Manchmal schreibt der Zufall die schönsten Geschichten. Bei Johanna Freidl war es eine Stellenanzeige, über die ihre Mutter stolperte. „Ich war gerade auf Auslandssemester in China, als meine Mama mich angerufen hat, um mir mitzuteilen, dass sie im Oberpinzgau jemanden für ein Forschungsprojekt suchen.“ Die angehende Molekularbiologin bewarb sich, bekam den Job und fand wenige Kilometer vom Bauernhof ihrer Eltern entfernt ihre erste Anstellung als Wissenschaftlerin.
„Was wir den Menschen hier geben, ist Zeit“
Sieben Jahre später hat Johanna ihre Dissertation abgeschlossen, dem Pinzgau ist sie aber treu geblieben. Seit 2014 betreut sie in Krimml das Projekt Hohe Tauern Health. Kern dieses Gesundheitsangebotes für Allergiker sind die Krimmler Wasserfälle, deren mikroskopisch kleine Aerosole in den Atemwegen wirken, wie ein natürliches Asthmaspray. Ergänzt wird die Therapie am Wasserfall durch Allergiker-gerechte Hotelzimmer, Bewegungsangebote in der freien Natur, diätologische Beratung und vieles mehr. Bei zahlreichen dieser Bausteinen hat Johanna ihre Hände im Spiel. Sie kümmert sich um die Erstgespräche und Lungenfunktionsmessungen der Gäste, hält Workshops über Allergien und übernimmt regelmäßig die Betreuung am Therapieplatz. „Manche Gäste erleben ein richtiges Deja Vu, wenn sie mich am Morgen, zu Mittag und am Abend treffen“, erzählt sie lachend, als wir sie am Therapieplatz bei der Arbeit besuchen.
Anleitung zur Selbstkompetenz
Der Therapieplatz am Fuße der Krimmler Wasserfälle ist das Herzstück von Hohe Tauern Health. Hierher kommen die Gäste täglich eine Stunde lang, um mitten in der freien Natur den unsichtbaren Wasserfallnebel einzuatmen. Währenddessen wird entspannt, gedöst, gelesen oder geplaudert. Für die Wissenschaftlerin heißt es bei ihren Betreuungsdiensten am Wasserfall selbst Hand anlegen. Sie kümmert sich darum, dass Liegen und Sitzkissen bereitstehen, gibt Tipps und Ratschläge. Dazu kommen viele lange Gespräche, in denen sie mit Rat und Tat unterstützt. „Eines der wichtigsten Dinge, die wir den Menschen hier geben, ist Zeit“, erzählt sie. „Viele Allergiker, die bei uns zur Therapie kommen, haben das Gefühl, dass im medizinischen Alltag zu wenig Zeit ist, um über ihre Beschwerden zu sprechen. Hier ist alle Zeit der Welt“, sagt Johanna Freidl.
Am Therapieplatz zeigt sie den Gästen auch, wie sie ihre Lungenfunktion mit einem Peak Flow Protokoll selbst überwachen können. So lernen Asthmatiker, wie sie die Dosierung ihres Sprays optimal an die eigene Situation anpassen können. „Ich sehe das als Anleitung zur Selbstkompetenz“. Das Konzept geht auf, denn die Erfolge von Hohe Tauern Health sind wissenschaftlich belegt und können sich sehen lassen. Über viele Monate hält der lindernde Effekt auch nach der Rückkehr in den Alltag an, die Patienten müssen weniger Medikamente nehmen und das Wohlbefinden steigt. Besonders gute Ergebnisse beobachtet Johanna Freidl bei Kindern: „Die Kinder kommen zu uns an den Therapieplatz, spielen und tollen herum und bemerken dabei nicht einmal, dass sie gerade ein Heilmittel einnehmen.“ Und auch sie selbst merkt, dass der Wasserfall wirkt. “Ich habe den ganzen Sommer lang nie einen Schnupfen”, lacht sie.
Der Natur auf der Spur
Wenn man Johanna Freidl bei der Arbeit beobachtet, dann merkt man: Ihr ist der Wasserfall ans Herz gewachsen, weshalb sie auch nach sieben Jahren noch mit Leib und Seele in Krimml arbeitet. Denn hier erlebt sie unmittelbar die Verbindung von Forschung und Anwendung. Doch die Arbeit für Hohe Tauern Health ist nur ein Teil des Jobs der jungen Wissenschaftlerin. Schließlich dauert die Saison am Wasserfall für sie nur von Mai bis Oktober. Den Rest des Jahres verbringt die Wissenschaftlerin an ihrem Arbeitsplatz an der PMU in Salzburg. Am Institut für Ökomedizin von Arnulf Hartl arbeitet sie an der Erforschung von natürlichen Gesundheitsressourcen. In ihrem aktuellen Projekt geht sie der Frage nach, ob sich die “gesunde Luft der Alm” auch wissenschaftlich nachweisen lässt. Man darf gespannt sein, was sie im almenreichsten Bundesland Österreichs darüber herausfinden wird.
Johanna Freidls Top 5 Tipps für einen gesunden Urlaub im SalzburgerLand
Zeit nehmen
Im Alltag ist oft alles streng durchgetaktet, im Urlaub darf man gerne mal einen Gang zurückschalten.
Bewegung erleben
Vom Wandern bis zum E-Bike: Im Nationalpark Hohe Tauern gibt es endlose Möglichkeiten.
Freie Natur spüren
Waldbaden, eintauchen, aufatmen. Im Nationalpark Hohe Tauern entfaltet die Natur ihre Kraft.
Gut essen
Nicht nur köstlich, sondern auch auf alle diätologischen Bedürfnisse abgestimmt ist die Küche von Hohe Tauern Health.
Gute Gespräche führen
Das Handy einfach mal im Zimmer lassen und sich ganz der Zweisamkeit widmen.
Die Krimmler Wasserfälle und die WasserWelten Krimml sind bis in den Spätherbst täglich von 09:00 – 17:00 Uhr geöffnet.