Alle Jahre wieder kommt der Tag, an dem die Menschen im beschaulichen Ort Fusch an der Großglocknerstraße zu den Fackeln greifen. In uralter Tradition wird der Tages der Wintersonnenwende gefeiert, der 21. Dezember. An diesem Tag geht die Sonne spät auf und legt sich früh wieder nieder, der Tag versinkt überwiegend in winterlicher Dunkelheit.
Mystische Fackelwanderung mit Tradition
Mit einer mystischen Fackelwanderung feiern die Bewohner Fuschs seit vielen Jahren, wenn sich die Sonne nach diesem Datum allmählich wieder öfter und länger blicken lässt. Es ist die Vorfreude auf die Zeit, wenn die Tage wieder länger und wärmer werden und schon bald das neue Frühjahr erahnen lassen, die sie hinaus vor die Haustür treibt. Gemeinsam treffen sich die Menschen am Gebäude des Tourismusverbands Fuschs, um zusammen die längste Nacht des Jahres zu feiern.
Nach der sogenannten „Mutternacht“ oder „Thomasnacht“, so heißt es in Mythen und Sagen, erobert die Sonne langsam die Macht über die Dunkelheit zurück. Ein schauriges und doch heimeliges Bild entsteht, wie die Nacht durch mehr als tausend Fackeln erleuchtet wird. Ein Zusammenhalt, der durch ein gemeinsames Symbol deutlich wird. Die Lichterkette vor Augen, begeben sich die Menschen vom Treffpunkt aus durch die verschneite Winterlandschaft zu einem alten Bauernhof außerhalb des Ortes.
Stern von Betlehem in Fusch
Ähnlich wie der Abendstern Josef und Maria den Weg nach Betlehem gedeutet haben soll, dient auch hier ein Licht den Wanderern als Orientierungshilfe: Eine große Lichterkerze oberhalb des Bauernhofes, eigens für das Ereignis von der Bergrettung Fusch gestaltet. Ein riesiges und imposantes Kunstwerk, das über einhundert Meter misst. „Wenn wir auf unsere Wanderung gehen, sage ich den Besuchern oft, sie sollen ruhig die Stille genießen“, sagt Hans Leixnering vom Kulturverein Tauriska Fusch. Seit Anbeginn betreut er das besondere Kulturspektakel zusammen mit dem Tourismusverband Fusch. „Ich freue mich jedes Jahr wieder auf dieses Highlight. Es ist in ganz besonderer Moment, wie man mit den Fackeln durch die Schneelandschaft wandert. Viele finden da wieder in Ruhe zu sich.“
Die Reise endet bei einer großen Feuerstelle am Bauernhof. Nicht nur die Fackeln und das Feuer wärmen diesen Moment. Wie die Menschen beieinander versammelt stehen, Lieder singen und das nahende Ende der langen Wintersnächte feiern, ist ein ganz besonderes Gemeinschaftsgefühl spürbar. Ohne Elektronik und Vehikel der modernen Zeit scheint die Uhr stehen geblieben und eine besondere Ruhe einzukehren. Wer sonst nicht an Geister und Sagen glaubt, könnte hier damit anfangen.
Gruselige Perchten, traumhafte Tresterer
Laut scheppernd haben anschließend traditionell die Perchten ihren Auftritt. In gruseligen Kostümen mit Hörnern auf den Kopf und lärmenden Schellen sollen sie nach uralter Tradition die bösen Geister vertreiben. „Es ist nicht wie bei den Krampussen, die auch mal mit der Keule zuschlagen“, erklärt Leixnering, „die Perchten bei uns sollen eher eine unheimliche Atmosphäre schaffen . Sie mischen sich unter die Besucher, bringen gruselige Schauer in die Menge. Sie verkörpern das Böse.“ Wenn die „Schirchperchten“ jedoch den Platz verlassen, treten ganz andere Figuren an ihre Stelle: Die Tresterer. In freundlichen und farbenfrohen Kostümen sollen sie nun im Kontrast zu den Dämonen und wilden Tieren das Gute und Schöne darstellen.
… und natürlich Glühwein und Maroni
Für das leibliche Wohl ist nicht nur mit kulturellen Spektakeln gesorgt sondern auch mit Glühwein, Punsch, Keksen und Maroni. Nach den Auftritten der kostümierten Sagenfiguren sorgen sowohl die Fuscher Anglöckler mit ihrem Gesang, als auch die Brucker Weihnachtsbläser für schöne, winterliche, manchmal auch etwas wehmütige Lieder und Weisen, die an der frischen Luft der Wintersnacht einen ganz besonderen Klang entfalten. Weihnachten steht nun wirklich vor der Tür.
Seine Ursprünge hat das Fest bereits als Brauchtum der alten Kelten und Germanen. Die begnügten sich jedoch nicht mit nur ein paar Stunden. Ganze 12 Nächte feierten sie die von ihnen genannten „Rauhnächte“. Die Perchtenumzüge, die in Fusch auch heute noch zur längsten Nacht am 21. Dezember zelebriert werden, gab es auch schon damals. Wilde Jagdtier und Dämonen, als die sich die Menschen verkleideteten, sollten böse Geister und Krankheiten vom Stamm fernhalten.
Dieses Jahr soll es zu Ende der Veranstaltung noch eine ganz besondere Überraschung für die Besucher geben. Eine wunderschöne und magische Nacht ist den Fackelwanderern am Freitag, dem 21. Dezember, jedenfalls sicher!