Die alte Volksschule in Arnsdorf beherbergt einen Schatz: das Stille Nacht-Museum. Es gibt einen authentischen Einblick in die Lebensumstände von Franz Xaver Gruber, dem Komponisten von „Stille Nacht! Heilige Nacht!“. Und diese Melodie wurde genau hier komponiert: im Schulhaus in Arnsdorf, im Salzburger Flachgau.
Franz Xaver Gruber wurde am 25. November 1787 als fünftes von sechs Kindern einer Leinenweberfamilie in Hochburg-Ach im heutigen Oberösterreich geboren. Dass er große Chancen als Musiker hatte, erkannte bereits sein Lehrer: er brachte ihm bei, Geige und Orgel zu spielen und förderte seinen Schützling so während dessen Kinder- und Jugendjahren. Mit 18 Jahren komponierte er bereits eigene Lieder und intensivierte seine Ausbildung in der Musikkunde und im Orgelspiel. So kam der junge Franz Xaver Gruber 1807 als Lehrer und Organist in den salzburgischen Flachgau, nach Arnsdorf bei Oberndorf. Im selben Jahr heiratete er die Witwe seines Vorgängers, Elisabeth Fischinger, und zog in deren Wohnung im Arnsdorfer Schulhaus. Gruber übernahm fortan auch den Mesnerdienst in der Wallfahrtskirche „Maria im Mösl“, die gleich neben der Schule liegt. Mit seiner ersten Frau Elisabeth hatte Franz Xaver Gruber zwei Kinder, die jedoch beide im Kindesalter starben.
Im Schulhaus entstand die berühmte Melodie
1816 entschied er sich dazu, auch in der Kirche St. Nikola im benachbarten Oberndorf den Orgeldienst zu übernehmen. Nur ein Jahr später kommt ein neuer Hilfspriester nach Oberndorf: Joseph Mohr. Der junge Hilfspriester wurde aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands von Mariapfarr im Lungau nach Oberndorf versetzt. Aufgrund des milderen Klimas im Salzburger Flachgau erhoffte er sich hier eine raschere Besserung seiner Gesundheit. Es ist naheliegend, dass sich der Lehrer und der Hilfspriester auf Anhieb gut verstanden. Denn nur ein Jahr später zeigte Joseph Mohr dem Lehrer sein Gedicht „Stille Nacht“ und bittet ihn, eine Melodie dazu zu komponieren. Vermutlich im heute noch erhaltenen Schulhaus schrieb Franz Xaver Gruber am Heiligabend 1818 die Melodie zu „Stille Nacht! Heilige Nacht!“. Und der Rest ist Geschichte, die wir in einem anderen Kapitel erzählen möchten. Bis heute werden im Erdgeschoß des geschichtsträchtigen Hauses in Arnsdorf Volksschüler unterrichtet. Das Gebäude wurde seit Grubers Anwesenheit kaum verändert – somit ist die Volksschule Arnsdorf die älteste Volksschule Österreichs, in der heute noch unterrichtet wird.
Schöne Exponate, berührende Geschichten
Das Franz Xaver Gruber-Museum befindet sich im Obergeschoß des Schulhauses – dort, wo Gruber wohnte. Als wir die knarrenden Holzstufen in den ersten Stock hinaufsteigen, beschleicht uns ein Gefühlt, das Ehrfurcht sehr nahe kommt. In einem dieser Räume wurde die Melodie komponiert, die heute auf der ganzen Welt bekannt ist, die auf allen Kontinenten für Gänsehaut sorgt. Und in über 300 Sprachen und Dialekte übersetzt wurde. Oben angekommen, nimmt uns der Kustos des Museums, Max Gurtner, in Empfang. Bei der Führung durch die Räumlichkeiten sehen wir zum Teil originale Möbel, viele bestens erhaltene Exponate und Inventar aus der Zeit von Franz Xaver Gruber; auch die Wohnstube ist nachgestellt. Sehr gut erhalten sind die Krippenfiguren aus dem 18. Jahrhundert, die Franz Xaver Gruber jedes Jahr zu Weihnachten in der Kirche aufgestellt hat. Max Gurtner ist ein echter Experte auf seinem Gebiet und weiß die Zeit von damals mit lebendigen Details zum Leben zu erwecken. Während er uns spannende Geschichten erzählt, geleitet uns Max Gurtner durch die Räumlichkeiten und weist uns auf verschiedenste Exponate hin. Er erzählt mit leuchtenden Augen und voller Leidenschaft – wir sind hingerissen. Ein besonderer Tipp: Unbedingt die Kurzfilme im Klassenzimmer anschauen. Es gibt einen Film über die Entstehungsgeschichte von „Stille Nacht“ und eine unter die Haut gehende Dokumentation über den Ersten Weltkrieg: Am 24. Dezember 1914 legten Alliierte und deutsche Soldaten entlang der Westfront die Waffen nieder, reichten sich die Hände – und sangen gemeinsam „Stille Nacht! Heilige Nacht!“. Der „Weihnachtsfrieden“ von 1914 ist bis heute ein unvergesslicher Akt der Menschlichkeit. Und „Stille Nacht“ ein Symbol für den Frieden.
Stille Nacht: Auf den Spuren von Franz Xaver Gruber in Arnsdorf
Das Stille Nacht-Museum Arnsdorf ist eines der schönsten und am liebevollsten präsentierten Stille Nacht-Museen, die wir besuchen durften. Das Schulhaus in Arnsdorf ist noch immer in seinem ursprünglichen Zustand erhalten und dient bis heute als Schule. Seit 1957 erinnert das Stille Nacht-Museum an die Entstehung des weltberühmten Liedes und des Schöpfers der Meldodie, Franz Xaver Gruber. 2011 wurde das Museum von Grund auf restauriert und neu gestaltet – es erhielt dafür das Österreichische Museumsgütesiegel. Nicht entgehen lassen sollte man sich bei einem Besuch in Arnsdorf auch die schöne Wallfahrtskirche „Maria im Mösl“ aus dem Jahr 1520. Sogar die Orgel, auf der schon Franz Xaver Gruber spielte, kann noch besichtigt werden. Und jedes Jahr am 24. Dezember hört man als Glockenspiel vom Kirchturm das weltberühmte Weihnachtslied erklingen.
Der Gruber-Mohr-Gedenkgang im Advent
Eine wunderschöne Einstimmung auf den Heiligen Abend ist der Gruber-Mohr-Gedenkgang in Arnsdorf: Um 15.30 Uhr kann man in der Wallfahrtskirche „Maria im Mösl“ einer Krippenandacht beiwohnen, auf dem Stille Nacht-Platz finden anschließend Feierlichkeiten zu Ehren der beiden Liedschöpfer Franz Xaver Gruber und Joseph Mohr statt. Danach führt eine besinnliche Fackelwanderung auf dem historischen Gruber-Mohr-Weg bis direkt zur Stille Nacht-Kapelle in Oberndorf. Ein weiteres Highlight gibt es schon auf halbem Weg: Da feuern die „Stille Nacht Prangerschützen Arnsdorf“ feierliche Salutschüsse ab.
Stille Nacht Museum Arnsdorf
Stille Nacht Platz 1
5112 Lamprechtshausen/Arnsdorf
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