Spezielle Kurse für Wiedereinsteiger sollen Skifahrer im SalzburgerLand nach jahrelanger Pause wieder zu passionierten Pistenfüchsen machen. Kann das wirklich gelingen? Wir haben es in Zell am See selbst ausprobiert.
Helmut „Heli“ Schneider entspricht überhaupt nicht dem klassischen Bild eines Skilehrers. Vor uns steht ein junger Mann – Typ Sportstudent – der uns mit einem sympathischen Lächeln per Handschlag begrüßt. Wir, das ist eine bunt zusammengewürfelte Gruppe; alle einigermaßen erfahrene Skifahrerinnen und Skifahrer, aber nach einigen Jahren Pause etwas ungelenk und unsicher auf diesen neuen Skiern mit den breiten Schaufeln. „Diese Carver haben neuerdings einen sogenannten Rocker“, erklärt uns Heli. Wir tun so, als wüssten wir Bescheid. Viele aus der Gruppe tragen zum ersten Mal Helm – naja, die Pause war doch länger als gedacht. Wir sind gespannt, ob man beim Kursangebot für Wiedereinsteiger, die der Skilehrerverband im SalzburgerLand entwickelt hat, so viel Unwissenheit einkalkuliert hat.
Sanfter Beginn
Nach der ersten Abfahrt scheint uns beinahe schon zu Beginn die Luft auszugehen: Wir stehen auf der Piste auf gut 3.000 Metern Höhe am Kitzsteinhorn. Heli lächelt verschmitzt – und legt los: „Das Wichtigste ist, dass ihr das richtige alpine Fahrverhalten habt, dass ihr wisst, wie man auf den Ski steht.“ Das klingt nach harter Kursarbeit. Man merkt allen das heimliche Aufatmen an, als er die erste Übung erklärt: „Schaut, dass ihr die Hände immer vor dem Körper habt.“ Dabei zeigt er die Körperhaltung und setzt hinzu: „Ihr werd’s sehen: Es sind ganz einfache Sachen, dann klappt es wieder.“
Tiefschneehindernisse
Das macht Mut. Tatsächlich sind wir fast ständig auf der Piste unterwegs. Die kleinen Kurseinheiten, in denen der Skilehrer uns zum Beispiel auf einem Bein am Hang stehen lässt, sind willkommene Pausen. Eifrig üben wir, die Schwünge auf nur einem Ski anzufahren, kontrollieren, ob die Hüfte der Hangneigung folgt, ob‘s dort ein wenig im Körper zieht, wo es beim richtigen alpinen Fahrverhalten ziehen soll.
Das fühlt sich immer besser an – bis es in den ungewalzten Schnee neben der Piste geht. Plötzlich ist die Sicherheit dahin, in leichter Rücklage straucheln wir schon beim ersten Schwung. „Habt ihr alles vergessen?“, fragt Heli amüsiert. „Ihr müsst einfach so fahren wie auf der Piste, nur direkter und mit kleineren Schwüngen.“ Mutig nehmen wir Geschwindigkeit auf, setzen zum kurzen Schwung an. Es klappt!
Naturkino
Am nächsten Tag ist keine Wolke am Himmel zu sehen. Oben auf der Schmittenhöhe breitet sich ein Naturkino aus: Dreißig Dreitausender recken ihre gleißenden Gipfel in den stahlblauen Himmel, der Zeller See spiegelt das Sonnenlicht herauf. Unser Comeback-Trainer zieht mit jeder Abfahrt das Tempo an. Abwechselnd fahren wir direkt hinter ihm, schauen auf sein „alpines Fahrverhalten“, bekommen individuell kleine Tipps. Immer besser greifen die Kanten auch auf leicht vereisten Stellen. Verliert man allerdings die Idealspur des Skilehrers, sind sie wieder da, die kleinen Fehler in der Körperhaltung, da rutscht der Ski auf harten Stellen wieder etwas weg. Also Konzentration, nicht schludern.
Das macht Spaß
Letzte Abfahrt nach drei Tagen Skikurs. Alles ist gut gegangen und wir wissen inzwischen sogar, was mit dem Rocker gemeint ist, und dass die stärker aufgebogenen Schaufeln und Skienden nur dann was bringen, wenn das „alpine Fahrverhalten“ stimmt.
Zum Abschluss liegen 1.000 Höhenmeter vor uns, die wir auf der „schwarzen“ Trassabfahrt angehen wollen. Hinein geht es in den ersten Steilhang. „Teufel, ist das schnell!“ Aber es macht Spaß, so Gas zu geben. Bremsschwung an der Talstation: Das sollen vier Kilometer gewesen sein? Die Abfahrt hat doch nur ein paar Minuten gedauert. Stolzes Abklatschen, der Wiedereinstieg ist gelungen. Und es hat auch noch Spaß gemacht.
Text: Rainer Krause. Chefredakteur des eMagazins „Schnee und mehr – Der Atlas“