Mönchsberg, Kapuzinerberg, Rainberg, Nonnberg/Festungsberg, Hellbrunnerberg – so wie das SalzburgerLand reich an Gebirgen ist, punktet auch die Hauptstadt mit zahlreichen Bergen, ohne die sich die Salzburger ihre Stadt gar nicht vorstellen könnten. Was für Spaziergänger & Erholungssuchende ein traumhaftes Kurzausflugsziel bedeutet, ist für eine kleine, wagemutige Elitetruppe der tägliche Arbeitsplatz. Wir dürfen vorstellen: Die „Salzburger Bergputzer“.
Erstmals urkundlich erwähnt wurden sie 1574. Dann war lange nichts von ihnen zu hören, bis 1778 das jährliche „Abräumen“ der Stadtberge institutionalisiert wurde. „Säuberten damals Bergknappen der Saline Hallein vom nahen Dürrnberg die Felswände der Stadt von lockeren Steinen, so sind die Bergputzer heute eine Institution, beinahe ein lebendes Kulturgut, angesiedelt im Magistrat der Stadt“, verrät Phillip Münch der Dienststellenleiter der Bergputzer. Sie sind weit über die Grenzen des SalzburgerLandes für ihre Heldentaten bekannt und waren sogar schon Inhalt einer Frage bei der Millionenshow.
Das ganze Jahr über wird der Fels geputzt, sprich von losem Stein gesäubert, Steinfänge werden instand gesetzt und das hartnäckige Wurzelwerk der Sträucher und Bäume aus den Felswänden entfernt. „Einer der schönsten Arbeitsplätze in Salzburg, besonders bei schönem Wetter und mit dieser herrlichen Aussicht, da kann man schon gut leben“, strahlt Bergputzer Hermann Grubinger in der 20 Meter hohen Wand in den Seilen hängend und auf den Fels klopfend.
Wer denkt, im Winter machen es sich die Bergputzer vor dem wohlig warmen Kamin gemütlich, der irrt: „Zu dieser Jahreszeit ist es manchmal schon ein bisserl hart“, erinnert sich Bergputzer-Meister Martin Schierhuber an die vergangene Frostperiode mit bis zu minus 20 Grad Celsius. „Da heißt es genauso rein in die Wand und die Felsen der Stadtberge von Vereisungen und Eiszapfen zu befreien, wie zum Beispiel beim Neutor. Ebenso steht der Rückschnitt der Stauden am Mönchsberg am Programm.“
Dennoch, für die aus elf Mann bestehende Truppe ist es eine Ehre, ein Bergputzer zu sein. Die meisten unter ihnen sind gelernte Maurer, Zimmerer oder Steinmetze. Jeder neue Mitarbeiter bekommt eine zusätzliche Ausbildung zum Höhenarbeiter durch die Firma Höhenwerkstatt . Zudem nehmen die Dienstälteren die Neulinge unter ihre Fittiche, schulen sie auf die unterschiedlichen Gegebenheiten der Stadtberge ein und verraten Berufsgeheimnisse.
“ ‚Hauser‘ und ‚Jäger‘, das waren die ersten Worte die ich bei der Einschulung in der Wand verinnerlicht habe“, erinnert sich Thomas Wild, der Jüngste unter ihnen. Ein Trupp besteht meistens aus zwei „Seilhaltern“, zwei „Abfahrern“ und zwei „Bodenmännern“. Die „Seilhalter“ stehen an der Felskante und lassen die „Abfahrer“ auf deren Kommando „Hauser“ und „Jäger“ immer tiefer hinunter, während geputzt und gesäubert wird. Diese Kommandos stammen von den ersten Bergputzern und waren schlicht deren Namen, die bei Ausruf mit Abseilen reagierten. Die „Bodenmänner“ sperren den Arbeitsbereich ab, schützen so die Passanten vor fallendem Gestein und nehmen die Bodensäuberung vor. Unten angekommen steigen die „Abfahrer“ aus ihren Seilen und von oben beginnt das Spiel um circa vier Meter versetzt, mit einer neuen Garnitur Bergputzer auf das Neue. Ihre wohlverdienten Pausen verbringen sie in eigenen Hütten auf den Hausbergen, der aufmerksame Spaziergeher wird sie entdecken.
So legen die Bergputzer das ganze Jahr über 200.000 Meter mit dem Befahren und Beklettern der Hausberge zurück, schneiden Bewuchs auf einer Fläche von 68.000 Quadratmeter zurück und sichern 70 Kubikmeter sich zu lösen drohendes Material. Der gesamte Staudenschnitt wird zum Salzburger Energieversorger „Salzburg AG“ gebracht und in Form von Fernwärme an die Stadt zurückgegeben. So bleibt alles in seinem natürlichen Kreislauf und die Bergputzer sind einmal mehr die Helden der Stadt Salzburg!