Hotelière und Seilbahnerin Isabella Dschulnigg-Geissler, Ex-Abfahrtsweltmeister und Hotelier Michael Walchhofer sowie Seilbahnenchef Franz Schafflinger haben mehr Gemeinsamkeiten als man auf den ersten Blick vermuten könnte. Alle drei lieben die Berge, ihre Heimat und den Wintersport. Sie haben viel von der Welt gesehen und sind dorthin zurückgekehrt, wo sie ihre Wurzeln haben. Weil ihr Herz für das schlägt, was ihre Vorfahren über Generationen hinweg aufgebaut haben und weil sie dieses Erbe nicht nur als Beruf, sondern als Berufung betrachten: Wir haben die drei getroffen und erfahren, warum der Winter im SalzburgerLand so einzigartig ist.
Das SalzburgerLand zählt heute zu den renommiertesten Wintersportgebieten der Welt. An diesem Werdegang waren Menschen beteiligt, die großartige Visionen hatten. Ist es das, worauf wir heute aufbauen und stolz sein können?
Michael Walchhofer: Unbedingt! Wir sind extrem dankbar, was unsere Vorfahren an Pionierarbeit geleistet haben. Mein Großvater war ein einfacher Bauer und meldete 1936 vorausschauend das erste Transportgewerbe mit Pferdefuhrwerk an, damit Wintersportgäste mit ihrem Gepäck nach Zauchensee gebracht werden konnte. Heute sind wir Teil von Ski amadé, Österreichs größtem Skivergnügen. Was neben einzelnen, visionären Personen aber auch ganz wesentlich zum Erfolg beigetragen hat, war das Miteinander. Visionen allein hätten niemals genügt. So etwa hat mein Großvater in Zauchensee sehr früh die Grundbesitzer mit ins Boot geholt. Ohne sie hätte das Skigebiet in Zauchensee nicht entstehen können. Die ersten Schlepplifte wurden hier 1964/65 in Betrieb genommen. Dieses Thema ist bis heute von enormer Bedeutung: Der Tourismus braucht die Landwirtschaft und umgekehrt. Nur Zusammen können wir mehr erreichen.
Isabella Dschulnigg-Geissler: In Saalbach ist diese Entwicklung ganz ähnlich. Es war ein ganzes Tal daran beteiligt, dass wir heute da stehen, wo wir sind. Wir hatten ja bereits 1912 die ersten Wintersportgäste im Tal. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es allerdings ein Aufenthaltsverbot für Gäste, weil es zu wenig Lebensmittel gab, um überhaupt die Einheimischen zu ernähren. Während des Zweiten Weltkrieges wurden dann auch noch alle Skier aus Saalbach deportiert. Doch wir Saalbacher lassen uns ungern etwas wegnehmen. Als dann am 17. Februar 1946 in Saalbach der erste und mit 1,8 Kilometer damals längste Schlepplift Österreichs eröffnet wurde, war mein Großvater Hans Dschulnigg die treibende Kraft. Doch es ging nur miteinander: Der Skiclub Saalbach übernahm damals sogar die Aufgaben des Tourismusverbandes.
Franz Schafflinger: In Gastein ist die Historie eine etwas andere, da wir als traditionsreicher Kurort über Jahrhunderte hinweg Gäste mit völlig anderen Bedürfnissen im Tal hatten. 1946 wurde dann aus den Wehrmachtsbeständen der Amerikaner provisorisch der erste Lift erbaut, doch erst Anfang der 1980er Jahre hatten wir erstmals mehr Wintersportgäste als Sommergäste im Tal. Auch bei uns spielten die Skiclubs und die Leidenschaft der Einheimischen eine ganz wesentliche Rolle, so etwa 1958, als am Graukogel die erste alpine Ski-Weltmeisterschaft in Österreich stattfand. Die Ausrichtung dieser internationalen Veranstaltung erforderte Investitionen in Millionenhöhe und stellte ein großes Risiko für die Gemeinde dar. Im Nachhinein war die WM aber ein Meilenstein in der Entwicklung Gasteins als Wintersportdestination.
Wintersport wird auch immer wieder mit kritischem Blick betrachtet. Warum gelingt im SalzburgerLand das Miteinander von Einheimischen und Gästen, von Lebensalltag und Tourismus so gut?
Michael Walchhofer: In Zauchensee haben alle Beteiligten – ebenso wie im ganzen SalzburgerLand – ihre Hausaufgaben gemacht. Wir sind nie stehen geblieben, haben aber auch niemals in völlig utopische Projekte investiert. Wir sind sehr kleinstrukturiert und haben uns immer unsere Identität bewahrt, ebenso wie den Respekt vor der Natur und deren Wertschätzung. In meiner aktiven Skikarriere habe ich Wintersportorte gesehen, die von wenigen, großen Investoren betrieben werden: Orte, denen es an Charme und Seele fehlt. Im SalzburgerLand ist das völlig anders: Von daher betrachte ich den Wintertourismus hier im SalzburgerLand ganz klar als Segen sowohl für Einheimische als auch für Gäste.
Franz Schafflinger: Bei den Gasteiner Bergbahnen wurde und wird immer viel investiert. Wie sehr die Bevölkerung hinter diesen Projekten steht, verdeutlicht ein Beispiel der jüngsten Vergangenheit. Beim Neubau der Schlossalmbahn mussten wir eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchführen. Sieben mögliche Varianten wurden ausgearbeitet und in öffentlichen Bürgerversammlungen diskutiert: Am Ende war die Auswahl der eingereichten Variante eine gemeinsame Entscheidung mit immenser Beteiligung. Niemals würden wir die touristische Entwicklung von den Bedürfnissen der Einheimischen trennen. Wie gut diese Einbindung gelungen ist, zeigt auch das Thema Crowdfunding, eine Art „finanzielle Bürgerbeteiligung“. In weniger als drei Tagen wurden über 1,5 Millionen Euro eingesammelt. Jeder hatte damit die Chance, Teil dieses Erfolgsprojektes zu werden. Zudem schafft der Wintertourismus wichtige Arbeitsplätze – auch für Saisonmitarbeiter, die im Sommer anderweitig beschäftigt sind.
Isabella Dschulnigg-Geissler: Im SalzburgerLand haben wir rund 50 Prozent bäuerliche und ebenso viele touristische Betriebe: eine optimale und sehr gesunde Verteilung, die sicherlich Teil des Erfolgsgeheimnisses ist. Um die Identität hier bei uns im Tal mache ich mir keine Sorgen: 90 Prozent aller Einheimischen engagieren sich in Vereinen. Wir wissen sehr genau, wo wir herkommen und was uns ausmacht. Fast alle hier im Tal lebenden 2.900 Personen hängen vom Tourismus ab. In meinen Betrieben tragen wir die Verantwortung für über 100 Mitarbeiter*innen: So, wie es diesen Menschen geht, geht es auch ihren Familien. Unsere Aufgabe als Unternehmer*innen muss es sein, als „role model“ zu fungieren. Weitblick und Visionärsgeist haben uns immer schon geprägt: Miteinander sind die tollsten Ideen entstanden.
Zusammengefasst: Was macht Wintersport und Winterurlaub im SalzburgerLand so besonders?
Isabella Dschulnigg-Geissler: Das SalzburgerLand zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Gastfreundschaft aus, die auch mit den vielen familiengeführten Betriebe zusammenhängt. Gäste schätzen die Kontinuität, dieses Gefühl eines „Urlaubszuhauses“, aber auch das hervorragende kulinarische Angebot, die Vielfalt und natürlich die hohe Liftqualität im SalzburgerLand. Was ich persönlich sehr schön finde, ist, wenn unsere Gäste mir erzählen, dass der Urlaub bei uns eine Quelle der Inspiration war. Wenn der Urlaub nachhaltig wirkt und sie etwas für sich Wertvolles mit nach Hause nehmen können, ist das für mich ein Erfolg.
Michael Walchhofer: In unseren Hotels haben wir zu 100 Prozent Skifahrer und Skifahrerinnen. Zauchensee gehört zu den Orten, die sich voll und ganz auf Skifahrer spezialisiert haben, aber es gibt auch Orte, die ein großes alternatives Erlebnisangebot aufweisen. Und gerade diese Vielfalt ist es, die Gäste schätzen. Ob Schneeschuhwandern, Reiten oder Kultur: Im SalzburgerLand ist auf engstem Raum alles möglich. Beim Skifahren selbst schätzen Gäste die hervorragende Pistenqualität, die modernen Bergbahnen und den Genuss, den die vielen Hütten garantieren. Es geht um das Erlebnis, das wir bieten können und das umfasst die Gastfreundschaft ebenso wie die Kulinarik, das Ambiente, die Ästhetik.
Franz Schafflinger: Im Gasteinertal gibt es pro Einwohner rund 1,3 Gästebetten: Das ist ein sehr „gesundes“ Verhältnis und Gäste spüren auch, dass das Tal ein echter Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum ist. Das kulturelle Leben und der Austausch in der Region tragen wesentlich zum Wohlfühlfaktor der Gäste bei. Was das SalzburgerLand grundsätzlich so besonders macht, ist nicht nur der Fokus auf Skifahren, sondern die vielen anderen Möglichkeiten wie Schneeschuhwandern, Langlaufen, Skitourengehen, Thermenbesuch, Sightseeing, Kultur etc. und dann natürlich die Berge. Die Berge lösen Gefühle und Stimmungen aus, die durch nichts anders erreicht werden können. Dort oben zu stehen und die Weite zu spüren, ist ein völlig anderer Gefühlsmoment als im Tal. Dank der modernen Seilbahnen im SalzburgerLand und zeitgemäßen Inszenierungen wie etwa der Hängebrücke am Stubnerkogel steht dieses Bergerlebnis auch Nicht-Skifahrer*innen offen.
Zu den Experten
Der Salzburger Michael Walchhofer zählt zu den erfolgreichsten Skirennläufern Österreichs. Der Pongauer wurde 2003 Abfahrtweltmeister, holte 2006 in Turin Olympia-Silber und gewann dreimal die Weltcupwertung in der Abfahrt. Nach Beendigung seiner Karriere kehrte er in seinen Heimatort -Altenmarkt-Zauchensee zurück, wo die Großfamilie Walchhofer mehrere Hotels, Appartements, Ferienhäuser und eine Skischule betreibt.
Mag. Isabella Dschulnigg-Geissler betreibt in vierter Generation das Hotel Saalbacher Hof in Saalbach Hinterglemm. Seit 2018 ist sie Geschäftsführerin der Saalbach Seilbahnen. Die studierte Betriebswirtin und zweifache Mutter ist eine echte Tausendsasserin: Neben dem Hotel betreibt sie den Castello Nightclub, das Restaurant Soul House sowie eine Skihütte. Zudem gründete sie ein Start-up-Unternehmen für Mitarbeiter*innenzufriedenheit.
Der gebürtige Gasteiner Mag. Franz Schafflinger ist seit 2003 im Vorstand der Gasteiner Bergbahnen. Der Betriebswirt stammt aus einer bäuerlichen Familie, wodurch ihm ein gutes Auskommen zwischen Landwirtschaft und Tourismus immer sowohl berufliches als auch privates Anliegen war und ist. Franz Schafflinger war mehrere Jahre für die Agrarmarketing Salzburg tätig. Er war federführend bei der Gründung der Gasteinertal Tourismus GmbH und bei der Entwicklung und Positionierung der „Sommerberge“ in Gastein beteiligt.