„Pioniergeist“ – ein Wort, das untrennbar mit dem Namen Stainer verbunden ist. Als Wirtschaftsmotor der Region, touristischer Entwickler und unermüdlicher Weltreisender mit einem weitgreifenden Blick über den Tellerrand erzählt Arno Stainer sen. aus acht bewegenden und bewegten Jahrzehnten im und für das Salzburger Saalachtal.
Blickt man zurück in der Familiengeschichte, zeigt sich schnell, dass selbst die frühen Vorfahren schon Vorreiter und touristische Visionäre waren. Zu einer Zeit, als durch die im Salzachtal errichtete Bahnstrecke der Postkutschen-Dienst eingestellt und es ruhig wurde im Salzburger Saalachtal, organisierten Arno Stainers Vorfahren Kutschenfahrten vom nächstgelegenen Bahnhof nach Lofer und kurbelten so den Tourismus an. Arno Stainer erzählt: „Mein Großvater war 1883 Gründer des Touristenclubs und baute 1892 mit seinen Brüdern das erste E-Werk im Pinzgau, um den Strom weiterzuverkaufen. Mein Großonkel schuf den Vorgänger des Tourismusverbandes, den Verschönerungsverein. Tourismus ist in meiner DNA und war immer schon eine Herzensangelegenheit. Ich war lange im Bergbahnen-Aufsichtsrat und hatte das Wegeressort im Tourismusverband über. Ich war auch der erste Obmann, als wir den Verbund der Orte St. Martin, Lofer, Unken und Weißbach zum Salzburger Saalachtal gegründet haben.“
Doch blicken wir zurück auf die jungen Jahre des Unternehmers. Schon früh zog es den leidenschaftlichen Bergsteiger in die Ferne. Gemeinsam mit einem Bergkameraden, dem leider bereits verstorbenen Richard Vitzthum, packte ihn mit 20 das Reisefieber. „Richard hatte damals schon einen VW-Käfer, für diese Zeit außergewöhnlich und zu dritt fuhren wir 1965 darin nach Ostanatolien, um den Ararat zu besteigen. Angst war keine mit im Gepäck, nur große Abenteuerlust und die ist mir nach dieser ersten Reise geblieben. Mein Vater, er hatte eine Tischlerei und Malerei, hatte nichts gegen meine Reisen, die meist zur Besteigung abgelegener Gipfel wie etwa im Hindukusch in Pakistan führten.“
Abenteuer Jordanien
Die Expedition in den Hindukusch im Jahr 1966 blieb Arno Stainer besonders in Erinnerung, wie er erzählt: „Markus Schmuck, einer der Erstbesteiger des Broad Peak brachte uns auf die Idee. Das überstieg damals natürlich unsere finanziellen Möglichkeiten, doch er unterstützte uns bei der Gründung einer Hochgebirgsgruppe und wir erhielten sogar den Ehrenschutz des Landeshauptmanns, organisierten einen VW-Bus und fuhren nach Pakistan. Nach der Erstbesteigung dreier Gipfel kam es auf der Rückreise in Jordanien zu einem Motorschaden am Bus.“ Für eine Woche war die Gruppe somit in dem damals kleinen Ort Irbid gestrandet und kam bei einer freundlichen Familie unter. „Es waren Flüchtlinge aus dem Gazastreifen, die uns herzlich aufnahmen, während wir auf die Ersatzteile und die Reparatur warteten.“ 55 Jahre später, im Jahr 2022, als Arno Stainer mit einer Gruppenreise eines der Sieben Weltwunder der Neuzeit, die Felsenstadt Petra in Jordanien, besuchen wollte, machte er sich kurzerhand auf die Suche nach der Familie, die ihn einst so gut aufgenommen hatte. Er erzählt: „Wir machten Halt im mittlerweile zu einer Millionenstadt herangewachsenen Irbid und nach einiger Recherche konnte ich tatsächlich Familienmitglieder von damals finden und es kam zu einem herzlichen Wiedersehen. Selbst die Medien wurden auf die Geschichte aufmerksam und ein Bericht darüber lief im jordanischen Fernsehen.“
Rückenwind durch Snowboard-Boom
Wenige Zeit nach seinen ersten Expeditionen, im Alter von 27, gründete Arno Stainer im Jahr 1971 seine eigene Firma mit einem Mitarbeiter. „Wir starteten mit Möbelmalerei, druckten Schilder und pinselten hochwertige Lüftelmalerei an Hauswände.“ Die Lüftelmalerei ist eine Kunstform der Fassadenmalerei, bei der Fenster kunstvoll mit Ornamenten und Schriftzügen umrahmt werden. Noch heute kann man sie auf dem einen oder anderen Haus im Salzburger Saalachtal bewundern. Ein internationaler Markt tat sich für den jungen Unternehmer im Jahr 1983 auf, als der Snowboard-Boom auch hierzulande in den Startlöchern stand. „Durch die Skifirma Keil in Uttendorf kam ich in Kontakt mit dem US-amerikanischen Gründer der Snowboard-Kultmarke Burton, Jake Carpenter. Damals hatte ich nicht das Gefühl, dass das Snowboarden etwas Großes werden könnte, doch nach dem Bedrucken der ersten Burton-Snowboards nahm der Einstieg in die Wintersportindustrie rasant Fahrt auf. Schon 1988 waren wir weltweit der größte Zulieferer der Snowboardindustrie und Jake Carpenter wurde zu einem guten Freund. Meine Frau und ich besuchten ihn auf einer Amerikareise sogar in seinem Haus in Vermont und feierten dort gemeinsam seinen 35. Geburtstag.“
Asien, Amerika, Afrika
Auf die Frage, ob der Weltenbummler denn schon überall auf der Welt war, zögert Arno Stainer kurz und überlegt: „Nein, da gibt es noch das eine oder andere Land in Afrika, das ich noch nicht bereist habe. Doch in Europa und den anderen Kontinenten kenne ich die meisten Flecken. Ich besaß auch als junger Unternehmer die Frechheit, mich bis zu drei Mal im Jahr auf Reisen zu begeben. Davon kam ich immer inspiriert und mit vielen neuen Ideen heim, die der Firma und auch dem Ort zugutekamen. Ich sah mir viel in der Welt an und bin ein weltoffener Mensch. Ich war immer und überall herzlich willkommen. Und dieses Gefühl des Willkommenseins strahlt auch unsere Region seinen Gästen gegenüber aus. Ich habe durch die Reisen einen Blick für die Wünsche unserer Gäste und wenn man so viel herumgekommen ist, erkennt man auch den Wert seiner Heimat. So kam mir auch die Idee für den Wasserfallweg vom Loderbichl hinauf auf die Loferer Alm bei einer meiner Reisen.“ Als Wege-Referent wollte er die Gäste der Region an die schönsten Flecken seiner Heimat führen. Der Wasserfallweg zeigt abseits der asphaltierten Mautstraße den unglaublichen Wasserreichtum der Region und führt auf einem für die ganze Familie begehbaren Weg vorbei an wunderschönen Gumpen, sprühenden Kaskaden und kühlen Wasserläufen bis hinauf in die Almenwelt Lofer. Aber auch der imposante Triftsteig geht auf das Konto des Visionärs. Er meint: „Das war eines meiner ersten Wegprojekte, das sogar vom einstigen Bundespräsident Kirchschläger offiziell eingeweiht wurde. Es war seine letzte Amtshandlung als Bundespräsident und bei der Eröffnung des zwei Kilometer langen Steigs gab es 1986 natürlich großes Trara.“
Das Herz schlägt für den Tourismus
Zur Siebdruck-Firma Stainer am Standort St. Martin kamen die Firmen Print Tattoo und Sun Wood, deren nachhaltige Kernkompetenz die ressourcenschonende Reproduktion der schönsten Hölzer dieser Erde ist. „Mein Sohn Arno hat meine Reiselust geerbt und aus allen Ecken der Welt außergewöhnliche Hölzer zusammengetragen. Die sind auch hier im Woodprint House als Querschnitt ausgestellt. Wir können diese Hölzer – aber auch Altholz oder den eigenen gefällten Baum – hier im Haus scannen und als außergewöhnliches Holzdekor für Tische, Bretter oder Böden reproduzieren. Auch mein zweiter Sohn Robert ist mit seinem Campingplatz Grubhof ein wichtiger touristischer Motor der Region.“ Die Reiselust ist auch bei Arno Stainer sen. noch lange nicht versiegt, auch wenn er heute lieber mit seiner Frau im Wohnmobil unterwegs ist, anstatt auf Expeditionen zu gehen. Und auch daheim im Salzburger Saalachtal genießt er heute seine ganz persönlichen Lieblingsplatzerl: „Die Strohwollner Schlucht hier in St. Martin zum Beispiel oder der im Jahr 2022 wiederhergestellte Triftsteig über die tosenden Wassermassen der Saalach. Mein Herz schlägt für den Tourismus und es ist schön zu sehen, dass die Region mit seinem abwechslungsreichen Angebot für Familien in die richtige Richtung geht.“
Fotos: Arno Stainer, Edith Danzer