Wo der Wildbach rauscht: Im Rauriser Talschluss Kolm Saigurn können Wanderer am Wasserfallweg so ziemlich alles entdecken, was der Nationalpark Hohe Tauern zu bieten hat. Neben dem Artenreichtum der Tier- und Pflanzenwelt ist es das viele Wasser, das im Hochsommer für ein erfrischendes Erlebnis sorgt.
Stolz reiht sich in Kolm Saigurn ein Dreitausender an den nächsten. Und wenn man die steilen Felswände nach oben blickt, hört man sie beinahe rufen: „Komm herauf zu uns!“ Beeindruckend sind sie schon, die hohen Gipfel. Dabei muss es nicht immer ganz nach oben gehen. Auch am Fuße des Sonnblicks geraten Naturliebhaber ins Schwärmen, wenn sie am Wasserfallweg an rauschenden Bächen und zischenden Wasserfällen vorbeiwandern.
Vielseitige Wanderroute in Kolm Saigurn
Vom Parkplatz Lenzanger aus erreichen Wanderer in einer halben Stunde das Naturfreundehaus im Talschluss. Wer zumindest Turnschuhe und zusätzlich Zeit im Gepäck hat, der sollte gleich die Abzweigung zum Wasserfallweg nehmen und staunen, wie schön Umwege sein können.
Insgesamt fünf Wasserfälle hat der 2,8 Kilometer lange Rundweg zu bieten. Der Wanderweg führt über einfache Pfade und durchwurzelte Teilstrecken, vorbei an üppigem Grün, über Stege, viele Steine und eine Hängebrücke. Immer im Blickfeld thront der Sonnblick. Mit einer Gehzeit von ca. 1 ½ Stunden und rund 200 Höhenmetern ist der Wasserfallweg in Rauris auch gut geeignet für Kinder.
Der Wasserfallweg: Genuss für Augen und Seele
Je weiter wir uns dem ersten Wasserfall nähern, desto lebendiger scheint die Natur zu werden. Friedlich weidende Pferde und Kälber beobachten uns kauend, hoch über uns entdecken wir einen Adler und zugleich durchbricht das aufgeregte Pfeifen der Murmeltiere die Idylle. Dann wird das Rauschen lauter, die Luft kühler und kleine Wassertröpfchen erfrischen die Haut.
Mitten im Juli, nach mehreren Tagen großer Hitze, ist es eher ein sanftes Rauschen, das uns beim Wandern begleitet. Aber das Wasser, das sich den Weg vom Sonnblick und Hocharn nach unten bahnt, kann auch anders. Zur Schneeschmelze im späten Frühjahr, wenn tosende Sturzbäche herabschießen, ist es für Hermann Maislinger und sein Team jedes Jahr eine große Herausforderung, die Brücken zu montieren. Dennoch möchte der Hüttenwirt vom Naturfreundehaus den Besuchern des Talschlusses dieses Naturschauspiel nicht vorenthalten. Die jüngsten Wanderer unter uns entdecken bald grün glitzernde Käfer, wir hingegen können unseren Blick nicht vom Sonnblick-Gipfel wegreißen, der immer wieder zwischen den Felsen hervorblitzt. Schließlich erreichen wir ein kleines Highlight des Wasserfallweges: die Hängebrücke. Auf wackeligem Untergrund marschieren wir über den tosenden Bach dem Naturfreundehaus entgegen.
Nach der Wasserfallrunde ist noch lange nicht Schluss
Der Wasserfallweg zeigt sich bei Sonnenschein von seiner prächtigsten Seite, er ist aber ebenso eine willkommene Alternative zur großen Bergtour, wenn sich die Gipfel in Wolken hüllen. Danach bleibt ausreichend Zeit, um eine Almwanderung dranzuhängen oder den Rauriser Urwald zu besuchen.
Noch nicht genug von der Natur? Die Zimmererhütte neben dem Naturfreundehaus beherbergt ein kleines Nationalpark-Museum, das den Besuchern die Tier- und Pflanzenwelt mit interaktiven Ausstellungen näherbringt. Außerdem gibt es dort Fundstücke aus der Zeit des Goldbergbaus sowie alpine Mineralien aus der Region zu bestaunen. Wer sich immer noch nach Wasser sehnt, kann in der Kneippanlage beim Naturfreundehaus seinen müden Wandererbeinen Erfrischung gönnen. Erfrischungen jeder Art gibt es dort natürlich auch für die trockene Kehle.
Fotos: © Regina Langreiter