Haben Sie schon einmal einen lauen Sommerabend am Domplatz zu Salzburg verbracht, um dem verzweifelten Betteln eines dem Tode geweihten reichen Mannes beizuwohnen? Teilen Sie die Meinung, dass kein Komponist derart virtuos mit wunderbaren Melodien und deren orchestraler Umsetzung umgehen konnte, wie ‚unser‘ Wunderkind aus der Stadt Salzburg des 18. Jahrhunderts? Oder können Sie sich einfach nicht satt sehen an der einzigartig-imposanten Silhouette von Europas größter, vollständig erhaltenen Burganlage? Dann wissen Sie bereits, was Österreich kulturell gesehen alles entgangen wäre, wenn Salzburg damals vor 200 Jahren nicht ins Habsburgerreich eingegliedert worden wäre…
Ohne Übertreibung kann man von ‚Gänsehaut-Feeling pur‘ sprechen, wenn der arme Narr wie schon so viele Abende zuvor von den Salzburger Stadtbergen aus vom Tod gerufen wird und herzzerreißend um sein nacktes Überleben kämpft. JEEEEDERMAAAANNN!!! Kaum ein Stück wird derart eng mit einer Stadt verbunden, wie eben jener ‚Jedermann‘ von Hugo von Hoffmannsthal aus dem Jahre 1911. Seit 1920 wird er jedes Jahr im Rahmen der weltberühmten Salzburger Festspiele am Domplatz aufgeführt und hat zum internationalen Ruf dieser Festmonate der Kultur und klassischen Musik maßgeblich beigetragen. Doch auch abseits des Paradestücks gelten die Salzburger Festspiele als die international Renommiertesten seiner Art. Jedes Jahr aufs Neue versammeln sich viele Tausende Musikliebhaber in der Stadt an der Salzach und werden zu Begeisterungsstürmen hingerissen – zu Stürmen, die maximal als laues Lüftchen wahrgenommen werden würden, wäre Salzburg anno 1816 nicht Teil von Österreich geworden.
Spaziert man gemütlich durch die Altstadt Salzburgs, kann man schon einmal einem lustigen Zeitgenossen begegnen, der mit einer Flöte bewaffnet, einen hübschen Brunnen ziert. Fröhlich steht er da, der Papageno, der Vogelfänger und fast könnte man meinen, man würde sie tatsächlich hören, seine weltberühmte Melodie aus der Oper ‚Die Zauberflöte‘. Wobei ’seine‘ ja nicht wirklich stimmt, stammen Stück und Oper ja bekanntlich von ‚Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart‘, oder einfacher Wolfgang Amadeus Mozart, dem berühmtesten Sohn Salzburgs und Österreichs. Welche Bedeutung dieser für Stadt und Republik wirklich hat, merkt man, wenn man von besagtem Papagenoplatz einige Schritte weiter spaziert und sogleich den imposanten Mozartplatz samt menschen-umsäumter Mozartstatue, betritt. Mozart als Aushängeschild Österreichs in der Welt – gäbe es nicht ohne die besagten Ereignisse des Jahres 1816.
Hebt man den Blick am Mozartplatz in Richtung Süden, so sieht man hinter dem Salzburger Dom die Festung Hohensalzburg thronen. Kaum ein anderes Bauwerk prägt die wunderbare Silhouette Salzburgs so, wie Europas größte, vollständig erhaltene Burganlage. Wäre doch schade, wenn man diese ebenfalls nicht zu Österreich zählen würde.
Sie sehen, Österreich würde kulturell ziemlich beschnitten sein, wenn Salzburg nicht seit 200 Jahren Teil der gemeinsamen Geschichte wäre. Feiern wir also zusammen dieses Jubiläum. Feiern wir unser JAhr zu Salzburg.
© Titelbild: Salzburger Festspiele / Forster