Es ist Mitte Oktober und die Gipfel der umliegenden Berge erstrahlen bereits in hellem Weiß. Nicht verwunderlich, dass automatisch das Verlangen nach den ersten Schwüngen im Pulverschnee akut steigt.
Während so mancher den Herbst noch für ausgedehnte Wanderungen in den Bergen des SalzburgerLands nutzt, hat mich allerdings beim Anblick des frisch verschneiten Kitzsteinhorns das Skitouren-Fieber erfasst.
Gipfelsturm
Schnell ist mein Equipment im Auto verstaut und los geht’s nach Kaprun! Ich bin nicht die Einzige, die infiziert ist, scheint es. Denn schon am Parkplatz ist ein fröhliches Skier-Schultern bemerkbar. Auch die Touren-Fraktion ist bestens vertreten – man erkennt sich an den befellten Skiern und meist engen Tourenskihosen. Man grüßt sich freundlich, denn schließlich hat man ein gemeinsames Ziel und eine gemeinsame Aufstiegsspur. Zum Aufbauen der Kondition und Vernichten der ersten Höhenmeter als Grundlage für spätere Gipfelstürme, können wir alle es kaum noch erwarten, dass Frau Holle eine kräftige Ladung Schnee über dem SalzburgerLand ausschüttelt. Geduldiges Warten wäre eine Tugend, aber leider nicht die unsere, so scheint es.
Unten Nebel, oben Sonne
Nach einer kurzen Gondelfahrt komme ich bei strahlendem Sonnenschein beim Langwiedboden an. Schon auf halber Strecke herauf zur Bergstation lichtete sich der zähe Nebel. Im selben Maße wie das unglaubliche Panorama aus den letzten Nebelfetzen auftauchte, hoben sich auch meine Mundwinkel und manifestieren sich zu einem glücklichen Dauergrinsen. Beim Info-Point am Langwiedboden auf 1.976 Metern werfe ich einen Blick auf die Fakten der Tour: „Schneekönigin“ und „Eisbrecher“ starten hier und führen entlang des Pistenrandes – in sicherer Distanz zu den Skifahrern und Boardern – über 474 Höhenmeter bis zum Alpincenter. Für den Eisbrecher geht es danach noch weiter zur Bergstation des Maurerliftes und dort darf man sich über 900 überwundene Höhenmeter freuen.
Gut fühlt es sich an, wieder Schnee unter den Skiern zu spüren! Die Luft ist glasklar und im strahlenden Sonnenschein glitzern die Schneekristalle der Schneekanonen wie Millionen Diamanten!
Schneekönigin unterwegs
Für meine erste Tour nach monatelanger Skitouren-Abstinenz ist mir ziemlich klar: „Ich fühle mich eher wie eine Schneekönigin. Der Eisbrecher kann noch warten!“ In gemütlichem Tempo starte ich über die ersten Höhenmeter. Erst mal warm werden. Aufgrund der extremen Höhenlage hat die Luft hier heroben auch einen geringen Sauerstoffanteil, was natürlich auch den Trainingseffekt steigert. Das wissen auch die Profis, und immer wieder werde ich von muskelbepackten Athleten im Eiltempo überholt. Diese Überholmanöver kratzen aber nicht am sportlichen Ego, im Gegenteil – sorgen sie doch kurzfristig für schöne Aussichten. Langfristig begleitet mich ohnehin die sensationelle Aussicht der umliegenden Bergwelt und tief unter uns liegt der Pinzgau immer noch im dicken Nebel.
Die knapp 500 Höhenmeter sind überraschend schnell überwunden – trotz einiger Fotopausen. Vor mir taucht das Alpincenter auf, wo ein auf die Ausdauersportler abgestimmtes Gastronomie-Angebot lockt. Obwohl die Muskeln eigentlich noch gar nicht müde sind und die verschneiten Hänge des Maurerkogels locken, beschließe ich, die heutige Skitourenpremiere wie eine echte Schneekönigin auf der sonnigen Terrasse der Gletschermühle ausklingen zu lassen!