Der begnadete Musiker Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) ist wohl der berühmteste Salzburger. Seine zahlreichen Werke und Briefe in originaler Handschrift sind im Autografentresor in Mozarts Wohnhaus zu sehen. Mit einem Brief und einem (angeblichen) Porträt von Maria Anna Mozart gelangten vor kurzem zwei wertvolle Neuerwerbungen in die Sammlung der Stiftung Mozarteum Salzburg.
Mozart war ein kleiner Mann. Samt Perücke erreichte er eine Größe von rund 150 Zentimetern. Im ersten Stock des ehemaligen Wohnhauses der Familie Mozart auf dem Markartplatz steht seine Figur in Lebensgröße. In der Wohnung der Künstlerfamilie sind Bilder und in Vitrinen – Briefe und Noten auf altem „Lumpenpapier“ fein säuberlich geschrieben – zu sehen. Sehr berührend ist zum Beispiel das Testament von Nannerl, der Schwester von Mozart. Sie starb als Maria Anna Freifrau von Berchtold zu Sonnenburg am 29. Oktober 1829 in Salzburg. Vier Jahre vor ihrem Tod war sie bereits blind. Daher unterschrieb sie ihr Testament zuletzt nur mehr mit drei Kreuzen.
Handgeschriebene Briefe und erste Werke
Der Weg zum Autografentresor führt in den Keller. In Vitrinen – gut geschützt und beleuchtet – sind handbeschriebene Briefe und Notenblätter zu sehen. „Mozart und seine Schwester Nannerl waren Wunderkinder“, erzählt der Leiter der Bibliotheca Mozartiana Armin Brinzing. Mit fünf Jahren soll der Bub sein erstes Stück komponiert haben. Jene, die Kurrentschrift entziffern können, erfahren unter anderem aus den Notizen des Vaters Leopold Mozart vieles über den Werdegang seiner Wunderkinder und Nannerl Mozarts Tagebucheintragungen berichten über Erlebnisse während der Reisen durch Westeuropa.
Mit einem Brief und einem (angeblichen) Porträt von Maria Anna (Nannerl) gelangten vor kurzem zwei wertvolle Neuerwerbungen in die Sammlung der Stiftung Mozarteum Salzburg. Das rätselhafte Frauenbildnis aus dem 18. Jahrhundert gilt spätestens seit dem 19. Jahrhundert als Porträt von Nannerl und ist künftig im Mozart-Wohnhaus ausgestellt.
Im März 2017 konnte bei einer Autographen-Auktion in Berlin ein Brief von Maria Anna Mozart ersteigert werden. Dieses originale Brief-Dokument aus dem Jahr 1799 mit Erinnerungen von Maria Anna an ihren Bruder ist eines der persönlichsten und aufschlussreichsten Zeugnisse über dessen Kindheit und befand sich bislang in Privatbesitz. Die Erwerbung des vierseitigen Briefs bedeutet eine außerordentliche Bereicherung für die weltweit einzigartige Sammlung an Autographen der Familie Mozart in der Stiftung Mozarteum Salzburg.
Maria Anna, verheiratete Freifrau von Berchtold zu Sonnenburg, schrieb diesen Brief am 24. November 1799 in St. Gilgen. Auf insgesamt vier Seiten stellte sie mehrere berühmt gewordene Anekdoten aus Mozarts Kindheit zusammen. Sie beziehen sich auf die Zeit der ausgedehnten Reisen und enthalten auch eine berührende Erinnerung an die besonders liebevolle Verbindung zwischen Wolfgang Amadé und seinem Vater.
Briefe, Noten, Stempel
Die Stiftung Mozarteum Salzburg umfasst etwa 200 Originalbriefe Mozarts, rund 300 Briefe seines Vaters Leopold und 100 autographe Musikhandschriften. Von Maria Anna Mozart (1751–1829) besitzt die Bibliotheca Mozartiana der Stiftung Mozarteum über 80 Briefe, Tagebuchblätter und andere Schriftstücke. Ihr kommt für die Vermittlung authentischer Informationen über Mozarts Leben und Werk zentrale Bedeutung zu. Sie war es, die die Familienkorrespondenz über Jahre sorgsam verwahrte. Dazu gehören unter anderem Leopold Mozarts Briefe aus der Zeit der Wunderkindreisen, Reisebriefe Mozarts und der Briefwechsel Mozarts mit seinem Vater während seiner Zeit in Wien. Diese Briefe, verbunden mit Maria Annas handschriftlichen Erinnerungen, waren und sind eine unschätzbare dokumentarische Quelle
Cembalo und Geige warten auf den Meister
Die Internationale Stiftung „Mozarteum“ pflegt und verbreitet das musikalische Erbe Mozarts und seiner Familie. Bereits im Jahr 1841 wurde aus diesem Grunde der „Dom-Musikverein und Mozarteum“ gegründet, aus dem 1870 die Internationale Mozart-Stiftung und 1880 die Internationale Stiftung Mozarteum hervorging.
Die Stiftung gestaltet jedes Jahr Sonderausstellungen. Dazu zählen das Leben von Maria Anna (Nannerl) Mozart und Wolfgang Amadeus Mozarts jüngstem Sohn Franz Xaver Wolfgang. Dieser war ebenfalls Komponist und Musiklehrer. Im ersten Stock des Wohnhauses der Familie Mozart befindet sich auch der Tanzmeistersaal. Hier spielte der W.A. Mozart viele seiner Werke zum ersten Mal. Das Cembalo und seine Geige scheinen hier auf ihren Meister zu warten.
Größte Bibliothek mit Werken Mozarts
Insgesamt betreut die Bibliotheca Mozartiana über 35.000 Literaturtiteln und mehr als 6000 Musikalien. Damit ist sie die weltweit größte Spezialbibliothek zu Leben und Werk Wolfgang Amadeus Mozarts. Im Rahmen von kostenlosen Spezialführungen ist sie zum Beispiel während der Mozartwoche Ende Jänner öffentlich zugänglich. Zudem stellt die Stiftung Mozarteum ihren gesamten schriftlichen Nachlass von der Familie Mozart online . „Da können sie kostenlos angeschaut, heruntergeladen und gedruckt werden“, sagt Armin Brinzing von der Bibliotheca Mozartiana.
Fotorechte: Stiftung Mozarteum Salzburg, Christine Fröschl