Bei einem Rundgang mit dem Halleiner Nachtwächter erfährt man vieles. Viel Kurioses, viel Spannendes und auch viel Sagenhaftes. Wir durften den Nachtwächter bei seiner Tour begleiten.
Im neuen Aktivprogramm des Tourismusverbandes Hallein steht seit kurzem auch ein Nachtwächter-Rundgang auf dem Plan. Das müssen wir ausprobieren, und so stehen wir um 20.00 Uhr gemeinsam mit rund 15 anderen Interessierten am Platz vor dem Tourismusverband Hallein/Bad Dürrnberg. Lange müssen wir nicht warten, da kommt er schon, schält sich aus der Nacht. Mit einem langen Mantel ist er angetan, der Halleiner Nachtwächter, er trägt einen Hut auf dem Kopf, hat eine Laterne in der einen und eine Hellebarde in der anderen Hand, auf dem Rücken trägt er eine Gitarre. Und mit dieser beginnt er auch sogleich zu spielen – schließlich muss er seine Wacht antreten: „Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen, unsre Uhr hat acht geschlagen. Ist nur ein Gott in der Welt, ihm sei all´s anheim gestellt. Menschenwachen kann nichts nützen. Gott muss wachen, Gott muss schützen!“
Vom Teufel und den Gnomen: die etwas andere Stadtführung
Nach diesem Lied setzt sich die kleine Prozession in Bewegung. Wir gehen hinunter an die Salzach, die früher als Transportweg für das Salz eine essenzielle Bedeutung für Hallein hatte. Der Nachtwächter macht uns auf die Skulptur einer Hallasche aufmerksam. Mit diesem 16 Meter langen Boot wurde das Salz von Hallein Richtung Donau transportiert. Salz, das „Weiße Gold“, war allgegenwärtig in der Keltenstadt. Im 18. Jahrhundert gab es gar eine Salz-Hymne, erzählt der Nachtwächter, die den Menschen erklärte, wie wichtig das Weiße Gold für „den Menschen, Thieren und Erdfrüchten“ sei. Und schon stimmt er mit seiner Gitarre das Salzlied an, und wir alle lauschen andächtig. Schließlich geht es weiter durch die mittelalterlichen Gassen der schönen Stadt, über große und kleine Plätze, durch Durchgänge und an den alten Stadttoren vorbei.
Die „Zeiserlfänger“
Wir sind froh, dass einige aus der Gruppe so schlau waren und eigene kleine Laternen mitgebracht haben. So wandern wir im Laternenschein durch die anbrechende Nacht, hören mit Humor vorgetragene Geschichten über den Teufel auf den Barmsteinen, kleinen Gnomen am Dürrnberg und erfahren, warum die Halleiner oftmals „Zeiserlfänger“ genannt werden. Nach etwas mehr als einer Stunde kommen wir schließlich wieder an unserem Ausgangsort auf der Pernerinsel an. Zum Ende seiner Wacht singt der Nachtwächer noch einmal das Nachtwächterlied und entlässt uns schließlich in die Nacht. Auf dem Weg zum Auto blicken wir hinauf zu den Barmsteinen, den Wahrzeichen von Hallein, und erinnern uns an die Sage, wie diese entstanden sind. Und was der Teufel damit zu tun hat. Wir schmunzeln vor uns hin und nehmen uns vor, bald wieder mit dem Nachtwächter durch die mittelalterliche Stadt zu streifen.
Wer übrigens noch tiefer in die Welt der Nachtwächter eintauchen möchte, dem sei ein Buchtipp ans Herz gelegt: Ulrich Metzner blickt in seinem im September 2017 im Verlag Anton Pustet erschienenen Buch „Nachtwächter und Türmer“ auf vergangene Generationen und heutige Vertreter sowohl der Nachtwächter als auch der sogenannten Türmer zurück. Und berichtet dabei von den Traditionen dieser alteingesessenen Zunft.
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