Wandern, reden, schweigen, zur Ruhe kommen: Das Pilgern hat seit Jahrtausenden spirituelle und religiöse Tradition. Doch es muss nicht gleich der ganze Jakobsweg sein. Tatsächlich haben Wander- und Besinnungswillige im SalzburgerLand gleich zehn verschiedene Wallfahrts- und Kreuzwege zur Auswahl. Mit Streckenlängen von 100 bis zu 1.200 Kilometer führen sie vorbei an weltberühmten Seen, historischen Städten, Almen und an Flussströmen entlang. Ganz neu hinzugekommen: Der St. Rupert-Weg vom bayerischen Waging am Chiemsee über Seekirchen im Salzburgerland bis ins oberösterreichische St. Wolfgang am Wolfgangsee.
Was ein Pilgervater können muss
Anton Wintersteller ist wohl das, was man einen Pilgervater nennen könnte. Als Pilgerbeauftragter des Tourismusverbandes ist es seine Aufgabe, Menschen auf ihrer Reise nicht nur zu begleiten, sondern ihnen für die Nächte auch ein Dach über den Kopf zu organisieren. Die Mittagsjause sowie ein gesundes und satt machendes Abendessen aufzutreiben. Doch es gehöre mehr dazu, eine Gruppe zu betreuen: „Ich habe auch eine spirituelle und geistliche Verantwortung, die Augen für den Weg zu öffnen und möchte helfen, aus der Reise innere Impulse für das eigene Leben zuhause mitzunehmen.“
Fünf Tage dauerte die Reise über den St. Rupert-Pilgerweg. Es sei ein besonderes Erlebnis gewesen, erzählt Wintersteller. Selbst für einen Weitgepilgerten wie ihn. „Man hatte immerzu den Schafberg vor Augen. Er wartete am Horizont und schien noch in weiter Ferne aber man musste: Am Ende würden wir an seinem Fuß ankommen. Mit so einem festen Ziel vor Augen lässt es sich leichter wandern.“ Besonders gerührt habe ihn die Gastfreundschaft an vielen Stationen. „Wir wurden mehrmals eingeladen, zum Beispiel in eine Seekirchner Käserei. Dabei wurden wir mit soviel Wärme empfangen, das hat mich wirklich gefreut.“ Die bunte Herbstlandschaft, die geschmückten Gärten und Häuser taten ihr übriges. Und da wäre da noch das eindrucksvolle Europakloster, ein großes Fest mit einer unerwarteten Begegnung und jede Menge gutes Essen. Aber von vorne.
In fünf Tagen von Waging nach St. Wolfgang
Tag eins, die Gruppe hat sich in Waging versammelt, um den ersten Teil der Pilgerreise anzutreten. Für die Reiseleitung erhält Wintersteller Verstärkung von drei weiteren geschulten Begleiterinnen und Begleitern. 20 Kilometer liegen jeden Tag vor ihnen, allerdings nicht ohne Pausen und anständige Verköstigung. „Sicher gibt es auch solche, die von Wasser und Brot aus ihrem Rucksack leben. Zu dieser Form von Karthasis muss man aber wirklich nicht greifen“, findet Wintersteller. Schließlich seien es gehörige Strapazen, denen man dem Körper bei einer mehrtägigen Wanderung aussetze, „da muss man sich auch was gönnen!“ So steht ein gemütlicher Absacker im Café, eine gute Suppe in der Stub’n und ein Abendessen in der Pizzeria ebenso auf dem Tagesprogramm wie die langen Wege über Stock und Stein. „Immer abhängig davon, wo man halt vorbeikommt.“ Satt, müde und glücklich lassen die Pilgerer ihre Köpfe auf die Kopfkissen des Hotels im ersten Zielort Laufen fallen.
Tag zwei soll die Wanderer bis nach Seekirchen und dort zu einem besonderen Ereignis führen: Dem Begegnungsabend der Pilgerer. Jedes Jahr kommen hier die zu-Fuß-Reisenden zusammen, um gemeinsam die Erinnerungen an die zurückgelegten Strecken und Erlebnisse wieder aufflackern zu lassen und sich auszutauschen. Es sei ein ganz besonderes Band, das die Menschen zusammenhalte, beschreibt es Wintersteller. „Die Magie am Pilgern muss man einfach erlebt haben, dann kann man es verstehen“ Bierernst ging es jedoch nicht zu: Nach einer Diashow folgen in munterer Reihe Sketche, Witze und frohe Stunden nach getaner (Pilger-)Arbeit.
Die wahre Party steigt jedoch an Tag drei. Zur offiziellen Eröffnung des St. Rupert-Pilgerwegs gibt es frische Brez’n, eine Ansprache der Seekirchner Bürgermeisterin – und einen, besser gesagt mehrere Überraschungsgäste. Mehr oder weniger spontan hat sich eine Gruppe asiatischer Männer und Frauen den Festlichkeiten angeschlossen. Eine Delegation aus Laos, Kambodscha und Vietnam, wie sich herausstellt. Delegiert, um Augenzeuge von etwas zu werden, das im europäischen Raum bereits selbstverständlich wirkt. Das friedliche Zusammenarbeiten von Grenzgebieten, in diesem Fall Bayern und das SalzburgerLand. Dass unter den Reiseleitern neben Wintersteller auch eine Bayerin dabei ist, sei schließlich kein Zufall. Einfach fröhlich über die Grenze pilgern, sei in vielen asiatischen Ländern wohl leider nicht möglich.
Das Europakloster, einer der großen Meilensteine des St. Rupert-Weges, erreicht die Gruppe an Tag vier. Hier erhält jeder einzelne der Pilgerer einen persönlichen Segen für die Weiterreise. Dieser fruchtet, an Tag fünf ist das Ziel des Fußmarsches erreicht: St. Wolfgang am See. Die perfekte Belohnung? Eine Schifffahrt über den Wolfgangsee! Beim Pilgern seien zwar keine Transportmittel erlaubt, doch glücklicherweise kennt Wintersteller die Ausnahme: „Das Wasser mit dem Schiff überqueren, das dürfen Pilgerer. So ist es Tradition.“
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Fotocredits: Wintersteller