Auf dem Baumgartengut in Thalgau unweit des Fuschlsees lebt und arbeitet Maria Ebner samt Familie und Tieren. Ihre 18 Milchkühe geben so viel Milch, dass sie dreimal am Tag gemolken werden. Das liegt nicht nur an der Rasse, sondern auch an dem schönen Leben, das sie hier führen.
Mallorca liegt neben Marbella. Trinidad neben Tennessee. Und Glück mittendrin. Geografisch gesehen eine gewagte Behauptung, aber am Baumgartengut in Thalgau dennoch richtig. Denn gemeint sind keineswegs Insel- und Bundesstaaten, sondern prächtige Milchkühe. Die tragen unorthodoxe Vornamen, liegen wiederkäuend im Stroh und scheren sich kein bisschen um Erdkunde. Wozu auch? Wenn sie auf der Weide grasen oder auch nur einen Blick durch die geöffnete Stalltür werfen, sehen sie ohnehin das, wovon die meisten Menschen nur träumen: Ein Fleckchen Erde, das so schön ist, dass es an das verloren gegangene Paradies erinnert. Ein kitschiger Vergleich, der sich angesichts der herbstlichen Idylle dennoch aufdrängt: Die Wäsche flattert auf der Leine zwischen den Apfelbäumen, die voller Früchte hängen, der Schober erhebt sich markant über dem Fuschlsee, die Hühner picken im Gras und Hündin Luna wartet im Schatten auf ihre Chefin. Und das ist ohne Zweifel Bäuerin Maria Ebner, die mit festem Händedruck und breitem Lachen die Sache mit den Vornamen ihrer Milchkühe aufklärt: „Allesamt schöne Plätze auf dieser Welt, die ich aber selber wohl nie im Leben sehen werde.“
Über das Leben als Landwirtin
Warum das so ist, ist schnell erklärt: Maria Ebner ist Landwirtin mit Leib und Seele. Ihren Bauernhof und ihre Tiere verlässt sie so selten wie möglich und nur so kurz, wie es wirklich sein muss. Als drittes von vier Kindern war sie eigentlich nicht dazu bestimmt, den Hof ihrer Eltern zu übernehmen. Doch wie so oft im Leben, kommt es anders als geplant: Ihre beiden älteren Brüder entschieden sich fürs Weggehen. Maria blieb und das voll Freude. Die Arbeit auf dem Hof und mit den Tieren ist ihr Leben –, Beruf und Berufung zugleich. 18 schwarz-weiß gefleckte Holstein-Rinder stehen in ihrem Stall und noch einmal so viele Kälber und Kalbinnen: Diese Rasse sieht man eher selten im SalzburgerLand, am Baumgartengut in Thalgau werden sie schon seit den frühen 1960er Jahren gezüchtet. Holstein-Rinder zählen zu den weltweit bedeutendsten Milchviehrassen und Maria Ebner geht dreimal täglich in den Stall, um die Tiere zu melken: Sage und schreibe zwischen 40 und 60 Liter Milch gibt eine Kuh pro Tag. Im Sommer und Herbst verwendet Maria einen Teil der Milch, um für die hofeigene Mostschenke zu käsen: Der Großteil aber wird rund ums Jahr an die SalzburgMilch geliefert. Maria Ebners älteste Kuh ist 13 Jahre alt, hat elf Kälber geboren und in ihrem Leben über 120.000 Liter Milch gegeben. Nur eine Kuh, der es wirklich gut geht, wird jedes Jahr trächtig. Und nur ein Kälbchen pro Jahr garantiert, dass die Kuh auch Milch gibt.
Tipp: Wer Maria Ebner und ihre Kühe besuchen möchte, kann dies gerne tun. Das Baumgartengut in Thalgau ist auch eine Mostschenke, die ganzjährig geöffnet ist und in der ausschließlich hausgemachte Köstlichkeiten vom eigenen Hof aufgetischt werden. www.baumgartengut.at
Vom Leben einer glücklichen Milchkuh
Wir haben Milchkuh „Glück“ ein paar Fragen gestellt. Maria Ebner half uns bei der Übersetzung:
Glück, warum wirst du eigentlich im Herbst geschoren?
Weil Kühe eine hohe Körpertemperatur von über 38 Grad haben und wir die Kälte lieber mögen als die Wärme: 5 Grad Außentemperatur sind für uns ideal. Da wir im Winter viel mehr Zeit im Stall verbringen als im Sommer, werden wir geschoren, damit wir drinnen nicht ins Schwitzen kommen.
Was magst du so richtig gern?
Am liebsten mag ich es, von vorne bis hinten umsorgt zu werden und Streicheleinheiten zu bekommen. Dass unsere Bäuerin Maria dreimal täglich zum Melken kommt, ist super. So weiß sie, wie es uns geht und hat immer ein waches Auge auf uns. Wir lieben den persönlichen Kontakt zu ihr. Gutes Fressen mögen wir auch und das ist auch enorm wichtig, damit wir gesund alt werden. Außerdem mag ich es, dass wir in den Sommermonaten die ganze Nacht im Freien sind und während der Hitze am Tag im Stall ausruhen dürfen.
Warum bekommst du jedes Jahr ein Kälbchen?
Weil ich ohne Kälbchen auch keine Milch geben würde und dafür bin ich nun mal da. Nachdem ein Kälbchen nach neun Monaten Tragezeit auf die Welt gekommen ist, sorgt Maria mit dem Samen eines prächtigen Zuchtbullen dafür, dass ich innerhalb von 80 Tagen wieder trächtig werde. Das sichert den Kreislauf der Milchwirtschaft.
Warum stehen deine Kälbchen in diesen kleinen weißen Iglus?
Gleich nach der Geburt erhalten meine Kälbchen zehn Tage lang meine Milch, das sogenannte Colostrum. Da steckt alles drin, damit die Kälber ein starkes Immunsystem aufbauen können und ihre Mägen und der Darm gut ausgebildet werden. Zwei Wochen lang leben sie dann in den kleinen weißen Iglus, da ihr Immunsystem für den Stall noch nicht stark genug ist: Sie haben also eine kurze Zeit der Quarantäne. Danach kommen sie zurück in die Kälbergruppe – ein richtiger Kindergarten im Stroh.
Was bezweckst du mit dem Wiederkauen?
Würde ich nicht wiederkauen, könnte ich keine Milch produzieren. Wiedergekaut werden Pflanzenfasern, wie sie etwa im Gras stecken: Beim Wiederkauen produziere ich an die 60 Liter Speichel täglich, daher trinke ich auch über 100 Liter Wasser am Tag. Die wiedergekauten Fasern sorgen in meinem Vormagen, dem Pansen, dafür, dass sich die Mikroorganismen so richtig schön vermehren. Diese Magenbakterien verwandeln Gras in Eiweiß, das ich selbst verdaue und nur so produziere ich diese Menge an Milch.