Der Salzburgring hat mit der Tourenwagen-Weltmeisterschaft der FIA seit drei Jahren einen fixen Termin im Rennsportkalender. Damit bietet die Hochgeschwindigkeitsstrecke wieder Spitzenmotorsport vom Feinsten. Von 23. bis 25. Mai reiht sich der siebenfache Rallye-Weltmeister Sébastien Loeb als Werksfahrer von Citroen in eine lange Ahnenreihe legendärer Motorsportler ein. Wir haben mit Salzburgring-Geschäftsführer Alexander Reiner über seine Pläne für die Zukunft der Rennstrecke gesprochen.
Was macht den Salzburgring für Autohersteller und Veranstalter so interessant?
Wir verdanken den vollen Test- und Rennkalender unseren vielen Stammkunden. Große Automobilhersteller testen bei uns ihre Fahrzeuge und laden Kunden ein, bei Highspeed in der Fahrerlagerkurve die Zentrifugalkräfte zu spüren. Dass so viele Autohersteller den Salzburgring jedes Jahr wochenweise mieten, ist nicht nur das Verdienst des Salzburgrings alleine. Wir leben auch davon, dass es nirgendwo sonst diese ideale Kombination von touristischem Spitzenumfeld, schöner Landschaft und der Nähe zu einer attraktiven Großstadt sowie vielen Freizeitangeboten gibt. Während in Salzburg das Gesamtpaket perfekt zusammenpasst, sind andere internationale Rennstrecken oft weit vom Schuss. Dazu kommt, dass der Salzburgring von Anfang an die „süddeutsche Rennstrecke“ war. Das zeigt nicht nur die große Zahl an Zuschauern, die aus Bayern, Baden-Württemberg und auch aus Sachsen anreisen. Wir sind auch froh darüber, dass beispielsweise BMW den Salzburgring seit vielen Jahren als Teststrecke nutzt.
Der Salzburgring gilt in der Motorsportszene als legendär. Was macht die Strecke so besonders?
Als der Salzburgring im Jahr 1969 eröffnet wurde, hatte er die Motorsportfans wegen seiner Hochgeschwindigkeitskurven sofort auf seiner Seite. Inzwischen wurde zwar durch den Einbau von Schikanen ein wenig Speed aus den 4,241 Kilometern herausgenommen, trotzdem fordern die zwölf Kurven den Fahrern wirklich alles ab. In den siebziger Jahren erwarb sich der Salzburgring international einen Namen mit Motorrad-Weltmeisterschaftsläufen, zu denen bis zu 100.000 Zuschauer kamen. Alle Großen des Motorsports waren schon auf dem Ring. Eine Woche vor seinem Tod fuhr Jochen Rindt am 30. August 1970 bei uns einen Formel-2-Lauf. Motorrad-Asse wie Giacomo Agostini oder Toni Mang begeisterten die Zuschauer ebenso wie die Teilnehmer der Oldtimer-Rennen. Juan Manuel Fangio, Niki Lauda, John Surtees, Luigi Taveri, Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck, Sterling Moss und viele andere hatten Spaß am Motorsport im Nesselgraben.
Für die Zuschauer ist jedes Rennen ein riesen Spektakel, weil es kaum wo mehr zu sehen gibt als auf dem Salzburgring: 80 Prozent der Strecke können von der Fahrerlagerkurve aus eingesehen werden.
Was die Salzburger Festspiele für die Hochkultur ist, ist der Salzburgring für den Motorsport. Das sieht man auch an den Besuchern, unter die sich immer wieder Prominente mischen. Wer gehört hier dazu?
Viele prominente Besucher kommen gerne inkognito und genießen es, ungestört beim Motorsport zuzuschauen oder auch selbst das Lenkrad in die Hand zu nehmen und das Adrenalin in den Adern zu spüren. Gerne kommen zum Beispiel der europäische Hochadel wie Karl Habsburg und Gloria von Thurn und Taxis oder Familienmitglieder aus arabischen Herrscherhäusern, die hier schnelle italienische Nobelkarossen aus dem Hause Lamborghini testen. Hermann Maier und Matthias Lanzinger gehören zu den vielen Skisportlern, die auch gerne einmal selbst aufs Motorrad steigen. Motorrad-Legende Toni Mang ist mit seinen Fahrerlehrgängen immer wieder auf dem Ring und einst wusste jedermann, dass Herbert von Karajan oder Franz-Josef Strauß zu den Motorsport-Fans gehören.
Der Salzburgring hat nicht nur eine sportliche, sondern auch eine finanzielle Erfolgsgeschichte geschrieben. Wie war es möglich, alle Höhen und Tiefen unbeschadet zu überstehen?
Der Salzburgring ist die einzige Rennstrecke weltweit, die keine öffentlichen Förderungen erhält. Alles, was wir investieren, müssen wir aus dem Betrieb heraus erwirtschaften. Das zwingt uns zwar, die Entwicklung mit kleinen Schritten voranzutreiben. Dafür haben wir aber auch völlige Unabhängigkeit. Ein Erfolgsrezept ist auch, dass wir mit wenig Personal auskommen. Ich möchte auch die großartige Eigeninitiative vieler Motorsportfreunde erwähnen, ohne die Manches nicht möglich wäre. Wir haben uns aber auch immer nach der Decke gestreckt und darauf verzichtet, überdimensionale Bauten zu errichten, die nur Geld kosten. Wir haben nichts davon, wenn wir eine Infrastruktur für 50.000 Besucher schaffen, aber nur wenige Tausend Zuschauer haben, wie das an manchen Veranstaltungsorten der Fall ist. Wir freuen uns aber sehr darüber, dass wir es mit der Tourenwagen-WM der FIA wieder geschafft haben, einen Publikumsmagneten nach Salzburg zu bringen. Im vergangenen Jahr kamen schon mehr als 20.000 Besucher, und dieses Jahr rechnen wir – auch dank des Engagements des vielfachen Rallye-Weltmeisters Sébastien Loeb – mit mindestens 30.000 Besuchern.
Gibt es schon Pläne für neue Veranstaltungen und Investitionen?
Überlegungen für neue Veranstaltungen gibt es, aber darüber möchte ich aber jetzt noch nicht reden. Was die Infrastruktur betrifft, werden wir das Pressezentrum weiter ausbauen, weil wir bei der Tourenwagen-WM hier an die Grenzen stoßen. Auch denken wir über den Bau einer zusätzlichen Tribüne bei Start und Ziel nach.
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