Sie sind schnell, effektiv und punktgenau in ihrer Anzeige von Verschütteten oder Vermissten. Die Salzburger Bergrettungshunde absolvieren seit 30 Jahren im Skigebiet Zauchensee/Altenmarkt ihre aufwendige Winter-Spezialausbildung.
Labradorhündin Mila läuft zielstrebig durchs tiefverschneite Gelände in Oberzauchensee. Sie schnüffelt, wedelt mit dem Schwanz und beginnt sofort zu bellen. Rasch läuft Bergretter Wolfgang mit einer Sonde und einer Schaufel zu seiner Hündin. Nach kurzer Zeit beginnt er zu schaufeln und als sich ein Loch auftut, verschwindet Mila sogleich unter der Schneedecke. Ein Bellen verrät dem Hundeführer alles, was er wissen muss. Er greift zum Funkgerät und meldet: „Eine verschüttete Person gefunden“.
In Zauchensee/Altenmarkt fand bereits zum 30. Mal ein Winterkurs der Salzburger Bergrettungshundeführer statt und dieser Fund samt Funkspruch war nur Teil einer Übung für den Ernstfall.
28 Hundeteams trainierten hier das Aufspüren von verschütteten Lawinenopfern. Möglichst schnell, möglichst präzise. Denn unter der Lawine geht es um Minuten. Wenn der Verschüttete keine Atemhöhle hat, dann sinken seine Überlebenschancen nach 15 Minuten dramatisch.
Schwerstarbeit für die Tiere, die erst durch die intensive Ausbildung zu Helfern im Schnee werden. Nach wie vor gelten sie trotz aller moderner Techniken als die effektivsten und schnellsten Helfer. Sie orientieren sich an den menschlichen Gerüchen. Mit 250 Millionen Riechzellen sind die Helfer auf vier Pfoten dem Menschen dabei weit überlegen.
Höchstleistungen erbringen die Vierbeiner aber nur, wenn sie die angeborene Motivation am Suchen und Finden nicht verlieren. Sie suchen nicht nach den Vermissten, sondern eigentlich nach Belohnung.
Hunde lieben diese Arbeit
Unter den staunenden Blicken vieler Skifahrer im Skigebiet Zauchensee/Altenmarkt lernen bereits die Allerjüngsten die wichtigsten Arbeitsfelder ihres späteren Lebens kennen. Spielerisch natürlich, ohne Stress, ohne Druck und strenge Unterordnung. So absolviert ein Junghund am Arm seines Chefs den ersten Hubschrauberflug. Dazu kommt das stressfrei Fahren mit Sessellift, Skidoo oder auf der Pistenraupe – das sind ebenfalls wesentliche Transportmittel für Einsatzkräfte, die zu einem Lawinenabgang gerufen werden, besonders wenn kein Flugwetter herrscht. „Das regelmäßige Training ist enorm wichtig. Die Hunde müssen sich frühstmöglich an diese Situationen gewöhnen und freuen sich später sogar, wenn sie beispielsweise zu einem Hubschraubereinsatz kommen“, erklärt der Großarler Charly Egger, Leiter der Bergrettungshundestaffel Salzburg. „Deshalb sind wir natürlich extrem dankbar für die Möglichkeit, hier in Zauchensee zu üben, wo wir von der Liftgesellschaft seit Jahren die größtmögliche Unterstützung erfahren“.
„Die Bergrettungshunde hatten bei uns schon immer einen hohen Stellenwert“, so Vroni Scheffer, Chefin der Liftgesellschaft Zauchensee. „Noch bevor die ersten Lawinenverbauungen fertig waren, haben wir uns die Helfer auf vier Pfoten ins Boot geholt“. Daraus entstanden Freundschaften zwischen den Menschen vor Ort und den Bergrettern. „Wir sind ja schon fast eine große Familie“, meint sie schmunzelnd und erzählt: „Es gibt sogar einige Urlauber, die planen ihre Ferien hier immer nach dem Winterkurs der Bergrettungshunde“. Überhaupt schauen auffallend viele Skifahrer bei den Übungsarbeiten zu und erkundigen sich interessiert über Ausbildungsdetails.
Perfekt ausgebildet
Natürlich ist Vroni Scheffer auch froh über die enorme Einsatzbereitschaft der Teams vor Ort: „Wir hatten schon einige Einsätze und Lawinenabgänge abseits der Pisten, wo wir die Bergretter brauchten. Erfreulicherweise ist alles gut ausgegangen“. Auch bei früheren Weltcuprennen waren die Bergrettungshundeführer schon als „Nachtwachen“ vor Ort im Einsatz. „Wenn die Bergrettungshundeführer hier vor Ort sind, dann werden in Zauchensee ohnehin die Nächte kürzer“, meint sie lachend. Ihr gefällt die enorme Naturverbundenheit der Retter und deren ehrenamtliches Engagement. „Die Helfer auf vier Pfoten sind so perfekt ausgebildet. Man hört kein Gekläffe, wenn sie beispielsweise die Rolltreppen fahren, am Sessellift einsteigen oder zwischen den Beinen der Hundeführer die Pisten hinuntersausen“. Die Liftgesellschaft Zauchensee und deren Angestellten werden jedenfalls auch künftig überall wo es möglich ist, der Bergrettung Unterstützung bieten: „Also uns würde richtig etwas abgehen, wenn die Bergrettungsmänner und Frauen mit ihren Hunden einmal nicht kommen würden“.
Alle Bilder: Bergrettung Salzburg/M. Riedler, C. Weesjes, G. Imlauer