Hermann Maier, Michi Walchhofer, Andreas Schifferer. Die glorreichen Skifahrer aus der Salzburger Sportwelt sind schon ein Zeitl in „Pension“. Diese genießen auch ihre Väter – in vollen Zügen. Rupert Walchhofer und Hermann Maier sen. nehmen euch mit in die Welt der Weltmeister Väter.
Rupert Walchhofer lacht, als er erfährt, dass ich Hermann Maier sen. ebenso interviewe – sie kennen sich seit ihrer Kindheit. Fuhren im Kindesalter gegeneinander Rennen – „Bauernrennen“ nennt sie Maier. „Beim Messen war es noch nicht so genau wie heute“, verrät er weiter. Mit der Stoppuhr ging es eher um Sekunden als um Hundertstel. Die Väter der Weltmeister tauschten die Plätze oben am Stockerl regelmäßig ab. Hauptsache es war eine Gaudi – das war für die Herren das wichtigste.
Weltmeister-Vater Rupert Walchhofer
Die Familie Walchhofer pachtete in Zauchensee eine Alm. Dort verbrachten sie ihre Sommer – der Winter gehörte dem Bauernhof Kuchelberg in Altenmarkt. Der Großvater und der Vater vom Vater von Michi Walchhofer sorgten für die Weidefreistellung im Almgebiet. Zauchensee mit ein paar Almhütten, ohne Straße, ohne Lifte – heute kaum mehr vorstellbar. Dennoch startete der Skibetrieb in den 1930er Jahren – die Leute reisten mit dem Zug von Wien nach Altenmarkt, marschierten von dort nach Zauchensee und vergnügten sich im Schnee.
Der erste Lift in den 1950er Jahren war ein Komfort ohne gleichen – immerhin zwei Bügel, einer rauf, einer runter. Die Gründung der Liftgesellschaft einige Jahre später hatte einen Vorteil im Gepäck: Die Gemeinde baute die Straße nach Zauchensee und übernahm die Schneeräumung.
Skifahren faszinierte den Großvater, dann viel mehr den Vater von Michi Walchhofer. Als Schüler war Rupert Walchhofer Liftwart, wurde 1958 Landeschülermeister und kennt die eigene Muskelkraft noch als Pistenpräparier-Maschine.
Klingt jetzt alles nach einem Lotter-Leben voller Freizeit, war es allerdings nicht. Rupert Walchhofer war Bauer, Skilehrer und baute in den 1960er Jahren ein Jugendheim mit Gasthof in Zauchensee. Damals gab es noch keine Skihütten – im Gasthaus ging Mittag die Post ab. Eine Almbar folgte und in den späten 1980er Jahren gründete er seine Skischule in Zauchensee. Ebenso entwickelte sich die Jugendherberge rasch zu einem Hotel.
Rupert Walchhofers Tag sah in etwa so aus:
- In der Früh: Stallarbeit
- Untertags: Rezeptionist, Gastwirt und Verantwortlicher für den Hotelbetrieb
- Abends: Stallarbeit
- Nachts: Almbar
- Irgendwo dazwischen: Skilehrer
- Immer: Vater von sechs Kindern
Funfact: Hermann Maier jun. baute als Maurer einen Teil von Walchhofers Café.
Motivation für seinen Sohn Michi Walchhofer
Michi ist der jüngste der sechs Walchhofer-Kinder. Skifahren liegt allen im Blut. Es war der älteste Sohn Rupert Walchhofer jun., der den Vorschlag macht, Michi auf die Skihauptschule zu schicken. Lief alles wunderbar, bis nach dem Bundesheer. Danach arbeitete Michi Walchhofer in der Raiffeisenbank. Vater Rupert schickte Motivation – er glaubte an das skifahrerische Können seines Sohns.
Über den Europacup katapultierte er sich in den Weltcup. Zuerst erfolgreich im Slalom. Dann vor allem in der Abfahrt. „Oftmals patzte Michi im zweiten Slalom-Durchgang. Er entschied sich daher für die Abfahrt, da dort ein Lauf genügt“, grinst Rupert verschmitzt. Der Rest ist Skigeschichte.
Funfact: Ein Sohn von Rupert Walchhofer ging mit Hermann Maier jun. in die Volksschule.
Weltmeister-Vater Hermann Maier sen.
Als Kind tummelte sich Hermann bereits im Skiclub – obwohl das mit heute nicht vergleichbar ist. Lange Zeit war er der Sektionsobmann. Und für den Sommer? Genau! Gründungsmitglied in der Sektion Fußball.
Er erinnert sich gern an das Silberfuchsrennen in Flachau – irgendwann in den 1960er Jahren. Zu gewinnen gab es einen Silbernen Fuchs – und die B-Garnitur der österreichischen Skifahrer kämpfte um diese Trophäe. Mittendrin: Die einheimischen Skikünstler.
Eine spannende Wochenendbeschäftigung begleitete Hermann Maier sen. eine Zeit lang: Am Samstag ging er mit seinen Freunden aufs Grießenkar, schlief oben und wedelte am Sonntag ins Tal. Auch er erinnert sich an das „Tretteln“ der eigenen Pisten – mit Schulbeginn stand er auf Skiern.
Nach seiner Lehre gab es damals während des Winters wenig Arbeit in der Region. Daher entschied er sich für sein Hobby: Er wurde Skilehrer. Zuerst als Anwärter, dann Landesskilehrer und schließlich Staatlicher Skilehrer.
Früher gab es einen Gebietsschutz für Skischulen – in jedem Ort durfte nur eine Skischule sein. Glücklicherweise war Flachauwinkl ein separater Ort. Dort gründete Hermann in den 1980er seine kleine Skischule. Ende der 1990er siedelte er nach Flachau – dort gab es mehr Gäste und der Gebietsschutz war gefallen. Den Sommer verbrachte er bei der Firma Atomic in der Qualitätskontrolle – quasi Skifahren das ganze Jahr.
Alles für seinen Sohn Hermann Maier jun.
Hermann sen. und seine Frau ermöglichten ihren Söhnen alles, damit sie es an die Spitze des Skisports schafften. Die Jugendzeit von Hermann Maier jun. verlief nicht weltmeisterlich. Hermann kämpfte mit Heimweh und Verletzungen, flog aus dem Kader, absolvierte eine Lehre als Maurer (und Rupert Walchhofer bekam sein Café).
Es war Hermann Maier sen., der stets an seine Söhne glaubte. Bis der Junior es wieder in den Landeskader geschafft hatte, trainierte der Vater den Sohn. Sehr gute Ergebnisse im Europacup führten Hermann Maier in den Weltcup. Und auch bei Hermann Maier ist der Rest Skigeschichte.
„Wir waren ganz normale Eltern, die halt für Sport sehr viel übrig hatten“, verrät Maier sen. Sie taten alles, um das nötige Geld für den Sport aufzubringen.
Funfact: Alex Maier war vorher ein sehr guter Skifahrer – er schaffte es allerdings nicht an die Weltspitze. Mit dem Snowboard schlüpfte er in die Öffentlichkeit und feierte damit großartige Erfolge.
Die Gefühle der Weltmeister Väter
Ganz klar: Dankbar. Rupert Walchhofer erinnert sich gern an die Live-Rennen. Besonders an die Weltmeisterschaft in St. Moritz. Beim Abschlusstraining sauste Michi am letzten Tor vorbei – als Strafe startete er beim Weltmeister-Rennen mit der Nummer 31. In Rupert lauerte die Gewissheit: Wenn er es kriegt, dann gewinnt er! Und so war es. „Die Goldmedaille um den Hals vom eigenen Sohn ist alles, was man sich wünscht“, strahlt Rupert.
Für Hermann Maier sen. siegt die Freude als oberstes Gefühl – für beide Buben. Für ihn ein unbeschreiblich schönes Erlebnis, wenn er Ergebnisse sah. Worauf er und seine Jungs jahrelang hingearbeitet hatten. Es steckt viel Fleiß, Arbeit und Geld in der einen Minute, die zum Sieg führt.
Die Olympischen Spiele 1998 in Nagano erlebt er vor dem Fernseher – zuhause in Flachau. Ein Kamerateam berichtete live aus dem Wohnzimmer. Familie und Freunde konnten ihren Gefühlen nicht freien Lauf lassen – sie fühlten sich beobachtet. Dieses Team hätte heute bei solchen Ereignissen Hausverbot.
Die Berühmtheit des Sohnes spürten auch die Eltern: Zahlreiche Anrufe, Störfriede klopften an der Tür, keine Ruhe im Privatleben.
Für ihn ist es super, dass er Erfolge in Form von Pokalen, Medaillen und Kristallkugeln erleben durfte. Dennoch ist ihm bewusst, dass es für Eltern ein Erfolg ist, wenn ihre Kinder nicht an der Weltspitze gewinnen, sondern die Liebe zum Sport beibehalten.
Was Weltmeister Väter heute machen
Rupert genießt seine Pension in vollen Zügen. Die Betriebe führen seit einigen Jahren seine Söhne – auch deren Kindern verwirklichen sich. Ansonsten liebt er das Skifahren – in Stoßzeiten hilft er in der Skischule aus.
Er schneidet Obstbäume, veredelt Vogelbeeren und verschenkt die Vitamine in der Flasche an die Gäste in Zauchensee. Er ist „a zfriena Mensch hoit“ – gibt es etwas Schöneres?
Hermann macht es seinem Altenmarkter Kollegen gleich: Im Sommer wandert er, im Winter steht Skifahren oben auf der Wunschliste. Meistens privat, wenn der Hut brennt als Aushilfe als Skilehrer.
Der Rummel um die Söhne hat sich gelegt. Dennoch „genießen“ die Väter der Weltmeister ihre Bekanntheit. So erkannten zum Beispiel bei einem Ausflug nach Polen Leute die Eltern von Michi Walchhofer – selbstverständlich nur, da andere Mitreisende geplaudert hatten. Selbst würde Rupert Walchhofer nie damit prahlen. „Aber so kommen wir schnell mit Leuten ins Gespräch und das ist schön“, schätzt er die Situation.
Auch bei Hermann Maier hat sich der Trara um die Person gelegt – obwohl der Junior präsent in den Medien ist. Manchmal rufen Leute beim Vater an – die Nummer von Hermann Maier jun. ist nicht öffentlich. Meistens geht es um „schöne“ Sachen – manchmal nerven die Anrufe allerdings: Sie wollen Geld. Jedoch weiß er, dass der Ort vom Ruhm profitiert. Und selbstverständlich die Skischule Hermann Maier – die mittlerweile Alex Maier führt.
Funfact: Rupert Walchhofer war am Tag des Interviews am Vormittag Skifahren, Hermann Maier sen. kommt direkt von der Piste. So soll die Pension sein!