Als Joseph Mohr am 11. Dezember 1792 in der Stadt Salzburg das Licht der Welt erblickte, deutete noch nichts darauf hin, dass er eines Tages Worte zu Papier bringen würde, die die Jahrhunderte überdauern. Und als Weihnachtslied „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ von Millionen Menschen weltweit gesungen werden.
Denn der Start ins Leben war kein besonders glanzvoller für den Textautor von „Stille Nacht! Heilige Nacht!“. Josephus Franciscus Mohr, so sein voller Name, wurde in ärmlichen Verhältnisse geboren – als eines von vier unehelichen Kindern von Anna Schoiberin, einer Strickerin. Weil seine Eltern nicht verheiratet waren, erhielt Joseph Mohr den Nachnamen seines Vaters Franz Mohr, einem desertierten Soldat aus Mariapfarr im Lungau. Im zweiten Stock des „Nöstler Hauses“, der heutigen Steingasse Nummer 31, wohnte Joseph Mohr um 1794.
Kindheit und Jugend in Salzburg: Musik und Kirche
Aufgrund seines schlechten gesellschaftlichen Standes (der Taufpate von Joseph Mohr war übrigens der damalige Salzburger Scharfrichter) war es schwer, für den Jungen eine Schule zu finden; auch die Suche nach einer Lehrstelle erwies sich als sehr schwierig. Heute kann es wohl als ein Wink des Schicksals gesehen werden, dass der Benediktiner und Domchorvikar Johann Nepomuk Hiernle auf den jungen Mohr aufmerksam wurde. Er war sofort angetan von dessen schöner Gesangsstimme und ermöglicht ihm, das Akademische Gymnasium zu besuchen. Um das musikalische Talent des Jungen zu fördern, schickte ihn der Vikar parallel dazu ins Benediktinerstift St. Peter. Dieser Förderung ist es zu verdanken, dass Joseph Mohr mit dreizehn Jahren bereits das Spiel auf der Gitarre, Violine und Orgel beherrschte. Mit diesem Können im Gepäck konnte er als Musiker und Sänger auch in der Kollegienkirche am Universitätsplatz der Mozartstadt überzeugen. 1808 verließ er seine Heimatstadt erstmals, um am Lyzeum des Benediktinerstiftes Kremsmünster in Oberösterreich Philosophie zu studieren. Als er 1810 wieder nach Salzburg kam, studierte er für ein Jahr am königlich bayerischen Lyzeum, einer Art Hochschule, und trat 1811 schließlich ins Priesterseminar ein. Am 21. August 1815 wurde er dort offiziell zum Priester geweiht. Joseph Mohr war zu diesem Zeitpunkt 22 Jahre alt. Die nächste Station im Leben von Joseph Mohr war Mariapfarr im Lungau. In diese kleine Gemeinde im SalzburgerLand wurde Joseph Mohr als Hilfspriester geschickt. Und brachte dort zwei Jahre später Worte zu Papier, die bis heute Millionen Menschen auf der ganzen Welt berühren. Ein unvergängliches Stück immaterielles Kulturerbe.
Auf den Spuren von „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ in der Stadt Salzburg
Das SalzburgerLand ist das Stille Nacht-Land. In der Stadt Salzburg machen wir einen Spaziergang entlang der Lebensstationen von Joseph Mohr. Wir beginnen in der Steingasse, beim Wohnhaus von Joseph Mohr, spazieren über die Staatsbrücke zum Salzburger Dom und besichtigen das Taufbecken, in dem Mohr wenige Stunden nach seiner Geburt das heilige Sakrament empfing. Übrigens wurde in diesem Taufbecken auch Wolfgang Amadeus Mozart getauft. Weiter geht´s auf den Spuren von Joseph Mohr zum schönen Benediktinerkloster St. Peter am Fuße des Mönchbergs. Zum Schluss besuchen wir noch das Salzburg Museum, in dem der Autograph von Joseph Mohr ausgestellt ist. Mit dieser eigenhändigen Niederschrift, die erst 1996 wiederentdeckt wurde, konnte nachgewiesen werden, dass Joseph Mohr das Gedicht „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ geschrieben hatte, als er in Mariapfarr war. Übrigens: Am 24. Dezember spielt das Salzburger Glockenspiel am Mozartplatz die Melodie von „Stille Nacht! Heilige Nacht!“, jeweils um 7.00 Uhr, um 11.00 Uhr und um 18.00 Uhr. Und in den Salzburger Kirchen wird traditionell die Originalversion von „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ gespielt. So, wie sie erstmals 1818 erklang.
Das Taufbecken im Salzburger Dom, in dem Joseph Mohr getauft wurde.
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