Wolfgang „Dewey“ Fankhauser hat sowohl den Atlantik, als auch den Pazifik mit einem Ruderboot überquert. Was er dabei erlebt hat erzählt er uns in einem spannenden Interview.
Hallo Dewey, ich habe mich gefragt – und das wäre auch gleich meine erste Frage an dich: Wie kommt ein Salzburger auf die Idee, alleine über die Weltmeer zu rudern?
(Lacht). Angefangen hat es damit, dass ich mit meinem besten Freund um die Welt segeln wollte. Das ist aber schiefgegangen, es hat uns ein Hubschrauber vor den kanarischen Inseln retten müssen. Wir haben uns dann ein neues Boot gekauft und sind über den Atlantik gesegelt. Das hat super funktioniert, es war nur schönes Wetter und wir waren nach 21 Tagen fertig. Es war aber irgendwie langweilig für mich. Ich überlegte, was es da sonst für Möglichkeiten gäbe und bin dann auf das Rudern gekommen. Ich habe mich beim Ruderclub am Wolfgangsee angemeldet und ihnen erklärt, was ich machen möchte. Sie haben alle gelacht. Ich habe mir trotzdem ein Ruderboot gekauft und das Projekt gestartet.
Wann war das und wie lange hast du auf das Abenteuer hin geplant?
Das Boot habe ich 2018 gekauft und bin 2019 gestartet.
Wie gestaltete sich deine Vorbereitung?
Die war gar nicht so professionell. Ich habe das Rudern lernen müssen und habe mit einem Fitnesstrainer dafür trainiert. Das Rudern am Meer ist ja sowieso ganz anders als am See.
Wie hast du die Finanzierung für das Projekt bewältigt?
Ich war damals in der Gastro tätig und hatte viele gute Kontakte in die Wirtschaft. Es war aber sehr schwer das Budget aufzustellen. Österreich hat mit den Atlantik ja nicht viel am Hut und es hat davor kein Österreicher so etwas in der Art gemacht.
Erzähle uns von deinen Highlights. Du bist ja 2019 alleine über den Atlantik und 2023 mit deiner Schwägerin über den Pazifik gerudert.
Ich bin in 57 Tagen alleine über den Atlantik gerudert. Ich bin voller Euphorie weggerudert. Die erste Nacht war noch ok, dann wachst du in der Früh auf und realisierst, dass du komplett alleine bist. Du denkst dir nur: Jetzt heißt es rudern, rudern und nochmal rudern. Gefahren blendet der Kopf komplett aus. Ich musste einmal die Woche ins Wasser und das Boot reinigen, ich habe Haie gesehen, die mir hinterher schwammen und bin trotzdem ins Meer gegangen. Die größte Gefahr ist definitiv das Wetter. Stürme und Gewitter sind immer gefährlich. Wenn du da nicht angebunden bist, dann bist du in ernster Gefahr. Die schönsten Erlebnisse sind in der Nacht die klaren Sternenhimmel, die Sonnenaufgänge und die Ankunft im Ziel. Wenn du zum ersten Mal am Horizont Umrisse einer Insel siehst, ist das ein unbeschreibliches Gefühl.
Kannst du Gewitter nicht umrudern?
Nein, ich schaffe maximal 60 Meilen pro Tag. Wenn ein Sturm kommt, dann musst du dich darauf vorbereiten und dich anpassen. Wenn die Welle das Boot umkippt, dann stellt es sich ja wieder auf. Natürlich können Ruder brechen, aber das ist alles nicht so schlimm.
Hat es Momente geben, wo du alles bereut hast?
Definitiv im Sturm. Du weiß ja nie ob der Höhepunkt schon vorbei ist. Bei 7 Meter Wellen ist das schon sehr extrem. Es wechseln sich aber auch die Höhen und Tiefen ab. Nach einer Phase der Angst kommt wieder ein positiver Flow.
Was hat dir besser gefallen, die Atlantik-Überquerung oder über den Pazifik?
Der Pazifik hat mir in Sachen Wetter und Müll überhaupt nicht gefallen. Der Pazifik ist komplett zugemüllt. Du fährst durch ein Müllfeld. Der Erlebniswert war bei meiner Atlantiküberquerung auch höher, da ich es alleine geschafft habe. 2023 waren wir am Pazifik zu zweit unterwegs, was vieles einfacher gemacht hat. Es bewegt immer etwas, es ist immer jemand am Ruder. Aber alleine ist es schon spannender, da alles von dir abhängt.
Danke für das Interview!