Wenn für die Salzburger Kinder der Schulbeginn vor der Tür steht, genießen alle die letzten freien, unbeschwerten Tage. Doch für Einige fängt in diesen letzten Ferientagen eine intensive Probezeit an. Die Rede ist von den Hirtenkindern des Salzburger Adventsingens.
Auch wenn die Adventszeit noch in scheinbar weiter Ferne liegt, die Wochen bis zur Premiere Ende November im Großen Festspielhaus sind gezählt. Daher ist es mittlerweile Tradition, dass sich die ausgewählten Jungschauspieler und Musiker Anfang September auf der Soderkaseralm in Lofer treffen, um gemeinsam an ihrem Auftritt zu arbeiten. Die urige Hütte mit Matratzenlager mitten auf der Loferer Alm, umgeben von der wunderbaren Bergkulisse und Natur pur wird für die Mädchen und Buben im Alter von acht bis zwölf Jahren für vier Tage ihr Zuhause. Während manche das erste Mal dabei sind, heißt für andere, bald Abschied zu nehmen. Doch soweit denkt hier heroben jetzt noch keiner. Mit viel Spaß und großem Eifer lernen Groß und Klein ihre Texte und Lieder. Unterstützt und geleitet werden sie dabei von Simon Haitzmann, Musiklehrer aus Unken sowie Regisseurin Caroline Richards. Für die Rundum-Versorgung der Kinder ist Hirtenbetreuerin Gudrun Köhl-Korbuly zuständig, sie wird zur Ersatz-Mama auf der Alm und steht mit Rat und Tat zur Seite. Sollte die Sehnsucht nach zu Hause groß werden, greift sie zur Packung Heimwehkeks. Die haben noch immer geholfen. Doch bei all dem Programm, fehlt meist sogar die Zeit, an zu Hause zu denken.
Eine wichtige Rolle bei der Hirtenbetreuung hat auch Markus Helminger, der seit unglaublichen 43 Jahren Teil des Salzburger Adventsingens ist. Mit zwölf Jahren stand er selber als Hirtenbub auf der Bühne und kann so seine eigenen Erfahrungen und Erinnerungen einbringen. Natürlich wird nicht nur geprobt, es bleibt auch Zeit für Almwanderungen (mit Stopp beim Almmilchautomaten, der für manche Stadtkinder eine interessante Entdeckung ist) und jede Menge Spiel und Spaß. Trotz des unterschiedlichen Alters findet sich die kleine Gruppe schnell zu einer harmonischen Einheit zusammen. Die Älteren in der Runde unterstützen die Jüngeren, und sollte einmal jemand beim Text hängen bleiben, können alle Anderen problemlos weiterhelfen. Zentrales Element der Hirtenschar sind die musikalischen Darbietungen. Geige, Gitarre, Bassgeige, Akkordeon, Steirische Harmonika, Hackbrett, Flöte, Klarinette, Trompete, Tenorhorn und Schwegel – die Bandbreite der Instrumentierung ist groß und das Können der Kinder virtuos. Schon nach ein paar Tagen üben, klingt das Zusammenspielen äußerst harmonisch. Als Abwechslung zur klassischen Hirtenmusi werden unter der Leitung von Hildegard Stofferin zwischendurch auch mal englische Klassiker, wie etwa Country Roads gesungen. Die Freude am Musizieren ist den Kindern anzumerken, oft werden am Abend noch mal alle Instrumente ausgepackt, um gemeinsam zu spielen.
Nach den vier intensiven Probetagen auf der Alm ist der Grundstock gelegt. Damit bis zur Premiere im Festspielhaus alles reibungslos läuft, trifft sich die Hirtenschar auch in den kommenden Wochen weiterhin regelmäßig.
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