Unzählige Bräuche ranken sich um das Ende des Winters und die Dankbarkeit der Menschen in den Bergen, diesen heil überstanden zu haben. Eines davon, das ‚Sauhaxnopfer‘, war über viele Jahrhunderte vergessen und wurde erst durch Pfarrer Valentin Pfeifenberger (1914–2004), dem ‚Bischof vom Lungau, ausgegraben und seither in der kleinen Gemeinde Thomatal wieder gelebt…
Man kann sich heute nur mehr schwer vorstellen, was es für die ländliche Bevölkerung der Salzburger Gebirgsgaue in früheren Zeiten bedeutet haben muss, wenn der Winter nach langen, dunklen Monaten seine eisigen Krallen einzog und dem Frühling mit seinen grünen, saftigen Wiesen Platz machte. Die Menschen konnten endlich wieder warme Sonnenstrahlen auf der Haut spüren und auch die Wege aus den engen Tälern wurden nach und nach von den Schneemassen befreit und begehbar. Um ihre Dankbarkeit auszudrücken entstanden an vielen Plätzen des Landes verschiedenste Riten und Bräuche, um dem Winter auf Wiedersehen zu sagen und den Frühling herzlichst zu begrüßen.
Der Winter, der borstige Saubär
Nach altem Volksbrauch wird der Winter als borstiger, alter Saubär (männliches Schwein) dargestellt. Ein solcher also, auf den man immer schon gut und gerne verzichten konnte. Anlässlich des Thomataler Georgirittes, der alljährlich am Sonntag nach dem 23. April, dem Georgitag stattfindet, werden von den Thomataler Bauern ‚Sauhaxn‘ als Opfer dargebracht und in eine Schale in der Wallfahrtskirche St. Georg unter die Georgistatue gelegt. Dieser Tag bedeutet für die bäuerliche Bevölkerung traditionell das Ende des Winters und die Wiederkehr des Frühlings. Das gespendete Fleisch wird dann als Dank für die viele unentgeltlich geleistete Arbeit im Kirchenjahr zu einem gemeinsamen Festschmaus verarbeitet.
Erste schriftliche Nachweise für derartige Georgiopfer gibt es aus dem Jahr 1538. Über viele Jahre war der Brauch Teil des örtlichen Lebens, geriet später jedoch völlig in Vergessenheit und wurde erst in der Neuzeit von Valentin Pfeifenberger, vielen besser bekannt als der ‚Bischof vom Lungau‘ wieder ausgegraben. Seitdem ist er aus Thomatal nicht mehr wegzudenken.
©Titelbild: Tourismusverband Thomatal/ Peter Moser