Der Kuchler Josef Zenzmaier gehört zu den wichtigsten und bekanntesten österreichischen Bildhauern. Seine Brunnen und Skulpturen zieren Kirchen und Plätze in Stadt und Land Salzburg. Die Bronzetüren am Haus für Mozart und der Kardinal auf dem Residenzplatz in der Stadt Salzburg zählen seinen bekanntesten Werken.
Konzentriert schaut Josef Zenzmaier (80) aus dem Fenster seines Wohnzimmers in Kuchl. Er sieht einem Vogelpaar zu. Es fliegt emsig hin und her und bringt kleine Zweige und Grashalme in sein Nest. „Ist das schön!“ Begeistert leuchten seine Augen: „Ich entdecke jeden Tag etwas Neues. Das ist wie ein geistiges Bad.“
In der Nähe des Wohznzimmerfensters steht eine Staffel mit einem Bild. Die Farben grün, rot, schwarz und gelb fallen sofort auf – die Konturen von Gestalten weniger. „Ich arbeite derzeit an den Proportionen. Keine Farbe darf zu dominant wirken“, sagt er.
Zenzmaier malt und modeliert zurzeit, das was er schon immer wollte. Ohne Auftrag. Jeden Tag werkt er gemeinsam mit seinem Sohn Felix in der Werkstatt. Da ist immer etwas in Arbeit: „Steinhauen mache ich im Moment nicht so gerne, mir liegt mehr das Modellieren“, sagt der 80-jährige Bildhauer und Bronzegießer. Wachsfiguren wie eine Eule oder ein Mädchen stehen in seinem Atelier. Sie werden später in der Metallguss-Werkstatt in Bronze gegossen. „Fertig gibt es gar nicht“, sagt der Meister. „Es ist alles im Wandel. Jeder Tag bringt Neues.“ Zenzmaier könnte ein Leben lang an einer Sache arbeiten, weil für ihn nichts endgültig ist. Ein Sammler müsse daher warten können. Auftragsarbeiten wie die Bronzetüren für das Haus für Mozart in der Stadt Salzburg werden trotzdem termingerecht fertig.
Werte sichtbar machen
Bevor Zenzmaier mit einem Werk beginnt, recherchiert er akribisch und fühlt sich in das Thema ein: „Meine Arbeit soll sich immer in ein großes Konzept einfügen, das Werte sichtbar macht.“ Die Bronzetüren im Haus für Mozart zeigen zum Beispiel Szenen aus der „Zauberflöte“ und aus „Figaros Hochzeit“. Bei Zauberflöte verkörpert die Königin der Nacht die alte Zeit. Ihre Tochter Tamina das Neue, die Aufklärung und den Humanismus.
Die menschliche Gestalt steht im Zentrum von Zenzmaiers Schaffen. Seine Bronzen und Steinmetzarbeiten sind in zahlreichen Kirchen und als Freiplastiken auf öffentlichen Plätzen in Stadt und Land Salzburg zu bewundern. Den ersten kirchlichen Auftrag erhielt der Tennengauer 1959. Da schuf er die Tulpenkanzel aus Adneter Marmor für die Pfarrkirche Golling. Bereits als 13-Jähriger zeichnete und modelierte der Salzburger fleißig. Ein solides Handwerk – Holz-, Stein- und Metallbearbeiter – lernte er in der Fachschule Hallein. Danach wurde er Steinmetz. Studienaufenthalte in Paris, Rom und Mailand folgten.
Unermüdliches Schaffen
Zenzmaier war jahrelang Leiter der Bronzegussklasse der Sommerakademie Salzburg. Hier lernte er in den 50er Jahren Oskar Kokoschka und Giacomo Manzú kennen. Künstler, die zu seinen Leitfiguren wurden. Bei Manzù lernte der junge Salzburger die Metallgießerei und das Wachsausschmelzverfahren kennen. Wachs ist für Zenzmaier das Material mit dem er ausdrücken kann, was ihm am wichtigsten ist: „So eine intime, subtile Aussage kann man fast in keiner anderen Technik machen. Es ist mit weichem Wachs modelliert und dann ist dieser Augenblick festgehalten.“
Auch als 80-Jähriger arbeitet Zenzmaier täglich in der Werkstatt. Neben Figuren aus Wachs und Reliefs aus Bronze oder Stein liegen Skizzen von Frauenakten im Atelier. Zenzmaier malt und zeichnet Zeit seines Lebens. Jeden Dienstagabend gibt der Bildhauer und Maler übrigens einen öffentlichen Zeichenkurs in der HTL-Hallein. „Einfach hinkommen. Ich freue mich, über das gemeinsame Nachdenken künstlerischer Probleme“, sagt er. Auch in seiner Kuchler Werkstatt sind Besucher jederzeit willkommen.
Adresse: Josef Zenzmaier, Georgenberg 10, Kuchl
Buchtipp: Portale, Haus für Mozart, Herausgeber Kulturforum Hallein