Eine Moorwanderung ist wie eine Entdeckungsreise in eine längst vergangene Zeit. Im Salzburger Flachgau, nur wenige Autominuten nördlich der Stadt Salzburg, wartet der Bürmooser Moorerlebnis-Rundweg darauf, entdeckt zu werden. Ein beeindruckendes, abwechslungsreiches Natur-Schauspiel für die ganze Familie und eine wunderbare Alternative zum sonntäglichen See- oder Bergausflug mit Kind und Kegel. Der etwas andere Ausflugstipp im SalzburgerLand.
„Nur wo du zu Fuß warst, bist du wirklich gewesen“, sagte schon Wolfgang von Goethe. Also machen wir uns auf, den Moorerlebnis-Rundweg in Bürmoos auf Schusters Rappen zu erobern.
Tierische Rekorde im Bürmooser Moor
Der Rundweg startet Nahe des Moorsees in Bürmoos und führt über im Halbschatten gelegene Waldwege, vorbei an sonnigen Feuchtwiesen und an den Rand des schönen Moorwaldes. Ein leises gluckern und glucksen begleitet uns fast den ganzen Weg – schmale Bächlein und kleine und größere Tümpel gibt es hier zuhauf. Festes Schuhwerk ist also nicht verkehrt.
Das Eintauchen in diese ganz eigene, friedliche Welt ist etwas Besonderes. Dem ursprünglichen Hochmoor mit den alten Torfstichen haftet eine geheimnisvolle Aura an, die Feuchtwiesen, Tümpel und Bäche und der naturnahe Moorwald tun ihr übrigens, um sich in der Zeit zurückversetzt zu fühlen.
Da hört man statt Straßenlärm das Weißsternige Blaukelchen zwitschern, kann Zwergtauchern beim Paddeln in einem der vielen Bäche und Tümpel zusehen oder mit etwas Glück sogar eine getarnte Waldschnepfe beobachten. Rund 100 verschiedene Vogelarten machen auf ihren Zügen Rast im Natur- und Vogelschutzgebiet Bürmooser Moor und kümmern sich hier um die Familienplanung. Darunter sind viele seltene und vom Aussterben bedrohte Arten, wie zum Beispiel die majestätische Rohrweihe, eine Habichtart. Auch zarte Libellen sind hier keine Seltenheit: Mehr als die Hälfte der rund 150 in Österreich festgestellten Libellenarten haben es sich im Bürmooser Moor häuslich eingerichtet und teilen Bäche, Tümpel und Wälder mit farbenprächtigen Schmetterlingen und schillernden Nachtfaltern. Doch nicht nur in der Luft, auch auf der Erde und in den vielen Wasserstellen gibt es einiges zu sehen, wie uns Reinhard Kaiser, Obmann des für den Rundweg verantworlichen Torferneuerungsverein Bürmoos, erzählt: „Das Bürmooser Moor ist sicherlich der bedeutsamste Amphibien- und Reptilien Lebensraum im dicht besiedelten Flachgau. Von 21 Amphibien und Reptilien im Lande Salzburg haben hier 17 Arten ihr gesichertes Zuhause. Darunter europaweit vom Aussterben bedrohte Arten wie der Kammmolch, die Gelbbauchunke und der Springfrosch.“ Der Natur- und Kulturlehrpfad Bürmoos wurde 2002 mit dem Salzburger Kulturgüterpreis ausgezeichnet.
Hilfe für ein bedrohtes Paradies
Dass dieses kleine Paradies heute als solches wahrgenommen werden kann, ist vor allem dem tatkräftigen Einsatz des Torferneuerungsvereins Bürmoos zu verdanken. Obmann Reinhard Kaiser setzte im wahrsten Sinne des Wortes alle Hebel in Bewegung, um das Bürmooser Moor zu retten: „Für mich ist das Bürmooser Moor persönlich deshalb so interessant und auch etwas Besonderes, weil es ja vor 30 Jahren durch den Torfabbau total zerstört war und durch unseren unbeugsamen Willen zu einem wertvollen Lebensraum aus zweiter Hand geworden ist“, so Kaiser. „Dahinter steckte und steckt noch immer ungeheuer viel Engagement für unsere bedrohte Natur im Moor.“
Auch für kulturell- und historisch-Interessierte hat der Rundwanderweg so einiges zu bieten. Die zahlreichen, übersichtlich gestalteten Schautafeln bieten nicht nur einen kompakten Überblick über Flora und Fauna des Moorgebiets, sondern zeigen auch auf, wie eng die Geschichte der Gemeinde Bürmoos mit dem Moor verbunden ist. Ob Torfstecher, Glasbläser oder Ziegelbrenner – sie alle waren auf die Erträge dieser rauen Landschaft angewiesen. Im neuen Torf-Glas-Ziegel-Museum in Bürmoos, nahe des Rundwegs, können zahlreiche Exponate bestaunt werden, die die Geschichte der Torf-, Glas- und Ziegelindustrie bis zur Gründung des Industrieorts Bürmoos Ende des 19. Jahrhunderts belegen. Aktuell werden Quiztafeln vorbereitet, die in Kürze entlang des Moorerlebnis-Rundwegs aufgestellt werden und Fragen zu heimischen Amphibien, Reptilien, Vögel und Blumen beinhalten.
Geführte Wanderungen durch das Schutzgebiet
Und für all jene, die an mehr spannenden Details, unterhaltsamen Geschichten und „Insider-Informationen“ interessiert sind: Reinhard Kaiser bietet auf Anfrage Führungen durch das Bürmooser Moor an. Alle drei Jahre im August gibt es auch den traditionellen „Großen Moorwandertag“, bei dem man sich anschließen kann. Zwei Stunden sollte man für eine Wanderung in etwa einplanen. „Jeder Besucher sollte sich ausreichend Zeit nehmen für seine Wanderung ins Moor,“ gibt uns Reinhard Kaiser abschließend noch mit auf den Weg. Dem können wir uns nur anschließen. Es gibt viel zu entdecken bei einem Spaziergang durch diese zauberhafte Landschaft. Und wenn hinter der nächsten Biegung eine Blindschleiche gemütlich in der Sonne liegt und den Weg versperrt: nicht erschrecken. Durchatmen und Genießen.
Nächste Termine:
24.Mai 2014, Geführte Moorwanderung.
15.8.2014, Großer Moorwandertag.
Geführte Wanderungen auf Anfrage unter r.kaiser@sbg.at.
Fotocredits:
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