1815 kam Joseph Mohr als junger Hilfspriester von der Stadt ins Land Salzburg, nach Mariapfarr im Lungau. Dort trat er seine erste Dienststelle als Kooperator am Pfarrhof an. Und schrieb vor dem Hintergrund von Armut und Krieg den Text zu einem Weihnachtslied, das Weltruhm erlangen sollte: „Stille Nacht! Heilige Nacht!“.
Kalt war es im Lungau, in diesem wunderschönen, von hohen Bergen umschlossenen Teil des SalzburgerLands, als Joseph Mohr 1815 seine erste offizielle Stelle als Hilfspriester in Mariapfarr antrat. Und dieses raue Klima in den Bergen war es auch, das wenige Jahre später zum Problem für den jungen Kooperator werden sollte. Aber der Reihe nach. Der Vater von Joseph Mohr, ein ehemaliger Soldat, stammte ursprünglich aus Mariapfarr. Heute ist bekannt, dass die Familie Mohr bereits im 17. Jahrhundert im Lungau ansässig war. Das Haus seiner Vorfahren ist die „Scharglerkeusche“, heute im Ortsteil Stranach, Nummer 21. So kam 1815 also auch der junge Joseph Mohr zurück zu seinen Wurzeln. Er fand gefallen an dem Brauchtum, das im Lungau noch sehr ursprünglich gelebt wurde. Auch die Christmette in der Pfarrkirche „Unsere Liebe Frau“ wurde auf Latein und Deutsch gesungen. Wahrscheinlich trug dieser Umstand einen Teil dazu bei, dass Joseph Mohr 1816 in Mariapfarr ein „Weyhnachtslied“ in deutscher Sprache schrieb. Sicher kam aber auch ein weiterer Umstand zum tragen: Die Koalitionskriege und die daran anschließende Neuordnung im Rahmen des Wiener Kongresses hatten ihre Spuren bei den Menschen hinterlassen, an denen die ohnehin ärmere Landbevölkerung besonders litt. Missernten im Jahr 1816, dem „Jahr ohne Sommer“, verschlimmerten die Lage zusätzlich. Wahrscheinlich ist es also auch vor diesem Hintergrund zu sehen, dass Joseph Mohr im Jahr 1816 zur Feder griff und die heute weltberühmten Worte niederschrieb, die so schlicht wie innig sind. Und vielleicht gerade deshalb einen direkten Weg ins Herz finden. Es ist übrigens erst seit 1996 mit Sicherheit bekannt, dass Joseph Mohr das Gedicht „Stille Nacht“ tatsächlich 1816 in Mariapfarr geschrieben hatte: eine Handschrift von Joseph Mohr wurde wiederentdeckt, die diesen Umstand belegt. Diesen sogenannten Autographen kann man sich im Salzburg Museum in der Stadt Salzburg ansehen.
Krankheitsbedingt von Mariapfarr nach Oberndorf
Aber zurück zum Gedicht von Joseph Mohr: Vielleicht wäre der Text schon früher öffentlich vorgetragen worden, vielleicht wäre Mariapfarr der Ort der „Erstaufführung“ gewesen. Doch wie das Schicksal manchmal so spielt, musste der junge Hilfspriester Mohr 1817 Mariapfarr den Rücken kehren. Sein Gesundheitszustand hatte sich nach und nach verschlechtert, sodass ihn der Pfarrer von Mariapfarr ins Krankenhaus nach Salzburg brachte. Wahrscheinlich waren es die langen und beschwerlichen Versehgänge im Hochgebirge und der frühe Wintereinbruch, die Joseph Mohr zusetzten. So konnte eine alte Krankheit wieder erstarken: die Tuberkulose. Diese Lungenkrankheit war in der Zeit von Joseph Mohr eine typische Krankheit der Armen. Es ist naheliegen, dass sie sich der junge Joseph in seiner Kindheit einfing, in den vom Berg feuchten Räumen der Steingasse. So musste er sich also einige Wochen im Krankenhaus in Salzburg auskurieren – und kam auf Empfehlung des Mariapfarrer Geistlichen gleich direkt im Anschluss ins nahe Oberndorf bei Salzburg. Dort traf er auf den Lehrer, Organisten und Mesner Franz Xaver Gruber. Aber das ist eine andere Geschichte.
Joseph Mohr in Mariapfarr: auf den Spuren von „Stille Nacht“
Neben dem Haus der Vorfahren von Joseph Mohr im Ortsteil Stranach können in Mariapfarr heute noch mehrere Spuren des berühmten Priesters entdeckt werden. Allen voran im Stille Nacht-Museum, das detaillierte Dokumentation über das Leben von Mohr und seiner Familie umfasst. im Jubiläumsjahr 2018 ist das Museum überdies Teil der dezentralen Landesausstellung. Im Museum ist eine große Weihnachtskrippe zu sehen, mit rund 100 Figuren aus dem Jahr 1750. All diese Figuren waren auch schon zu Mohrs Zeiten Teil der Krippe. Im Detail geht es auch um das Thema „Wallfahrt“ mit all seinen Facetten. Mehr als passend, denn immerhin wurde anlässlich des 200-Jahr-Jubiläum die Pfarrkirche „Unsere Liebe Frau“ renoviert und 2018 zur Basilika erhoben.
Am Kriegerdenkmal für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen ist ein Relief zu sehen, auf dem unter anderem Joseph Mohr abgebildet ist. Wunderschön anzusehen ist auch der Stille Nacht-Brunnen an der Nordseite des Pfarrhofs, der erst 2011 errichtet wurde.
Stille Nacht Museum
Josef Mohrplatz 1
5571 Mariapfarr
Fotocredits: © SalzburgerLandTourismus