Sie spielen buchstäblich in einer höheren Liga und scheinen über den Dinge zu schweben – die Kirchenorganisten. Doch nur ihr Instrument meisterhaft zu beherrschen, ist ihnen zu wenig – Taktgefühl ist im doppelten Sinne wichtig.
„Ich glaube mit dem Herzen“, sagt Bernhard Gfrerer, künstlerischer Leiter der Kirchenmusik und 1. Organist an der Salzburger Franziskanerkirche. Gleich zwischen drei Instrumenten, an denen er seine Tastenfertigkeit unter Beweis stellen kann, kann er wechseln. Am liebsten spielt Gfrerer auf der Marienorgel, die etwas versteckt an der linken Seite der Vorderkirche liegt. Bis 2003 war sie das Hauptinstrument des Gotteshauses, doch dann „initiierte“ der rührige Organist eine große Orgel auf der Empore: „Für Gott ist das Beste gerade gut genug“ – mit diesem Argument überzeugt er Provinzial und Politik, die mit gemeinsamen Kräften den Bau des Instrumentes ermöglichten. Zu Übungszwecken setzt sich Gfrerer aber auch gerne an die Antonius-Orgel, ein der Öffentlichkeit nicht zugängliches, weil im Klosterbereich untergebrachtes Instrument. „Eine Orgel muss sowohl Perfektion als auch Lebendigkeit, das Bacchantische sozusagen, zulassen“, erklärt er.
Wenn Erfahrung und Emotion aufeinander treffen
„Von den Organisten der Kajetanerkirche heißt es, sie seien frömmsten der Stadt, weil sie zum Erklimmen der Empore durch einen Beichtstuhl müssten“, erzählt Armin Kircher schmunzelnd. Sein Arbeitsplatz ist die älteste erhaltene Orgel von Salzburg, die um 1700 von Christoph Egedacher erbaut wurde. Seit 20 Jahren hat er sich der Orgel der Kajetanerkirche. „Ich begleite die Menschen durch Freude und Trauer, betrachte mich ein wenig als musikalischer Seelsorger“, erzählt er. Am liebsten spielt er Musik von Johann Sebastian Bach, „nicht wegen der Fingerfertigkeit, sondern wegen des Tiefgangs und der Zwischentöne.“ Ob er nun an der Orgel der Kajetanerkirche oder an der in der Stiftkirche zu Sankt Peter sitzt – „vieles entsteht spontan, wenn Emotionen und Erfahrung sich treffen.“
Orgel als Orchester
Auch Hans-Josef Knaust hat als Teenager die Orgel für sich entdeckt und ist nach wie vor von der symphonischen Vielfalt „seines“ Instruments begeistert: „Sie ist wie ein ganzes Orchester.“ Sie – das ist die Orgel in der Wallfahrtskirche Maria Plain im Norden Salzburgs. Erbaut wurde sie 1998 vom Luxemburger Maestro Georg Westenfelder. Seine Aufgabe: das prächtige Gehäuse aus dem 17. Jahrhundert – vermutlich von Simeon Fries – beizubehalten. Die Tasten gingen leicht wie bei einem Cembalo, erzählt Knaus, der auf dem Plainberg am liebsten Mendelsohn-Bartholdy spielt. Bach auch, etwa bei Konzerten, aber „für eine Messe ist diese Musik zu herb.“