Werfenweng hat sich ganz der sanften Mobilität verschrieben. Im Zentrum steht ein innovatives Konzept, das Gäste ermutigt, auf ihr eigenes Auto zu verzichten. Doch wie funktioniert das in der Praxis? Wir sprachen mit Werfenwengs E-Fuhrpark-Betriebsleiter Matthias Mayerhofer über Entwicklungen, Herausforderungen und Geschichten, die seinen Arbeitsalltag prägen.
In Werfenweng hat sanfte Mobilität Tradition
„Das Konzept der sanften Mobilität gibt es in Werfenweng schon seit gut 20 Jahren“, erklärt Matthias Mayerhofer gleich zu Beginn. „Ich bin erst seit 2015 dabei, aber die ersten Gedanken stammen noch aus den späten 90ern, als die ersten Renault Clio E-Autos im Einsatz waren.“ Anfangs sei das System experimentell gewesen, mit Prototypen und zeitweilig sogar Biogas-Fahrzeugen, berichtet er. Doch mit den Jahren habe sich das Angebot professionalisiert. Seit 2015 gibt es auch ein Carsharing-System, das mit einem elektronischen Fahrtenbuch und einem unkomplizierten Reservierungssystem arbeitet. „Damit bedienen wir nicht nur den Tourismus, sondern auch die Einheimischen, die das Angebot gerne nutzen“, weiß der E-Fuhrpark-Betriebsleiter.
Die Fahrzeugflotte hat sich seitdem stetig weiterentwickelt. Die Palette reichte über die Jahre vom Renault Zoe über den BMW i3 bis hin zum modernen Cupra Born. Trotz pandemiebedingter Einschnitte baut Werfenweng den Fuhrpark aktuell wieder aus. „Unser Ziel ist es, den Gästen ein umfassendes Mobilitätsangebot zu bieten, damit sie ihr Auto vor Ort stehen lassen und sich dennoch flexibel bewegen können“, erklärt Mayerhofer. „Die Werfenweng-Karte, mit der auch die Shuttles und Ortstaxis genutzt werden können, ist dabei ein Schlüsselinstrument.“
Interesse, Neugier oder Skepsis?
Doch wie reagieren die Gäste auf das Angebot? „Prinzipiell sind sie sehr offen“, so Mayerhofer. Viele nutzen die Gelegenheit, um ein Elektroauto auszuprobieren: „Gerade Gäste, die überlegen, sich ein eigenes E-Auto anzuschaffen, kommen hier voll auf ihre Kosten. Sie können verschiedene Modelle testen, ohne Verpflichtungen einzugehen.“ Dennoch gibt es Hemmschwellen: „Manche sind unsicher wegen der Reichweite oder wissen nicht, wie das Laden funktioniert“, berichtet Mayerhofer. Hier setzt die persönliche Beratung an: „Wir gehen individuell auf die Gäste ein und erklären ihnen, wie alles funktioniert. Und oft kommen sie positiv überrascht zurück.“
Besonders spannend findet Mayerhofer die Unterschiede zwischen den Gästen verschiedener Herkunftsländer: „Unsere holländischen Besucher*innen reisen oft mit der Bahn an und sind daher sehr aufgeschlossen. Sie nutzen das Angebot intensiv. Bei anderen wiederum merkt man, dass das Thema Elektromobilität noch nicht so etabliert ist.“
Flexibilität ist gefragt: Wenn der Akku doch mal leer wird
Die Arbeit als E-Fuhrpark-Betriebsleiter bringt nicht nur logistische Herausforderungen, sondern auch erheiternde Erlebnisse mit sich. Matthias Mayerhofer erinnert sich schmunzelnd an eine Familie, die mit einem BMW i3 über die Großglockner Hochalpenstraße fahren wollte: „Ich habe ihnen versichert, dass das klappt und sie erstaunt sein werden, mit wie viel Akkukapazität sie zurückkommen werden.“ Am Nachmittag riefen die Familie jedoch an, weil sie auf der Heimfahrt einen kleinen Umweg genommen haben, nur mehr wenig Akku hatten und eine Ladestation nicht freischalten konnten. „Es war kurzzeitig eine verzwickte Situation, aber wir konnten das Problem dann schnell lösen und eine Ladesäule in Bad Gastein mithilfe der Salzburg AG freischalten. Am Ende kamen sie sicher an.“ Solche Geschichten zeigen, wie wichtig Flexibilität und schnelle Problemlösungen sind. „Mit moderner Technik wie Fernwartung lassen sich viele Probleme unkompliziert lösen“, betont Mayerhofer.
Werfenweng als Vorreiter der sanften Mobilität
Die Zukunft der sanften Mobilität in Werfenweng sieht der E-Fuhrpark-Betriebsleiter optimistisch: „Wir arbeiten an Konzepten, die die lokale Mobilität noch besser verknüpfen sollen, etwa durch E-Bikes für Ausflüge zu nahegelegenen Sehenswürdigkeiten wie der Eisriesenwelt, der Burg Hohenwerfen oder den Klammen. Gerade für Familien mit Kindern kann das eine große Bereicherung sein.“ Auch die Rolle als Vorbildregion für andere Gemeinden sieht er als entscheidend. „Wir haben viele Anfragen von anderen Gemeinden, die unser Konzept interessant finden und sich hier Tipps von uns holen.“
Mayerhofer weiß aber trotz all der guten Rückmeldungen auch, dass Nachhaltigkeit und sanfte Mobilität nicht nur Zukunftsthemen, sondern vor allem auch wirtschaftliche Herausforderungen sind. „Es braucht Unterstützung von den Gemeinden und anderen Akteur*innen, um solche Projekte langfristig erfolgreich zu machen. Denn die Nachfrage zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und unsere Ideen und Energie auf jeden Fall noch weiter investieren sollten.“