Ein sehr geheimnisvoller und charismatischer Mensch muss er gewesen sein, der Jakob Koller, oder Zauberer-Jackl, wie man ihn bis heute im Salzburgischen kennt. Seine Mutter, Barbara Koller, war Abdeckerin im Raum Werfen. Also jene Frau, die Tierkadaver wegräumte und daraus Tinkturen und Cremen machte. Als solche war sie von der Bevölkerung größtenteils geächtet. Nach der zeitgenössischen Bezeichnung ihres verachtenswerten Berufs wurde sie auch Schindler-Bärbel und ihr Sohn Schindler-Jackl gerufen. Als man sie im Jahr 1675 beim Opferstockdiebstahl erwischte, wurde sie wegen Hexereiverdacht festgenommen. Unter harter Folter gestand sie, tatsächlich eine Hexe zu sein und mit dem Teufel im Bunde zu stehen. Außerdem wäre ihr Sohn ein Zauberer und gemeinsam hätten sie nicht nur zahllose Kirchen ausgeraubt, sondern auch Schadzauber über sie abweisende Bauern ausgesprochen. Mit der Hinrichtung seiner Mutter im August 1675 auf der Richtstätte in Salzburg Gneis wurde Jackl 20-jährig nicht nur zum Vollwaisen, sondern auch zu einem der meistgesuchten Menschen des Landes. Seine Flucht in die Wälder und Berge sollte eine der grausamsten Hexenverfolgungen des Alpenraumes auslösen, die auch vor kleinen Kindern nicht Halt machen würde.
Ein Mythos – bis heute
Jackl tauchte unter und wurde zum Mythos. Denn obwohl sowohl der Erzbischof von Salzburg, zu dieser Zeit Max Gandolf von Kuenburg, als auch der bayerische Kurfürst ein ständig wachsendes Kopfgeld auf ihn aussetzten, blieb er verschwunden. Und wurde zu einer der gefürchtetsten Personen seiner Zeit. Es hieß, er könne sich unsichtbar machen und hätte außerdem die Fähigkeit, sich in einen Wolf zu verwandeln. Ja, es waren abergläubische Zeiten.
Nachdem sich seine Spuren immer mehr verloren und nur mehr Legenden über den Jackl zu vernehmen waren, gerieten Bettelkinder nach und nach ins Visier der Behörden. Diese sollen sich um ihn geschart und ihn bei seinen kriminellen Machenschaften unterstützt haben. Außerdem hätte er sie im schwarz-magischen Katzen-, Mäuse- und Schwarze-Vögel-Machen unterrichtet und sie ebenfalls zu Hexern gemacht haben. So die Anklage. Dahinter steckte natürlich der Versuch, auf legale Art und Weise das Bettelproblem in den Griff zu bekommen, das damals im Land aufkeimte.
Die Salzburger Zauberbubenprozesse
„Hast du den Zauberer-Jackl gekannt?“ So lautete die Frage von Hofrat Sebastian Ziller, Richter und Ankläger in Personalunion. Einer der Ersten, die sich nicht mehr aus der Affäre reden konnten, war der 14-jährige Dionysus Feldner, auch Dreckstierer genannt. Vielleicht ahnte er auch nichts Böses, als er antwortete, gemeinsam mit Jackl und der krummen Vroni unterwegs gewesen zu sein. Doch damit unterschrieb er sein Todesurteil. Und es sollten noch viele folgen.
Insgesamt wurden zwischen 1675 und 1690 232 Menschen der Hexerei angeklagt. Die jüngsten von ihnen waren nicht älter als drei Jahre. Um der Folter und dem sicheren Tod am Scheiterhaufen zu entgehen, nannten sie immer weitere Namen, die mit Jackl in Verbindung gestanden haben sollten. 167 der Angeklagten, die meisten männlich und zwischen 10 und 21 Jahre alt, wurden hingerichtet. Doch der Zauberer-Jackl tauchte trotzdem nicht mehr auf.
Der Sage nach, hielt er sich überall und nirgends auf. Diejenigen, die ihn gesehen haben wollen, sprachen in großer Angst über ihn. Gar manch einer will gesehen haben, dass er aus Holz Späne schnitt, die sich sofort in Mäuse verwandelten, weshalb man ihm auch den Namen ‚Mäusemacher‘ gab. Mit den anderen Zauberern und Hexen des Landes soll er einen Bund geschlossen haben, ja diese sogar angeführt haben.
Magie am Speiereck
„Die Aufnahme in diesen Bund geschah hauptsächlich bei den nächtlichen Zusammenkünften der Zauberer und Hexen auf dem Speiereck, wo Hexentänze und andere teuflische Lustbarkeiten abgehalten wurden. Sie geschah durch den „Gangerl“ unter Beistand eines „Stiefgöthen“ (Teufel, Kasperl, Jackl usw.) in Form einer Taufe, bei welcher demjenigen, welcher in den Zauber- oder Hexenbund aufgenommen wurde, die alte Taufe vom „Hirn“ weggerieben („abgeripelt“, abgekratzt) wurde, wobei er auch einen Namen, meist von Tieren, als: „Kräratz“, „Hirschenhorn“, „Kröte“, „Hasenfuß“ usw., erhielt.“ (Michael Dengg, Lungauer Volksleben. Schilderungen und Volksbräuche, Geschichten und Sagen aus dem Lungau, Tamsweg 1913)
Wie es schließlich mit dem Jackl zu Ende ging, kann bis heute nicht sicher erzählt werden. Die Sage jedenfalls geht von einer Läuterung aus. Als nämlich der Mäusemacher eines Tages auf seiner Wanderschaft bei Tamsweg einem frommen Kapuzinerpater begegnete, fragte er diesen, wie man denn nun himmlische Glückseligkeit erlangen könne. Durch dessen Antwort ergriff den Jackl eine derart große innere Reue, dass er sich selbst als Zauberer auslieferte und später als solcher auch hingerichtet wurde.
Wo genau in dieser Geschichte der schmale Grat zwischen Geschichte und Historie verläuft und ob der Zauberer-Jackl vielleicht heute noch in der Bergwelt des SalzburgerLandes einsam herumstreicht, kann an dieser Stelle leider nicht erzählt werden. Sicher ist jedoch, dass man sich auch heute noch in finsteren Nächten Geschichten erzählt, die mit ihm in Verbindung stehen.
Was ist Ihre Lieblingssage aus dem SalzburgerLand? Wir würden uns freuen, sie zu hören…