Sauberes Wasser für alle war auch im SalzburgerLand lange keine Selbstverständlichkeit. Wir haben uns auf eine Zeitreise durch die Geschichte der Salzburger Wasserversorgung gemacht und dabei jede Menge spannende Fakten zutage gefördert: Von den Wasserreitern des Fürsten bis zum ältesten Wasserstollen Europas, der heute von abenteuerlustigen Urlaubern besucht wird.
Der Almkanal: Lebensader der Stadt
Wer heute durch das Salzburger Stadtgebiet spaziert, überquert an vielen Orten einen stark strömenden Bach mit klarem, smaragdgrünem Wasser – den Almkanal. Bei Salzburgs Jugend ist er im Sommer ein beliebter Treff zum Baden und Surfen, während die Salzburger Festspiele sein kaltes Gebirgswasser zum Betrieb ihrer Klimaanlagen nutzen. Dem beliebten Augustiner Bräustübl dient das Almwasser hingegen zur Stromgewinnung. Kurz gesagt: Der Almkanal ist eine echte Lebensader für die Stadt Salzburg. Und das seit hunderten von Jahren.
Europas ältester Wasserstollen
Die Geschichte des weit verzweigten Almkanals reicht bis ins 11. Jahrhundert zurück. Seine Funktion war es damals, das Wasser der Königsseeache in die Stadt Salzburg zu leiten, wo es die Mühlen antrieb und als Trink- und Nutzwasser diente. Um das Wasser durch die Stadtberge zu schleusen, ließ man einen Stollen durch den Mönchsberg schlagen, der bis heute als ältester Wasserstollen Europas gilt.
So revolutionär der Almkanal auch war: Er diente lange Zeit nur den hohen Herren und kirchlichen Herrschern. Die einfachen Bürger Salzburgs hatten keinen Zugang zum frischen Wasser aus den Bergen. Die hygienische Situation in der Stadt war schlecht und immer wieder kam es zum Ausbruch von Seuchen. Auch Löschwasser fehlte, was zu verheerenden Stadtbränden führte. Erst 1335 wurde Salzburgs Bürgern schließlich gestattet, einen weiteren Stollen zu schlagen, der zur Wasserversorgung des Gemeinvolks verwendet wurde. Dennoch: Die Versorgung mit Trinkwasser und die hygienischen Bedingungen blieben für die meisten Salzburger schlecht.
Tipp: Auf Höhlentour durch den Stiftsarmstollen
Jedes Jahr im September gibt es die Möglichkeit, an einer Führung durch den Stiftsarmstollen teilzunehmen. Im Rahmen der Almabkehr kann der eindrucksvolle Tunnel besichtigt werden. Der Spaziergang durch die engen Gänge ist nicht nur ein echtes Abenteuer mitten in der Stadt, sondern ermöglicht auch spannende Einblicke in die Geschichte der Wasserversorgung. Weitere Informationen zu den genauen Besichtigungszeiten finden sich auf www.almkanal.at.
Das Lieblingswasser der Erzbischöfe
Schon im 15. Jahrhundert wussten Salzburgs Erzbischöfe von der ausgezeichneten Qualität des Quellwassers aus dem Untersberg. Jeden Tag entsandten sie deshalb sogenannte Wasserreiter, um das Wasser für die erzbischöfliche Tafel in die Stadt zu transportieren. Doch damit nicht genug: Um ihre barocken Brunnen und Paläste mit Wasser zu versorgen, versuchten die baufreudigen Herrscher immer wieder, das Wasser vom Untersberg mit Leitungen in die Stadt zu leiten. Doch die hölzernen Rohre hielten dem Druck der Wassermassen nicht stand und die Versuche scheiterten ein ums andere Mal.
Alkohol statt Wasser
Während die Erzbischöfe sich das Untersbergwasser schmecken ließen, konnte die einfache Bevölkerung von sauberem Trinkwasser weiterhin nur träumen. Die Angst vor verunreinigtem Wasser war so groß, dass Kindern anstelle von Wasser häufig Alkohol verabreicht wurde – meist in Form eines sogenannten Haustrunks. Dabei handelte es sich um Bier, Most oder verdünnten Wein, der in vielen Häusern anstelle des verunreinigten Trinkwassers konsumiert wurde. Der enthaltene Alkohol schützte zwar vor Keimen, führte jedoch zur weiten Verbreitung von Kinderalkoholismus. So forderten immer mehr Ärzte vehement eine Verbesserung der allgemeinen Wasserversorgung.
Es geht bergauf: Der Beginn der modernen Wasserversorgung
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging es mit der Wasserversorgung der Stadt Salzburg endlich bergauf. Im Jahr 1875 wurde fertiggestellt, wovon die Erzbischöfe jahrhundertelang geträumt hatten: Die Leitung des Untersbergwassers in Fürstenbrunn bis in die Stadt Salzburg. Als Speicher diente ein Hochbehälter auf dem Mönchsberg, dem Hausberg der Salzburger. Endlich profitierten die Salzburger vom Segen des sauberen Quellwassers.
Wasser heute in der Stadt Salzburg
Heute kümmert sich die Salzburg AG um die Versorgung mit frischem Trinkwasser, das mittlerweile größtenteils aus dem Grundwasser in Glanegg und St. Leonhard stammt. Jeder Salzburger verbraucht täglich rund 120 Liter Wasser. Das ist in etwa eine Badewanne voll Wasser. Als Speicher dienen große Reservoirs im Mönchsberg und im Kapuzinerberg. Für seinen Weg von der Quelle bis ins Glas braucht das Wasser im Schnitt einen Tag. Weil es dabei ständig in Bewegung ist, muss es nicht aufbereitet oder desinfiziert werden und kommt völlig unbehandelt in die Küchen und Badezimmer der Salzburger. Kein Wunder, dass die Mitarbeiter des Salzburger Wasserversorgers sehr stolz auf ihr einzigartiges Wasser sind.
Tipp: Das Wassermuseum Wasser.Spiegel
In einem ehemaligen Wasserreservoir am Mönchsberg haben die zwei langjährigen Salzburg AG-Mitarbeiter Alois Buchner und Raimund Widauer mit viel Leidenschaft ein Wassermuseum mit über 1.000 Exponaten errichtet. Sehenswert ist hier nicht nur die Geschichte und Gegenwart der Wasserversorgung, sondern auch der Museumsort an sich.
Das Museum hat von Jänner bis April und im November und Dezember jeden Sonntag und von Mai bis Oktober von Freitag bis Sonntag geöffnet. Führungen für Gruppen über fünf Personen nach Terminvereinbarung unter T +43 662 8884-3203. www.salzburg-ag.at/wasser/wasserspiegel
Wasser heute im SalzburgerLand
In den Gemeinden und Dörfern des SalzburgerLandes sorgen vor allem die hunderten von Wassergenossenschaften dafür, dass sauberes Trinkwasser verfügbar ist. Was selbst viele Salzburger nicht wissen: Die meisten Mitarbeiter der Wasserversorger arbeiten ehrenamtlich und bekommen keine Bezahlung. Ihre gemeinnützige Arbeit ist von unschätzbarem Wert für die Bevölkerung, denn sie sorgen dafür, dass Salzburgs Wasserversorgung auf höchstem Niveau gewährleistet bleibt. Wer die Leitung aufdreht, bekommt Wasser, das in seiner Qualität jedem Flaschenwasser ebenbürtig ist. www.wasserversorger.at