Wenn Mario Seidl eine Sache anpackt, dann richtig. Eine Eigenschaft, die ihn zu einem der besten Nordischen Kombinierer seiner Zeit machte. Wir haben den Salzburger getroffen und mit ihm über die bisher schönsten Momente in der Karriere, seine ganz persönliche Kaffeemischung, die Leidenschaft für das Fliegen und seine Lieblingsplätze im SalzburgerLand geplaudert. Was wir dabei erfahren haben? Vielleicht dass es das größte Privileg ist, wenn man sein Hobby zum Beruf machen kann.
Mario, Skispringen, Modellfliegen, mittlerweile bist du auch noch Pilot. Woher kommt denn diese Faszination für das Abheben und Fliegen?
Das habe ich schon als kleiner Bub gehabt. Zuerst waren da die Modelle von Hubschraubern und Flugzeugen, die ich wahnsinnig gerne zusammengebaut habe. Und ich wollte auch immer testen, welches Modell am besten fliegt. Später habe ich dann so ziemlich alle Sportarten ausprobiert, die es so gibt. Fußball, Faustball, aber eben auch Langlaufen und Skispringen. Das hat mich von Anfang an fasziniert. Das Spüren des Fliegens am Körper, das war einer der Gründe, warum ich immer weitergemacht habe und es schließlich an die Weltspitze geschafft habe.

Wie kamst du dann schlussendlich zur Nordischen Kombination?
Ich glaube, eine Sache alleine auszuüben war mir immer zu wenig und zu langweilig. Außerdem haben wir bei mir zu Hause in Schwarzach mit dem Michael Gruber immer ein Vorbild und Idol gehabt, zu dem wir aufgeschaut haben. Trotzdem, den ersten Schritt müssen die Eltern gehen und einem das ermöglichen. Und so war es bei mir. Auch wenn ich in der Unterstufe des Sportgymnasium Saalfelden immer noch sehr breit aufgestellt war, hat sich dann schon irgendwann herausgestellt, dass ich ein großes Talent für das Springen und ein gutes Fluggefühl habe. Außerdem habe ich große Motivation für das Langlauftraining gehabt.
Ist die Vielseitigkeit generell eine Lebenseinstellung?
Ich glaube schon. Ich wollte immer so viele Erfahrungen wie möglich machen. In den unterschiedlichsten Bereichen, auch eben auch im Sport. Dafür ist die nordische Kombination perfekt, weil man im Trainingsalltag sehr vielfältig unterwegs ist. Einerseits hat man beim Skispringen eine sehr koordinative und Sportart, bei der man viel an Aerodynamik und dem eigenen Set-Up tüftelt. Und andererseits mit dem Langlaufen eine Ausdauersportart, bei der man sich jeden Tag aufs Neue motivieren muss. Und diese beiden Ansprüche zu vereinigen, das ist die Faszination und Herausforderung.
Findet man hier im SalzburgerLand genügend Trainingsmöglichkeiten dafür?
Dadurch, dass ich in Saalfelden in die Schule gegangen bin, habe ich fast neun Jahre dort verbracht. Für mich ist diese Zeit eine besonders schöne Erinnerung. Man hat den Zeller See in der Nähe, perfekte Loipen am Ritzensee, dann die Sprungschanze ganz in der Nähe – da haben wir alles, damit man sich in meiner Sportart gut entwickeln kann.
Was waren denn die schönsten Momente in deiner Karriere?
Im Sport wird man immer an den Erfolgen gemessen. Einer der schönsten Momente war sicher, als ich das erste Mal im Weltcup ganz oben gestanden bin. Beim Überqueren der Ziellinie zu wissen, dass ich heute der beste Kombinierer auf der Welt bin. Als Bestätigung für den Weg. Aber auch die Medaillen, die wir mit dem Team gewonnen haben, gehören das dazu und stellen Momente dar, die sich ganz tief eingebrannt haben. Die ich nie mehr vergessen werde.
Du bist ein bekennender Kaffeeliebhaber und Barista. Woher kommt diese Leidenschaft?
Das hat sich so über die Jahre als Leistungssportler entwickelt. Weil ja jeder seine Rituale für den Start in den Tag entwickelt. Gymnastik, Ernährung, jeder hat so seine Vorlieben. Der Kaffee hat mir immer sehr gut geschmeckt, ist mir aber ein bisschen sauer im Magen gelegen. Nachdem ich mich ein bisschen eingelesen habe, bin ich schnell auf die Biorösterei Herr Werner in Oberalm im Tennengau gestoßen, wo wir dann an einer speziell auf meine Bedürfnisse abgestimmte Sportlerröstung gearbeitet haben. Eine schonendere und längere Röstung die weniger auf den Magen geht und trotzdem gut schmeckt und aufputschend ist. Fortan habe ich dann immer Mühle, Wasserkocher und Filter auf Reisen mitgenommen und habe die Zubereitung meines Kaffees in das Ritual eingebaut. Und daraus wurde dann eine Leidenschaft, die ich bis heute habe. Die Röstung kann man unter dem Namen ‚Athletenröstung‘ bei Herr Werner kaufen. Mit sehr viel Input von mir.
Wie trinkst du denn deinen Kaffee am liebsten?
In der Früh mache ich mir meistens einen Filterkaffee. Frisch gemahlen und aufgegossen zum Mitnehmen in Thermoskannen auf die Loipe oder die Schanze. Am Nachmittag dann einen guten Espresso oder Cappuccino.
Bleiben wir doch noch ein bisschen bei der Vielseitigkeit. Seit 2022 bist du stolzer Besitzer einer eigenen Privatpilotenlizenz, aktuell machst du die Berufspilotenausbildung.
Ja, genau. Ich habe damit angefangen, weil ich die Liebe für das Fliegen und mein Interesse für Technik noch mehr vertiefen wollte. Immer wenn es sich ausgegangen ist, habe ich Flugstunden genommen und genieße jede Minute, die ich im Cockpit sitze. Ob mit der Family, meinen Freunden oder auch einmal alleine. Da freue ich mich wie ein kleines Kind. Das fängt an mit einer leichten Aufregung und der Vorfreude bei der Fahrt zum Flugplatz. Ähnlich wie das Gefühl, wenn ich zur Sprungschanze fahre. Der Moment des Abhebens ist dann unbeschreiblich. Vor allem wenn es so schön ist wie bei meinem Heimatflugplatz Zell am See, wo man dann gleich über den See dreht und das tiefblaue Wasser unter sich hat.
Gibt es tatsächlich Parallelen zum Skispringen?
Mein Fluglehrer war immer fasziniert, dass auch wenn ich sportlich bedingt länger Pause zwischen den Flugstunden machen musste, die Landungen sofort wieder perfekt geklappt haben. Das muss vom Skispringen kommen, hat er dann immer gelacht.
Was sind denn deine Lieblingsplätze im SalzburgerLand?
Es ist so vielfältig hier. Mittlerweile lebe ich ja im Süden der Stadt Salzburg und wenn ich an den Sommer denke, da fällt mir so viel ein. Eine coole Radtour zum Mattsee oder Trumer See – da kann man sich so richtig auspowern. Oder Stand Up Paddeln und Schwimmen am Fuschlsee oder Wolfgangsee. Im Winter ist Sportgastein einer meiner Favoriten. Letztes Jahr nach den Olympischen Spielen hatte ich die Möglichkeit, mich auf Selbstversorgerbasis im Valeriehaus einzunisten und war dann eine Woche lang ganz allein im Tal. Ich fühle mich dort extrem wohl, man kann sich beim Langlaufen oder Skitourengehen austoben und richtig abschalten. Das ist für mich ein Kraftplatz zum Akkus aufladen.
Wie schmeckt denn für die das SalzburgerLand?
Ich freue mich schon immer wieder aufs Heimkommen. Was gibt es Schöneres und Besseres, als dir nach einer langen Langlaufeinheit auf einer Hütte in den Bergen ein Bier aufzumachen und dir einen Kaiserschmarrn schmecken zu lassen? Für mich nichts!
Hast du schon Pläne für dein Leben nach der Sportkarriere?
Ich bin in meiner Karriere so weit fortgeschritten, dass man sich auch damit auseinandersetzen muss. Gott sei Dank habe ich auch andere Leidenschaften,in denen ich mich gerne verwirkliche. Nachdem ich schon einmal Privileg hatte, mein Hobby zum Beruf zu machen, wäre das jetzt mit der Fliegerei ein zweites Mal möglich. Auf der anderen Seite kenne ich auch in der Kaffeebranche so viele Leute, da kenn es schon auch passieren, dass ich einmal ein eigenes Café eröffne. Mit richtig gutem Kaffee und abendlichen Laufeinheiten oder Radausfahrten. Möglichkeiten gibt es viele.
Aktuell kämpft sich Mario, der sich bei einem viel zu weiten Sprung 2024 verletzt hat, zurück zu körperlichen Fitness und in den Weltcup. Wir drücken ihm die Daumen und wünschen alles Gute.