Seit nunmehr sechs Jahrzehnten fertigt der gebürtige Nußdorfer Herbert Junger hölzerne Schlitten und Eisstöcke. Ans Aufhören denkt der rüstige 86-Jährige noch nicht. Ein Nachfolger ist auch nicht in Sicht.
Die Liebe fürs Detail sticht dem Besucher von Herbert Jungers Werkstätte in Nußdorf sofort ins Auge. Verschiedenste Schlittenmodelle und Eisstöcke, aber auch Bänke, Leiterwagerl und Werkzeugstiele aus Holz schmücken die Räumlichkeiten, in denen der heute 86-Jährige seit sechs Jahrzehnten seinem Handwerk nachgeht. Dass Herbert Junger ein Händchen für die Arbeit mit dem Werkstoff Holz hat, hat sich mittlerweile weit über die Gemeindegrenzen hinaus herumgesprochen. „Meine Kunden kommen aus dem ganzen Land Salzburg, aber auch aus Ober- und Niederösterreich“, betont der Schlittenbauer nicht ohne Stolz. Junger spricht laut und deutlich, sein hohes Alter merkt man ihm im direkten Gespräch genausowenig an wie bei der Arbeit hinter der Werkbank. Kürzer treten will der gebürtige Nußdorfer nicht. „Ich bin noch immer jeden Tag in der Werkstatt. Um acht Uhr in der Früh geht’s los, nach dem Mittagessen bin ich dann wieder bis zum Abend bei der Arbeit“, sagt Junger. Anders könnte er die große Nachfrage nach seinen Produkten auch nicht befriedigen. Über Absatzzahlen oder Umsätze wird aber geschwiegen. Nur so viel: „Es läuft gut. Die Leute wollen wieder zurück zum Handgemachten. Das sind stabile Schlitten, die über Generationen halten.“ Und immerhin ist Herbert Junger der letzte verbliebene Schlittenbauer des Landes Salzburg und Umgebung. Oder in den Worten Herbert Jungers: „Die anderen sind alle ausgestorben.“
Angefangen hat Junger 1953 als Wagner. Die ehemalige Wagnerei befand sich schon damals in den heute als Werkstätte und Verkaufsraum genützten Räumlichkeiten. Wurden zu Beginn hauptsächlich Aufbauten für die Wagen der Bauern sowie Räder gebaut, stellte sich bald auch Jungers Talent für den Schlittenbau heraus. „Schlitten habe ich schon immer gebaut, wenn auch nicht in demselben Ausmaß wie heute“, sagt Junger. „Heute fahren wegen der vielen Rodelbahnen ja auch Erwachsene mit dem Schlitten. Dadurch baue ich heute acht bis zehn verschiedene Modelle für Groß und Klein.“
An einem Gerät arbeitet der 86-Jährige mehrere Tage. „Ein Schlitten pro Tag, das geht sich nicht aus“, erklärt Junger. Aus einem guten Dutzend Einzelteilen besteht ein Herbert-Junger-Schlitten. Dabei sind nicht nur die hölzernen Teile selbstgemacht, auch die Bespannung und das Anbringen der Kufen erledigt Junger selbst – und das ganz ohne Mitarbeiter. „Nur meine Frau hilft hin und wieder mit – beim Putzen, im Büro oder beim Holzkochen“, so Junger. Gekocht wird das Holz, um die für die Formen des jeweiligen Schlittenmodells nötige Biegung zu erreichen. In der Werkstatt hat es der 86-Jährige dagegen lieber frostig. „Bei der Arbeit brauche ich es nicht so warm, man kommt dabei sowieso ins Schwitzen“, meint Junger.
Ein Nachfolger für den 86-Jährigen ist derzeit nicht in Sicht, weshalb es wohl in absehbarer Zeit keinen Schlittenbauer mehr im SalzburgerLand geben werde, so Junger. „In meinem Alter weiß man nie, ob man im nächsten Jahr noch arbeiten kann.“
Herbert Junger
Hauptstraße 19
5151 Nußdorf am Haunsberg