Viele meinen, Orchideen seien tropische Gewächse und dass sie bei uns nur in Gärtnereien wachsen und gedeihen. Dabei sind in Österreich rund 70 Orchideenarten bekannt. Allein in der Region Saalachtal wachsen 30 und in der Vorderkaserklamm 15 verschiedene Arten. Sie werden im Orchideen-Erlebnisweg vorgestellt.
Auch am Weg zur „Frauenschuhwiese“ in Annaberg-Lungötz sprießen zahlreiche Arten. Neben den eleganten Blüten des Frauenschuhs, wächst das blasse Knabenkraut, das weiße Waldvöglein und die sehr seltene Fliegen-Ragwurz. „Hier kommen fast alle mitteleuropäischen Orchideenarten vor“, sagt Hobbybotaniker Bernhard Ponemayr. Im Postalmgebiet gedeihen über 20 verschiedene Arten. Hans Burgstaller hat sie im Buch „Blumenparadies Postalm“ beschrieben.
Um bestäubt zu werden, haben Orchideen verschiedene Strategien entwickelt. Der Frauenschuh (Cypripedium calceolus) – übrigens die größte heimische Orchidee – hat eine so genannte Kesselfalle ausgebildet. Ihre gelbe Farbe, ihr Glanz und der süße Blütenduft nach Marille (Aprikose), verleiten Insekten dazu, in den „Schuh“ hineinzufliegen. Die steilen, glatten Wände machen es jedoch unmöglich, dass diese auf gleichem Weg wieder herauskommen können. Die Fliegen müssen dem vorgegebenen Pfad folgen, der zuerst über die Narbenfläche und dann über die Staubbeutel ins Freie führt. Dabei beladen sich die Insekten mit Pollen, die sie bei der nächsten Pflanze wieder abstreifen. Die Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera) imitiert die Form und den Geruch eines paarungsbereiten Fliegenweibchen. Männchen wollen es begatten und nehmen dabei Pollen mit. Falls sie schon vorher getäuscht wurden, haben sie Pollen einer anderen Fliegen-Ragwurz im Gebäck und streifen ihn ab. Kohlröslein (Nigritella-Arten) locken mit ihren Duft nach Vanille oder Schokolade zahlreiche Schmetterlinge und Käfer an. Gleich 53 verschiedene Insekten wollen sie bestäuben. Besonders beeindruckend ist für Hobbybotaniker Bernhard Ponemayr die enorme Samenmenge Orchideen. In der Fruchtkapsel des Frauenschuhs befinden sich zum Beispiel um die 40.000 Samen. 100.000 wiegen ein Gramm. Aufgrund ihres geringen Gewichtes werden sie wie Blütenstaub leicht vom Wind verweht. „Wenn sie einen geeigneten Boden gefunden haben, brauchen die Samen einen bestimmten Pilz zum Keimen“, ist Ponemayr beeindruckt. Da die Lebensräume dieser wilden Schönheiten immer weniger werden, sind Orchideen streng geschützt. Sie dürfen weder gepflückt, noch ausgegraben werden.