Ein gutes Buch, eine Tasse warmer Tee, eine kuschelige Decke und der gemütliche Winter-Lese-Abend kann beginnen!
„Er saß am großen, steinernen Fürstentisch, mit dem Rücken zum Schloss, das Gesicht der Rundung des Theaters zugewandt. Die Fackeln warfen bizarre Lichtstreifen auf die Figur des römischen Kaisers Marc Aurel, der aus steinerner Ruhe aus der zentralen Wandnische die Szenerie überblickte. (…) Er drehte sich langsam um. Nur schön lässig bleiben, hallte es durch die vom Alkohol benebelten Gedanken in seinem Kopf. Er war überrascht, als er von schräg oben einen länglichen Schatten auf sich zufliegen sah. Er liebte Überraschungen. Aber auf diese hätte er gern verzichtet. Es war noch dazu die letzte in seinem Leben (…)“
Autor Manfred Baumann entführt seine Leser in die berühmten Hellbrunner Wasserspiele vor den Toren der Stadt Salzburg. Während sich untertags unzählige Touristen über die Wasserspäße amüsieren, wird der Ort im Buch zum Schauplatz privater Krisen und tödlicher Bedrohungen. Kommissar Martin Merana, der schon in Baumanns erstem Roman „Jedermann“ erfolgreich auf Mörderjagd war, ermittelt diesmal in einem verwobenen Doppelmord in Salzburger besserer Gesellschaft. Der erste Tote, Gartenamtsdirekter Edmund Rilling, wird nach einem rauschenden Fest anlässlich seines 50sten Geburtstags in den frühen Morgenstunden erschlagen am Fürstentisch aufgefunden. Und hier beginnt die knifflige Ermittlungsarbeit des sehr menschlich und sympathisch gezeichneten Kommissars und seines Teams.
Nebenbei erfährt der Leser Wissenswertes und Interessantes über den Schauplatz – detailverliebt und poetisch beschrieben. Auch die Salzburger Altstadt mit ihren großen Plätzen, verborgenen Durchgängen und Gassen wird zum Schauplatz. Salzburger Originale spielen ebenso eine Rolle wie die Kaffeehauskultur. Immer wieder rückt auch der Pinzgau ins Geschehen, wenn Merana an seine dort lebende Großmutter denkt, bei der er aufgewachsen ist.
Spannend bis zur letzten Seite, lösen sich die verwobenen Handlungsfäden erst ganz zum Schluss auf – und das Ende ist ein Überraschendes. Während Merana in Gedanken die Geschehnisse Revue passieren lässt, beschreibt der Autor eine wunderbare Morgenstimmung im Schlosshof von Hellbrunn:
„Er schloss die Augen und versuchte, die Umgebung einfach zu spüren: das Schloss, die Gärten, die Teiche. Das unvergessliche Ambiente dieses rätselhaften Ortes, wo in den letzten Tagen so viel geschehen war. (…) Er würde, wenn die Sonne aufgegangen war, in den Park gehen und langsam um den Weiher schlendern. Den Stören zuschauen. Sich an den Sockel lehnen, auf dem die Einhörner drohnten. (…) Plötzlich hörte er die Stimme eines Vogels. Eine erste zaghafte Vogelstimme in der Morgenstille (…) Auf der oberen Rundung des Schlossdaches zeugte sich ein erstes Aufblitzen, die Reflexion von Licht. Um Punkt 5.37Uhr ging an diesem Sonntag, dem 22. Mai, in Hellbrunn, im Süden der Stadt Salzburg, die Sonne auf.“
Prädikat: Absolut lesenswert. Für Salzburg Fans und solche, die es werden wollen. Und wer Hellbrunn kennt, wird es beim nächsten Besuch mit anderen Augen sehen.
- Baumann, Manfred (2011): Wasserspiele. Ein Salzburg-Krimi. Gmeiner Verlag.
Weiters erschienen:
- Baumann, Manfred (2010): Jedermanntod. Ein Salzburg-Krimi. Gmeiner Verlag.
- Baumann, Manfred (2012): Zauberflötenrache. Ein Salzburg-Krimi. Gmeiner Verlag.
Fotocredit © Ulli Hammerl