Man könnte sagen, diese Geschichte hat einen langen Bart. Doch viel eher stimmt: Dieser Mann hat einen weltmeisterlichen Bart und viele Geschichten zu erzählen! Fritz Sendlhofer lebt hoch über den Dächern von Zell am See und er hat sich hier einen echten Logenplatz geschaffen, an dem er seinen Sammelleidenschaften nachgehen kann.
Über 70 Jahre ist das Pinzgauer Urgestein. Geboren in Gastein als Sohn eines Holzknechtes hat Fritz schon von klein auf mit „Sagl, Zappi und Schinter“ (Säge, Sapir und Loheisen) zu tun, und aus dem Werkzeug seines Vaters wird die Basis seiner Sägen-Sammelleidenschaft. „Ich habe das alte Werkzeug daheim aufgestellt und beim Betrachten festgestellt – da wäre noch Platz für mehr. So habe ich mich umgehört und nach alten Sägen zu suchen begonnen.“ Nach vielen Arbeitsjahren in Deutschland ist Fritz schließlich an den Zellersee heimgekehrt und hat in einer Blockhütte neben seinem Wohnhaus mit all den gesammelten Sägen ein privates Museum eröffnet: „Erst habe ich nur alte Sägen aus der Region aus Dachböden gerettet. Dann, als durch Zeitungsberichte bekannt wurde, dass ich Sägen sammle, bekam ich Exemplare aus aller Welt. Darunter auch viele wertvolle Raritäten, wie die große Schwingsäge in meinem Garten. Die älteste Säge im Museum ist rund 2.000 Jahre alt und stammt von einem Archäologen-Ehepaar.“
Auf die Frage, wie viele Sägen er denn mittlerweile in seinem Sägen-Museum gehortet hat, streicht er sich über den Bart und lacht: „2.500 und eine Nervensäge! Doch die geb´ ich nicht her!“
Eine haarige Angelegenheit
Der Bart, der das ausdrucksstarke Gesicht von Fritz Sendlhofer ziert, ist ausladend und gepflegt und hat schon so manche Auszeichnung erhalten. Darauf angesprochen reckt er stolz das Kinn, das irgendwo unter dem dichten Bart liegen muss, und erzählt: „Dieser Bart hängt schon seit 20 Jahren an mir – und ich an ihm! Ein Kollege nahm mich zu einem Bart-Wettbewerb nach Italien mit und ich wurde prompt Zweiter. Da habe ich ihn zu stylen und pflegen begonnen. Gepflegt wird der Bart allerdings nur mit Seife, abgestandenem Bier und Melchfett – damit er schön weich wird.“ Vizeeuropameister, Weltmeister und sogar Bart-Olympiasieger in der Kategorie „Garibaldi“ ist Fritz Sendlhofer dank seines Bartes bereits geworden, und so mancher Fernsehsender hat den Weg zu ihm herauf auf den Berg gefunden, um den urigen Zeller zu interviewen. Auch als Statist bei zahlreichen Filmen und Fernsehserien wurde Fritz bereits engagiert.
Bier ist Kultur
Bier ist das Stichwort für ein weiteres Talent des Tausendsassas – nachdem er eines Tages einen Bericht im Fernsehen sah, wie Urwald-Einwohner ihr eigenes Bier brauten, dachte er sich, das kann ich auch. Gesagt – getan! Mit viel Tüftlerei und Hilfe von befreundeten Handwerkern hat er seine eigene kleine Brauerei gestartet: „Es war vom ersten Brauvorgang an ein gutes Bier. Das habe ich dem Feinschliff des Braumeisters der Salzburger Weißbierbrauerei ‚Die Weisse’ zu verdanken.“ Angenehm süffig und erfrischend ist die Kostprobe, die Fritz zu selbstgemachtem Bauernbrot und Speck in einem alten Steinkrug (ja auch rund 1.000 Steinkrüge sammelt Fritz) serviert. Auf dem Bankerl vor der alten Holzknecht-Sölln (einer Original Holzknecht-Unterkunft) genießen wir den herrlichen Ausblick auf den Zellersee, der wie ein grüner Smaragd unter uns funkelt und Fritz sinniert: „Bier ist Kultur und kein Bachwasser – das muss man in Ruhe genießen!“