Winterliche und weihnachtliche Bräuche und Traditionen bereichern und bestimmen seit jeher das Leben der Menschen im Salzkammergut und begleiten sie durch die finsteren und kalten Monate des Jahres. Sind manche von ihnen aus purer Freude entstanden, erzählen andere von einer vergangenen Zeit tiefen Glaubens und Aberglaubens. Wir möchten euch fünf davon vorstellen.
Das Anklöpfeln von Haus zu Haus
Wetterfleck, Hut, Laterne und Stock – ein vertrautes Bild, das die Rückkehr der Anklöpfler ankündigt. Das Anklöpfeln ist ein Brauch, der über das SalzburgerLand hinaus seine Verbreitung gefunden hat. Ursprünglich als ‚Heischebrauch‘ konzipiert, ermöglichte er den weniger Begüterten in früheren Zeiten zu Weihnachten nicht hungern zu müssen. Im Salzkammergut wird dieser Brauch heute noch am Wolfgangsee zelebriert. Die sogenannten Klöpfelnächte fallen auf die drei Donnerstage vor dem Heiligen Abend. Eine Gruppe von Hirten, teilweise in Begleitung des hochheiligen Paares und gelegentlich sogar mit einem Esel, zieht von Haus zu Haus. Dabei bringen sie mit Adventliedern und kurzen Hirtenspielen festliche Weihnachtsstimmung in die Häuser. Während in früheren Zeiten Naturalien in mitgebrachten Körben gesammelt wurden, wird heute großzügig für wohltätige Zwecke gespendet.
Frautragen – stiller Adventbrauch mit tiefer Bedeutung
In der Vielfalt der Adventbräuche bleibt das Frautragen oder Herbergssuchen eher im Hintergrund und zählt zu den weniger bekannten Traditionen. Dieser Brauch beinhaltet das Tragen eines Bildes, das die Heilige Familie darstellt: die schwangere Maria, Darstellungen von Josef und Maria mit einem Esel oder einfach eine Marienstatue. Dieses Bild, als ‚Herberg‘ bezeichnet, wird abends von Tür zu Tür getragen. Als Unterkunft für den besonderen Besuch dient meist der weihnachtlich geschmückte Herrgottswinkel oder ein eigens errichteter Altar. Sobald die von einer betenden Gemeinschaft begleitete ‚Herberg‘ ihr Ziel erreicht hat, wird eine Andacht mit Rosenkranzgebeten und Marienliedern abgehalten. Der Abend klingt danach in gemütlichem Beisammensein aus. Insbesondere die ländliche Bevölkerung verbindet mit dem Beherbergen des Marienbildnisses die Erwartung von Glück, Schutz für Haus und Hof sowie einen Segen für die Ernte. Dieser stille Brauch knüpft an tief verwurzelte Traditionen an und verleiht dem Advent eine besondere, bedeutungsvolle Note.
Das Orakel der Thomasnacht
Die Zeit der Raunächte zwischen der Thomasnacht am 21. Dezember und dem 5. Jänner, dem Vorabend zum Dreikönigsfest, ist von einer geheimnisvollen Aura umgeben. Schon immer galten diese Tage als mystisch und boten Raum für verschiedene Orakelbräuche zur Deutung der Zukunft. Heiratswillige Mädchen nutzen diesen Zeitrahmen, um den heiligen Thomas um Einblicke in ihre Zukunft zu bitten. Durch Rituale wie das Bettstaffltreten hoffen sie darauf, dass ‚der Zukünftige‘ in ihren Träumen erscheint. Die Fragen, die in dieser Zeit gestellt werden, reichen jedoch weit über Liebesangelegenheiten hinaus. Die Zukunft von Themen wie Reichtum, Ernte, Glück, Unglück oder sogar Tod werden mithilfe dieser mystischen Bräuche gedeutet.
Den ‚Wilden Gjoad‘ ausräuchern
Mit dem Dreikönigstag finden die rauen Nächte der ‚Zwölftenzeit‘ ihren Abschluss. Die letzte Raunacht, die vom 5. auf den 6. Januar fällt und als große Raunacht oder Perchtnacht bezeichnet wird, gilt als die gefährlichste. In dieser Nacht sind alle Dämonen in Bewegung. Besondere Vorsicht ist vor der Wilden Jagd, dem ‚Wilden Gjoad‘, geboten. Hier besagt der Volksglaube, dass eine Begegnung mit ihr den fixen Tod bedeutet. Es galt sich vor den umtriebigen und fluchwürdigen Gestalten zu hüten und verschiedene Abwehrrituale um Schutz zu zelebrieren. Eines dieser rituellen Schutzmittel war das Räuchern mit getrockneten heimischen Kräutern, das noch heute in vielen Häusern praktiziert wird.
Die Kripperlroas
Im Salzkammergut hat sich die Kripperlroas als Weihnachtsbrauch fest etabliert. Diese beginnt nach den Weihnachtstagen und führt zu ausgewiesenen Haus- und Kirchenkrippen. In einigen Orten erstreckt sich diese liebenswerte Tradition sogar bis Mariä Lichtmess im Februar und oft werden geführte „Roasen“ angeboten, bei denen Besucher Landschaftskrippen bewundern können. Die Teilnehmer dieser Kripperlroasen bringen oft musikalische Darbietungen und Spenden mit und sind Glücksbringer für ein frohes neues Jahr. Dieser herzliche Brauch, bei dem die Krippenfiguren ausgestellt werden, wurde im Jahr 2015 in das UNESCO-Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Hinweis: der Salzkammergut Advent
Dem Salzkammergut Advent liegt ein ganz besonderer Zauber inne und Jahr für Jahr zieht es die Menschen in Scharen zu den stimmungsvollen Adventmärkten der Region. Jeder für sich einzigartig und unverwechselbar hat man sich in Bad Ischl, der Fuschlseeregion, am Mondsee, dem Wolfgangsee und der Region Dachstein Salzkammergut zwischen 22. November und 22. Dezember 2024 einem gemeinsamen Ziel verschrieben: den Besucherinnen und Besuchern ein authentisches, unverfälschtes und qualitativ-hochwertiges Adventerlebnis voller Höhepunkte zu bescheren. Ohne dabei den eigenen Traditionen untreu zu werden. Hier geht’s zum Salzkammergut Advent.
©alle Bilder, außer wo anders angegeben: SalzburgerLand Tourismus/ Michael Groessinger