Die Salzach fließt vor sich hin. Durch Salzburg und seit Herbst 2013 zudem durch ein neues Wasserkraftwerk – die Sohlstufe Lehen. Abgesehen von sauberer Energie ermöglicht es die Fischwanderung, versorgt 23.000 Haushalte mit Strom und „hat“ einen Biber. Zumindest hat ihn die Überwachungskamera beim Monitoring des Fischaufstiegs im Jahr 2016 geblitzt. Das SalzburgerLand-Magazin war vor Ort und ließ sich einige G’schichtln von Kraftwerksleiter Franz Zillner erzählen.
„Da sieht man, dass das Kraftwerk von Mensch und Tier angenommen wird“, lobt Franz Zillner die gesamte Situation in Verbindung mit der Sohlstufe Lehen, während er mit hochgekrempelten Ärmeln im karierten Hemd auf die Menschen deutet, die auf grünen Wiesen-Fleckchen am Glankanal den sonnigen Nachmittag genießen. Das Bild bietet Idylle pur: Hunde springen in die Luft und fangen Frisbees, die Glan hört man leicht rauschen und die Salzburger liegen auf Handtüchern im Gras.
Apropos liegen: Neben den Wiesen liegt ein Umgehungsgerinne des Glankanals, welches extra beim Bau der Sohlstufe angelegt wurde. Somit haben die Fische – nachdem die Sohlstufe dies hier vor dem Kraftwerksbau nicht ermöglicht hatte – zwei Möglichkeiten für ihre Wanderung, einerseits über den technischen Fischaufstieg beim Kraftwerk durch die sogenannte „Lockströmung“ oder eben über das vorhin erwähnte Umgehungsgerinne. Bei der „Lockströmung“ wird eine erhöhte Strömung am Rand der Salzach am Kraftwerk erzeugt, welche den Fischen signalisiert, dass sie hier entlang schwimmen sollen. Franz Zillner erläutert dazu: „Es gibt Wasserrahmen-Richtlinien für den Fischbestand von der EU – durch die neue Sohlstufe können die Fische nun von der Stadt Salzburg bis in den Pinzgau schwimmen.“
Kraftwerksleiter Zillner zeigt auf den etwa sieben bis acht Meter hohen Grashügel neben den Grünflächen und verrät, dass sich an dieser Stelle der Bauhügel und somit die Zentrale während des dreijährigen Baus des Wasserkraftwerks befunden hat. Nach dem Spaziergang um den Glankanal steht man rasch wieder vorm Kraftwerk, dessen Architektur beeindruckend aus der Salzach hervorragt. Franz Zillner erwähnt explizit in Bezug auf das besiedelte Gebiet rund um die Sohlstufe Lehen: „Natürlich war es für die Anrainer keine Freude während der Bauzeit, es gab eine Lärm- und Staubbelastung. Aber nachher hat man ein ruhiges Kraftwerk, man erzeugt sauberen Strom und hat ein Naherholungs-Gebiet für Lehen und Itzling.“ Zusätzlich betont er den langlebigen Nutzen des Ökostrom erzeugenden Bauwerks: „Das Kraftwerk hat eine ‚Lebenserwartung‘ von über 100 Jahren. Man muss es aber natürlich immer wieder modernisieren.“
Beim Eintritt in das 85 Millionen Euro teure Kraftwerk fällt einem neben einigen Fotos der Bauphase an den Wänden im Stiegenhaus aber vor allem auf, wie neu das Kraftwerk noch „riecht“ – selbst nach bisher etwa dreieinhalb Jahren Betrieb. Vor der Inbetriebnahme am 13. September 2013 erfolgte im Juni desselben Jahres ein sogenannter Probebetrieb. Dabei bewährte sich sogleich das Kraftwerk mit seinem verstärkten Hochwasserschutz, als Mitte Juni die Salzach durch das Hochwasser erheblich anstieg.
Bei der exklusiven Führung für das SalzburgerLand-Magazin konnte auch ein Blick durch eine Bodenluke auf einen der ockerfarbigen Generatoren erhascht werden. Nach einigen weiteren Schritten über den hellblauen Boden und durch die nächste Tür erreicht man den Kontrollraum, wo am Monitor ersichtlich ist, welche Menge an Wasser just im Moment durch das Kraftwerk befördert wird: Im Moment sind es 150 Kubikmeter pro Sekunde, möglich sind bis zu 250.
Stichwort Kommandozentrale: Auf einem zweiten Monitor sind Daten von sechs weiteren Laufwasserkraftwerken im Bundesland Salzburg erkennbar – hier können etwa Leistung und Durchflussmenge vom Kraftwerk in Urstein, Hallein oder beispielsweise vom Speicherkraftwerk Strubklamm auf der Bildschirm-Anzeige abgelesen werden.
Das Wasser ermöglicht im Bundesland Salzburg durch die gesamten Kraftwerke der Salzburg AG eine Deckung des Energie-Bedarfs von 50 Prozent, so Franz Zillner. Zudem merkt man die Freude des Kraftwerksleiters an seiner Arbeit: „Ich mach das jetzt schon 16 Jahre – und ich arbeite gern mit Menschen und mit der Technik. Alleine mache ich das nicht, wir sind 15 Mitarbeiter in der Kraftwerk-Truppe. Man braucht ein gutes Team, damit das dementsprechend gut funktioniert.“
Wasserkraft, die gut funktionierende saubere Energie erzeugt, im SalzburgerLand gewonnen wird und durch die Gestaltung der Umgebung Erholung für die Menschen ermöglicht, ist wohl an Mehrwert kaum zu überbieten.
Fotocredit Titelbild: © Salzburg AG