Von 1837 bis 1848 wirkte Joseph Mohr als Pfarrvikar in Wagrain. Zugleich war die Gemeinde im Pongau seine letzte Stelle. Hier verstarb Joseph Mohr am 4. Dezember 1848 an einer Lungenlähmung. Während seiner Zeit in Wagrain wurde er von der Bevölkerung verehrt – der Textdichter von „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ galt als besonderer Freund der Armen und Kranken und machte außerdem mit seinen Sozialreformen von sich reden.
In Wagrain angekommen, zögerte Joseph Mohr nicht lange und schritt gleich zur Tat: Auf seine Initiative hin wurde bereits im Sommer 1838 mit dem Bau einer Schule begonnen, die im November des selben Jahres eingeweiht werden konnte. Diese Volksschule wurde später nach dem Vikar benannt. Joseph Mohr galt außerdem durchaus als gesellig und leutselig, außerdem wurde ihm in einem Zeugnis von 1834 hervorragende seelsorgerische Arbeit bescheinigt. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass er auch in Wagrain als Sänger und Musiker in Erscheinung trat. Er unterhielt außerdem einen Kirchenchor und betätigte sich als Komponist. Aber nicht nur die Musik und die Ausbildung der Kinder lagen ihm am Herzen; ein großes Anliegen von Joseph Mohr waren die Armen. Wahrscheinlich konnte er sich besonders gut in deren Lage versetzen, war er doch selbst in Armut aufgewachsen. Also engagierte er sich besonders für die Armen und Kranken in der Umgebung und trieb den Aufbau einer Armenpflege voran. Besonders das „Einlegerwesen“ war ihm ein Dorn im Auge. Dieses Kapitel der alpinen Sozialgeschichte beinhaltete, dass Arme und Alte von Haus zu Haus wandern mussten, dort ein, zwei Tage beherbergt wurden und dann weiter ihrer Wege zogen. In den oft unwirtlichen Wintern in den Bergen für die meisten unter ihnen eine Beschwernis, die sie nicht lange durchhielten. Auch Joseph Mohr dürften die Besuche in den Häusern und Höfen seiner oft in entlegenen Gebieten wohnenden Schäfchen zum Verhängnis geworden sein. Seine ohnehin bereits in Mitleidenschaft gezogene Gesundheit – Joseph Mohr litt als Kind an Tuberkulose und hatte seither eine schwache Lunge – verschlechterte sich in den Jahren in Wagrain mehr und mehr. Am 4. Dezember 1848 verstarb Joseph Mohr schließlich an einer Lungenlähmung.
Auf den Spuren von Joseph Mohr in Wagrain
Elf Jahre verbrachte der Textdichter von „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ in Wagrain. Eine lange Zeit, von der in Wagrain noch viele Spuren zeugen. Besonders schön und aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang der Wagrainer Kulturspaziergang. In rund eineinhalb Stunden wandeln wir auf den Spuren Mohrs durch den Stille Nacht-Bezirk, betrachten die Joseph Mohr-Gedächtnisorgel in der Pfarrkirche und besuchen den Wagrainer Pfarrhof, den Mohr bewirtschaftete. Der Pfarrhof liegt gleich gegenüber der Kirche und ist im typischen Pongauer Stil gebaut. Auf dem Wagrainer Friedhof befindet sich das Grab von Joseph Mohr. Sehr empfehlenswert ist ein Besuch des Karl Heinrich Waggerl-Haus, nur einen Katzensprung von der Pfarrkirche entfernt. Im Dachgeschoss des „Waggerl Haus“ ist eine Ausstellung eingerichtet, die das Leben und Wirken des sozialen Vikars nachzeichnet. Seit Dezember 2017 gibt es in Wagrain ein neues Stille Nacht-Museum im barocken Pflegerschlössl. Für das Waggerl-Haus und das Stille-Nacht-Museum gilt: zwei Museen, ein Preis.
Der Stille Nacht-Advent in Wagrain
Wagrain kann man das ganze Jahr über einen Besuch abstatten – wir sind immer wieder begeistert von dem beschaulichen Ort, der nur rund 55 Kilometer südlich der Stadt Salzburg liegt. Doch besonders schön ist Wagrain im Advent. Beim „Stille Nacht-Advent Wagrain“ tragen die Wagrainer die Friedensbotschaft von „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ hinaus in die ganze Welt. So werden Weihnachtsbräuche aus anderen Ecken der Erde gezeigt, beim „Advent der Kulturen“ präsentieren verschiedene Länder ihre traditionellen Bräuche im Kreise der heimischen Aussteller. Ein weiteres Highlight ist der Stille Nacht-Kulturspaziergang. Bei einer gemütlichen Runde durch das winterliche Wagrain wird nicht nur Wissenswertes über die Geschichte Wagrains erzählt, sondern auch über das Leben von Joseph Mohr und Karl Heinrich Waggerl. Am Heiligabend wird wieder Gänsehautstimmung herrschen, wenn die Turmbläser ab 22.15 Uhr bei der Pfarrkirche auf die feierliche Christmette einstimmen. Und Joseph Mohr, dem sozialen Pfarrvikar aus dem 19. Jahrhundert, wird schließlich am 26. Dezember besonders gedacht: Beim traditionellen Joseph Mohr-Gedächtnissingen um 17.00 Uhr in der Pfarrkirche Wagrain.
Stille Nacht Museum im Pflegerschlössl
Museumsgasse 3,
5602 Wagrain Markt
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