz Finsternis sicher bewegen kann. Hier ist eine kleine Auswahl davon. Falls Sie noch andere Nachtwanderungen kennen, dann würde ich mich freuen, sie in dieser Liste aufzunehmen.
Angebote im SalzburgerLand
Nachtwandern in Gastein
Nachtwandern verspricht ganz besondere Erlebnisse. Erkunden Sie gemeinsam mit Wanderführer Hans den Wasserfallweg in Bad Hofgastein bei Nacht. Mit geschärfter Wahrnehmung setzt man einen Schritt vor den nächsten. Da wo die Sehkraft an ihre Grenzen stößt, kompensieren die anderen Sinne diesen Mangel. Der Waldgeruch wird intensiver, die Vogelgeräusche lauter und die Atmosphäre mystischer.
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Nachtwanderungen in der Stadt Salzburg
Geführte Tour durch orts- bzw. gebietskundigen Guide inkl. interessanten Infos zur Umgebung auf der alten Tischler Trasse und mit herrlichem Blick auf die Stadt.
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Exklusive Sonnenuntergangs- oder Nachtwanderungen
Schon mal einen Sonnenuntergang am Berg erlebt? Bei den Sonnenuntergangs- oder Nachtwanderungen erlebt man den Berg von einer anderen Seite. Alle Sinne werden geschärft, wenn man in der Dämmerung oder im Finstern auf schmalen Pfaden unterwegs ist. Je nach Können und Erfahrung wählt der Bergwanderführer die optimale Tour aus unzähligen Möglichkeiten für die Gruppe aus.
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