Den perfekten Freitag Abend lässt man mit einer Verkostung im neuen „Tastelier“ im Stadtteil Riedenburg am Neutor ausklingen. Hier fühlt man sich auf Anhieb wohl. Das Ambiente: elegant, unkompliziert aber mit Liebe eingerichtet. Damit wirkt das Atelier, welches dem Entdecken und Lernen über ausgewählte Lebensmittel, Weine, Biere und Spirituosen gewidmet ist, auf den ersten Blick gemütlich und lädt zum Verweilen ein. An einer elegant eingedeckten weißen Tafel mit auf hochglanz polierten Gläsern und bequemen Samtsesseln finden in diesem Verkostungsatelier bis zu zwölf Personen an einem Abend Platz.
Gerne nenne ich meinen Kopf eine Aromen-Bibliothek.
Melanie Heiss
Verkostungsatelier
Melanie Heiss verwirklicht im Tastelier seit Dezember 2019 ihre Liebe und Leidenschaft zu gutem Essen und Trinken. Das Verkostungsatelier der besonderen Art bietet Seminare zum Thema Genuss. Dabei liegt der langjährigen beliebten Sommelière und ehemaligen Köchin das Wohlergehen ihrer Gäste besonders am Herzen. Dies spiegelt die Produktauswahl kleiner familienbetriebener Produzenten wider. Verkostet werden bei den geführten Seminaren ausschließlich Produkte höchster Qualität von ihr bekannten Produzenten.
Mit selektierten Parmesan, Balsamico und Olivenöl-Seminaren widmet Melanie ihrer italienischen Herkunft ein kleines Augenmerk und verbindet dies im Tastelier geschickt mit ihrer großen Liebe Österreich sowie dem eigentlichen Fachgebiet: Wein, Bier und Spirituosen aus aller Welt. Auch regionale Themenabenden und außergewöhnliche Getränke-Seminare wie zum Beispiel Tee-, Gin-, Whisky- oder Schaumwein-Seminare finden ihren Weg ins Tastelier. Am beliebtesten, erzählt Melanie im Gespräch, sind die Österreich-Wein-Seminare, bei denen heimische Rebsorten im Detail beleuchtet und verkostet werden und mit kombinierten kleinen Häppchen jedes Feinschmecker-Herz höher schlagen lassen. Für englischsprachige Gäste bietet Melanie wöchentlich spezifische Verkostungen an, bei denen österreichische Speisen die Hauptrolle spielen. Eine Frühstücks-Verkostung zum Thema Mehlspeisen, Kuchen, süßem Gebäck und Schokolade-Kreationen, eine Marende-Verkostung bei der das Augenmerk auf besonderen Fleisch- und Käsevariationen aus Österreich liegt oder sogar eine Mozartkugel-Verkostung, bei der auf die Geschichte dieser Salzburger Köstlichkeit eingegangen wird, ergänzen das Seminar-Programm.
An diesem besonderen Ort soll man sich im charmantem Ambiete dem Genuss und dem Wissen über Aromen, Sensorik und der Geschichte von Lebensmitteln widmen. Wichtig ist der jungen Unternehmerin dies nicht nur auf deutscher Sprache anzubieten, sondern auch für kulinarisch affine Gäste aus der ganzen Welt, welche großes Interesse an Produkten aus Salzburg und Österreich sowie den lokalen Traditionen zeigen. Entstanden ist die Idee für das Tastelier aus einem ganz anderen Projekt, das bald auch eine große Rolle im Tastelier spielen wird.
Mit ihrem zweiten Herzensprojekt „Taste Austria“. welches eine bereits 2014 vom T-Mobile Nachhaltigkeitsfond preisgekrönten Plattform zur Unterstützung nachhaltiger kulinarischer Klein(st)betriebe aus Österreich ist, hat sich Melanie in den letzten Jahren auf eine kulinarische Reise quer durch Österreich begeben. Hierher kommt auch ihre unbändige Leidenschaft für österreichische Produkte und den Menschen dahinter. Ihre Mission für die Plattform: herausragende Klein(st)betriebe aus ganz Österreich ausfindig zu machen und diese digital vor den Vorhang zu holen und deren Geschichten zu erzählen. Beim damaligen ‚Tastemakers Award‘ von Taste Austria, welcher mit 500 Einreichungen die erste und größte Preisausschreibung für Produkte von nachhaltigen Klein(st)produzenten aus Österreich war, wurden über 300 ausgewählte Geschichten von Produzenten und kleinen lokalen Händlern niedergeschrieben und auf der Plattform veröffentlicht. Nach einer wiederholten Reise durch Österreich und Besuche bei Produzenten im Jahre 2017, um die aktuellen Hürden von Lebensmittelproduzenten zu erfahren, wurde Melanie ein ganz anderes Problem der Betriebe aufgezeigt. Ihr wurde klar, dass digitale Informationen heutzutage nicht mehr reichen, um die Produzenten vor den Vorhang zu holen. Deshalb fiel der Entschluss dem Kredo ‚Was der Mensch nicht kennt, isst er nicht‘ entgegenzuwirken und mit Verkostungen, Seminaren und der Passion, die Geschichten dazu nach außen zu tragen, die herausragende Qualität und Liebe zum Detail der Produzenten besser unter die Menschen zu bringen.
Ein paar Fragen an die Gastgeberin
2017 hast du deinen Job in Wien gekündigt, um von der neuen Wahlheimat Salzburg aus Österreich kulinarisch neu zu erkunden. Was hat dich dazu bewogen?
Nachdem in diesem Jahr der Entschluss gefasst war, der Plattform ‚Taste Austria‘ nach einer kleinen Ruhepause wieder neues Leben einzuhauchen, war für mich klar, dass die Zielsetzung nicht von mir allein gestellt werden konnte. Oberste Priorität war und ist, dass jede Handlung den kleinen Produzenten aus Österreich zugute kommt. Deshalb konnte ich nur von den Produzenten selbst erfahren, wie die Plattform und ich etwas sinnvolles beitragen können. In so einer Seite stecken nicht nur tausende Stunden an Arbeit, sondern auch wirklich viel Geld. Als junge Einzelunternehmerin war für mich klar, dass ich genau wissen muss, wie ich mich die nächsten Jahre mit meinem privaten Budget bestmöglich den Dingen widmen kann, welche mir wichtig sind.
So ist relativ rasch der Entschluss gefallen, die Produzenten nochmals zu besuchen und zu hören was denn wirklich einen Unterschied für Sie machen könnte. Immer wieder wurde mir gesagt, dass egal welche Informationen digital herumschwirren, diese einem Kunden vor dem Einkaufsregal nicht helfen zu verstehen, warum das eine Produkt einen höheren Preis als ein anderes der selben Sorte hat. Auch seien Menschen nicht bereit ein teures Produkt zu kaufen, ohne dies vorher probiert zu haben. Hier fehlt verständlicherweise aufgrund von Zeit, Wissen und Budget die Risikobereitschaft einen ‚Blindkauf‘ zu tätigen. So kam es dazu, dass ich dies zum neuen Steckenpferd meiner Mission machte. Mitunter auch da ich bereits seit vielen Jahren Ausbildungen und Seminare zum Thema Lebensmittel und Getränke für namhafte Unternehmen gemacht habe.
Mein Wunsch – wenn auch etwas utopisch – wäre, dass niemand mehr etwas kauft, das ihm nicht schmeckt. Jeder sollte seinen individuellen Geschmack besser kennenlernen und sich ein Basiswissen über Lebensmittel oder zumindest seine liebsten Lebensmittelgruppen aneignen. Damit wäre es leichter, jene Produkte auszuwählen, welche der Person Genuss und Freude bereiten. Dadurch würde grundsätzlich weniger ‚falsches‘ gekauft und weggeschmissen werden. Auch Händler könnten besser auf die Kunden eingehen, wenn diese nach individuellem Geschmack und Qualität einkaufen würden, anstelle von Werbung und Präsentation. Es ist alles ein Kreislauf.
„Tastelier“ ein interessanter Name. Was war die Idee dahinter und wofür steht das Projekt?
Der Name Tastelier leitet sich von ‚Tasting Atelier‘ ab. Also einer Verkostungswerkstatt. Im Tastelier widmen wir uns ganz explizit Lebensmitteln und Getränken bei Seminaren – je nach Themen, Regionen oder Produktgruppen. Alle Seminare sind professionell geführt und werden ausschließlich in Gruppen von 4 bis maximal 12 Personen in unserem Atelier gemacht. Ich bin selbst eine sehr unkomplizierte und geradlinige Person aber lege viel Wert auf ein qualitativ hochwertiges, elegantes Ambiente, ohne viel Schnick-Schnack. Das kommt wohl von 15 Jahren in der Sterne Hotellerie und Gastronomie. Ich mag es unkompliziert und praktisch, aber gewisse Details wie perfekt gebügelte Servietten und Tischdecken aus 100 % Baumwolle oder frisch polierte Gläser und ein perfekt temperierter Wein und Käse sind die Details, die meine kleine ‚Detailverliebtheit‘ füttern. Das Tastelier ist gezielt in sehr harmonischen Farben gehalten, es treffen sich Holz, Stein und Samt. Ein bisschen Rustikal, ein bisschen 20er Jahre Look. Mir war wichtig, dass sich hier jeder wohl fühlt, sowohl meine Familie – entweder Feinkosthändler oder Bauern – genau so wie Dean Martin oder Frank Sinatra. Sie alle würden hier einen Abend dem Genuss und den tollen Lebensmitteln im ausgelassenen Kreis voller Freude widmen.
Woher nimmst du die Ideen für deine Verkostungen? Wie setzt sich das Speisen- und Getränkeangebot zusammen und was ist das Einzigartige an den ausgewählten Produkten?
Die Gestaltung der Verkostungen orientiert sich immer an der Art und Weise, wie ich selbst über die Produkte und deren Produktion lerne. Eine große Leidenschaft von mir ist es, stetig Neues zu lernen. Sei es eine neue Sprache (ich Spreche bisher vier und arbeite an einer fünften) oder zwei Mal im Jahr eine neue Sportart – für mich ist es das Schönste, neue Erfahrungen zu machen. Zu vielen Ausbildungen in der Gastronomie und Tourismusbranche durfte ich Diplomausbildungen machen, so beispielsweise zum Thema Whisky oder Bier. Aktuell konzentriere ich mich auf die baldige Ausbildung zum Sherry-Educator in Jerez, zum staatlich geprüften Olivenöl-Verkoster in Ligurien und werde vielleicht in den nächsten Jahren auch endlich den Weg zum Master Sommelier bestreiten.
Ich orientiere mich sehr daran, wie lernen am meisten Spaß macht und bestmöglich eingeprägt bleibt. Oder an Gemeinsamkeiten und Unterschieden in den Produktgruppen. Ich spiele bei Wein-Seminaren gerne mit den Gästen ein Wein-Memory bei dem ein Blatt mit niedergeschriebenen Aromen den Gläsern mit Wein zugeordnet werden muss. Bei Parmesan-Verkostungen kosten wir unterschiedliche Reifungsstufen nebeneinander. Bei Schaumwein-Verkostungen konzentriere ich mich auf unterschiedliche Produktionsstile oder bei Süßwein-Seminaren orientiere ich mich am Grad des Restzuckers welchen ich von weniger intensiv zu intensiv steigere. Bei gemischten Verkostungen (egal ob gemischte Weine oder Speisen und Wein) achte ich auf Gegensätze – diese machen das Leben erst spannend und sind das Rückgrat für die Speisen-Getränke-Abfolgen. Gerne nenne ich meinen Kopf eine Aromen-Bibliothek – wobei ich mich als Sommelière doch Großteils eher als ein Wörterbuch der Aromen sehe. Ich gleiche die Erklärungen von Gästen mit meinem Wissen an Aromen und Wörtern oder möglichen anderen Beschreibungen ab und kombiniere dies mit Lebensmitteln und Weinen die ich kenne. So komme ich dann sehr verlässlich auf eine gute Auswahl für den Kunden – sei es im Lebensmittel- als auch im Getränkebereich.
Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit für dich? Wie setzt du dies um?
Nachhaltigkeit hat für mich in allen meinen Projekten einen großen Stellenwert – aber nicht nur bei Konsumprodukten. Auch in jeder meiner Handlungen und Entscheidungen privat oder beruflich. Wer nicht Nachhaltig handelt, lebt nur für den Tag und denkt nicht an morgen. Nicht für sich und nicht für jeden anderen.
Kontakt:
Melanie Heiss
www.tastelier.at
hello@tastelier.at
+43 (0) 680 24 27 175