Genau zwei Jahre nachdem das Attentat auf John F. Kennedy in Dallas die Welt zu einer anderen machte, verzauberte ebendort ein einfaches Instrument aus dem kleinen Salzburg die Menschen. Die Gitarre Joseph Mohrs, der gemeinsam mit Franz Xaver Gruber das Lied ‚Stille Nacht – Heilige Nacht‘ komponierte, lockte über zwei Millionen Menschen ins Museum und brachte wieder Licht in ihr Leben. So wie eben jenes Lied selbst, das 1818 in einem kleinen Kämmerchen mit dieser Gitarre entstand und von dort aus die ganze Welt eroberte.
Jaja, manchmal sind es die kleinen Dinge, aus denen Großes entstehen soll. Dem Schlag eines Schmetterlings gleich, aus dem ein Orkan wird, waren es in jenem Dezember 1818 die Mäuse (so sagt es die Legende), die die Orgel in der St. Nikolai Kirche in Oberndorf bei Salzburg verstummen ließen und einer Gitarre zum großen Auftritt verhalfen. Die stille Nacht wurde am Heiligen Abend von einem Lied durchbrochen, das auch heute noch zu Weihnachten erklingt und die Herzen der Menschen berührt. Auf der ganzen Welt. Heuer jährt sich die ‚Stille Nacht des Jahres 1818′ zum 200. Mal. Grund genug, einmal einen etwas genaueren Blick auf Mohrs Gitarre zu werfen und ihr auf ihrer Reise um die Welt zu folgen, die sie schließlich für immer ‚nach Hause‘ nach Hallein führte.
Joseph Mohr war ein einfacher Mann. Ein Priester. Und genauso einfach war auch seine Gitarre. Trotzdem hatte er sie ein Leben lang und verbrachte viele Stunden damit, auf ihr zu musizieren. Alleine oder auch gemeinsam mit anderen. Einer von ihnen war Josef Felser, Schulgehilfe in Altenmarkt und begeisterter Musikant. Beim gemeinsamen Spielen in Wagrain erzählte Mohr einmal, dass auf eben jener Gitarre auch das Lied Stille Nacht entstanden sei und auch uraufgeführt wurde. Damals, am Abend des 24. Dezembers anno 1818. Nach dem Tod Joseph Mohrs 1848 erwarb Felser die Gitarre und ihre Reise begann. Zuerst nach Kuchl, wo sie in der Gaststube des Täublwirt verwendet und bei einer Schlägerei beschädigt wurde.
1911 wurde das Instrument dem Enkel des Komponisten Franz Xaver Gruber, der auf Mohrs Gitarre die Begleitung zu Stille Nacht komponierte, Felix Gruber, zum Hochzeitsgeschenk gemacht. Wenige Jahre später ging sie dann in den Besitz der Stadt Hallein über und der Irrglaube verbreitete sich, es handle sich dabei um Grubers Gitarre.
1956, mittlerweile hatte das Lied ‚Stille Nacht‘ die ganze Welt erobert, ging das Instrument dann auf große Reise. Auf Ersuchen der ‚National Arts Foundation‘ hieß die erste Station Dallas, wo die Gitarre gemeinsam mit der Originalfassung des Stückes von Franz Xaver Gruber ausgestellt wurde. Das Interesse und die Begeisterung waren überwältigend! Von Texas aus ging die Reise weiter nach Montreal in Kanada, wo die Gitarre, die damals bereits auf 1.000.000 Dollar versichert war, erneut ausgestellt wurde.
Das große Echo in Übersee weckte schließlich auch das Interesse der deutschen Politik. Willi Brandt, damals noch regierender Bürgermeister des geteilten Berlins und späterer Bundeskanzler, wandte sich mit der Bitte an das offizielle Hallein, die Gitarre doch auch in seine Stadt zu schicken und den Menschen besondere Weihnachtsfreuden zu schenken. Natürlich wurde dieser Bitte entsprochen. Danach kehrte das Instrument wieder ins SalzburgerLand zurück. Nach einer weiteren Reise in die USA im Jahr 1976, einigte man sich in Hallein darauf, folglich von Verleihungen abzusehen. Seitdem ist Mohrs Gitarre permanent im Stille Nacht Museum des Keltenmuseums zu sehen.
STILLE NACHT MUSEUM HALLEIN
Gruberplatz 1
5400 Hallein
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