Ein Haflinger müsste man sein. Dann könnte man das ganze Jahr über die traumhafte Aussicht am Winterstellgut genießen. Zum Glück gibt es aber auch für Zweibeiner genügend Gründe für eine kleine Auszeit am Winterstellgut in Annaberg. Und so viel sei verraten: Das hervorragende Essen des Teams rund um Küchenchef Florian Huber ist nur ein Teil davon – wenn auch ein Grandioser.
Kurz nach der Ortschaft Annaberg im Lammertal zweigt eine Straße ab, die sich in Serpentinen bergaufwärts schlängelt. Durch Waldstücke und über Wiesen führt uns der Weg an schön herausgeputzten Bauernhöfen vorbei und endet schließlich an einem sonnigen Hochplateau. Da steht es – oder vielmehr thront es dann – inmitten grüner Wiesen, umrahmt von Schober, Tagweide, Hochkarfelder Köpfe und Fritzer Kogel im Südwesten und dem imposanten Felsmassiv der Bischofsmütze im Südosten: das Winterstellgut.
Das Winterstellgut: Genuss für alle Sinne
Der Name „Winterstellgut“ stammt aus dem 16. Jahrhundert, wie wir erfahren, wo das „Winterstöll“ als Winterquartier für die Tiere diente. Erst viel später wurde daraus die Jausenstation Bischofsmütze, benannt nach dem imposanten Bergmassiv im Hintergrund. Seit einigen Jahren trägt das eindrucksvolle Gehöft wieder den ursprünglichen Namen „Winterstellgut“. Und auch den Zweck von Anno dazumal erfüllt der Hof heute wieder: Im Frühling und Sommer vergnügen sich die Tiroler Haflinger aus dem Zuchtbetrieb Gut Hochreit auf den Wiesen und Weiden, im Herbst und Winter wohnen die feschen Blondinen dann in den großzügigen Ställen direkt beim Winterstellgut auf rund 1.000 Metern Seehöhe.
Was sofort auffällt, wenn man den Gastraum des Winterstellguts betritt, ist die Freundlichkeit der Kellnerinnen und Kellner. Mit einem warmen „Grüß Gott“ oder „Grüß euch“ empfangen, wird man zu einem freien Tisch gebracht und fühlt sich sofort willkommen. „Die österreichische Bodenständigkeit ist uns ganz wichtig. Wir wollen hier nichts Gekünsteltes sondern eine Herzlichkeit, die auch tatsächlich von Herzen kommt“, erklärt uns Maria Diegruber eine der Prinzipien des Gastbetriebs. Maria hat die Geschäftsführung des Winterstellguts über. Schon nach den ersten Sätzen, die wir mit Maria wechseln, ist klar: Das Winterstellgut liegt ihr wirklich am Herzen. „Besonders schön finde ich, dass sehr unterschiedliche Gäste zu uns kommen“, unterstreicht Maria. Denn obwohl auch die in- und ausländische Prominenz die grandiose Lage und österreichische Gastfreundschaft des Winterstellguts zu schätzen weiß – von Stratos-Star Joe Kissinger über Promis aus Film- und Fernsehen bis hin zu Politikern waren alle begeistert – ist es doch die herzliche Bodenständigkeit, die das Winterstellgut so einzigartig macht. „Was mir persönlich sehr gut gefällt ist, dass sich vom Nachbarn, der am Abend auf ein Glaserl Wein vorbeikommt, über den Radfahrer, der schnell etwas zum Durstlöschen braucht, bis hin zum Geschäftsmann im Anzug, der mit dem Helikopter landet, alle bei uns wohlfühlen. Alle Gäste erwartet bei uns die gleiche, hohe Qualität an Speisen und Getränke, die Ruhe hier oben und selbstverständlich der herzliche Service“, so Maria. Sie schaut sich kurz im Gastraum um, wo ihre Kollegen flink und mit einem Lächeln auf den Lippen umherschwirren, und fügt schmunzelnd hinzu: „Ja, ich glaube, das ist es, was uns ausmacht.“
Das Team des Winterstellguts setzt sich hauptsächlich aus Einheimischen zusammen. „Zum einen legen wir Wert darauf, unsere Region zu stärken, zum anderen ist es für uns sehr wichtig, dass sich die Authentizität, das Echte, auch auf unsere Mitarbeiter bezieht“, so Maria. „Wenn also ein Gast Wandertipps aus der Region braucht, kann er eine unserer Reinigungsdamen genauso fragen wie die Kollegen aus dem Service oder der Küche – fast alle Mitarbeiter stammen aus der Umgebung und wissen selbst am besten, wo die schönsten Platzerl sind“.
„Das Geben und Nehmen muss stimmen“
Die Liebe zum Detail zeigt sich an allen Ecken und Enden, von der liebevoll gestalteten Herbstdeko über die handbemalten Keramikfliesen und –Lampen auf den Toiletten und in den Gästezimmern bis zu den mit Hingabe zubereiteten Speisen von Florian Huber. Für seine Küche wurde der begnadete Koch, der seit über zehn Jahren im Winterstellgut wirkt – früher als Souschef an der Seite des jahrzehntelangen Chefs Erwin Werlberger, nun selbst als Küchenchef – aktuell sogar mit drei Hauben von Gault & Millau ausgezeichnet. Die Küche von Florian Huber besteht hauptsächlich aus regionalen Produkten, aus denen er raffinierte Gerichte höchster Qualität zaubert, ohne dabei abgehoben zu wirken. Die Kräuter für Essen und Getränke kommen zum Großteil aus dem pittoresken, hauseigenen Kräutergarten, das Brot wird selbst gebacken, teilweise im alten Brotbackofen im Haus, und auch die Marmelade für den Frühstückstisch stammt aus eigener Produktion. Sogar das im Winterstellgut verwendete Wasser hat seinen Ursprung in einer Gebirgsquelle. Traditionelle Gaumenfreuden neu und raffiniert interpretiert – die optimale Küche zum Bilderbuchambiente des Winterstellguts.
Das Sprichwort „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“ trifft auf das Winterstellgut im SalzburgerLand also ganz besonders zu. Dennoch ist sich Maria sicher: Es braucht mehr, um die Gäste dauerhaft von sich zu überzeugen. „Unter´m Strich muss einfach das Gesamtpaket stimmen“, ist sich Maria bewusst. „Du kannst die beste und hochwertigste Küche haben – wenn das Service nicht passt, werden die Leute nicht wiederkommen. Andererseits kann das Service perfekt sein – wenn das Essen nicht schmeckt, kommt auch keiner. Bei uns stimmt das Geben und Nehmen. Das wissen und schätzen unsere Gäste.“
Flüssiges Obst: Schnapsbrennerei und Weinkeller
Liebhaber von Hochprozentigem kommen in der Schnapsbrennerei des Winterstellguts voll auf ihre Kosten. Salzburger Birne und Himbeer-Apfel sind die Hausbrände, die es auch zu kaufen gibt. Der Hofbrenner des Winterstellguts ist in Kennerkreisen kein Unbekannter: Siegfried Herzog aus Saalfelden konnte bei der „Destillata“, der internationalen Edelbrand-Gala, bereits mehrmals in Folge die Medaille für den „Edelbrenner des Jahres“ mit nach Hause nehmen. Übrigens: Jedes Jahr zur Vorweihnachtszeit veranstaltet das Winterstellgut einen Adventmarkt, bei dem die Besucher Sigi Herzog beim Schaubrennen über die Schulter blicken können.
Beeindruckend ist auch die Weinkarte, die mit Raritäten und Jahrgangstiefe beeindruckt. Wer ein gepflegtes Schlückchen Rebensaft dem Schnaps vorzieht, wird im Weinkeller des „Wirtshausführer Weinwirts 2023“ fündig. Im kühlen Dunkel lagert von feinsten Veltliner bis eleganten Pinot Noirs alles, was das Genießer-Herz begehrt. Alle Weine sind echte Österreicher – auch hier bleibt man der authentischen Linie treu.
Für den schönsten Tag im Leben: Heiraten wie im Märchen
„Das Winterstellgut ist ein Ort der Bewahrung von zeitlos Gutem“, lesen wir auf der Homepage der Gastwirtschaft. Flaniert man über das großzügige Areal, vom Gasthaus selbst zur Schnapsbrennerei über den Pferdestall bis hinauf zum Naturschwimmteich, kann man das nur unterstreichen. Überhaupt, der Schwimmteich: Den sollte man sich bei einem Besuch des Winterstellguts wirklich nicht entgehen lassen. Ein kurzer (Verdauungs-)Spaziergang führt uns zu dem Gewässer, das sich unserer Meinung nach nur als Teich tarnt und vielmehr ein kleiner See ist. Im Sommer von unzähligen Seerosen geschmückt, mutet der naturbelassene See auch im Herbst geradezu zauberhaft an. Wir machen es uns auf einer der rustikalen Holzbänke gemütlich, die um den Schwimmteich verteilt sind, und lauschen dem leisen Plätschern der Quelle und dem Gezirpe der vier- und mehrbeinigen Bewohner um uns herum. Der breite Holzsteg, der ein gutes Stück in den Teich ragt, ist geradezu prädestiniert für Feierlichkeiten – und tatsächlich nutzen immer mehr Paare das Winterstellgut für ihre Trauung, die bei Schönwetter auf dem malerischen Holzsteg durchgeführt werden kann. Von Frühling bis Winter geben sich Paare am Winterstellgut das Ja-Wort. Und es werden von Jahr zu Jahr mehr.
Alle, die sich nicht so schnell vom Winterstellgut trennen möchten (wir können es jetzt verstehen), haben die Wahl aus insgesamt fünf Gästezimmern. Die drei Zimmer und zwei Suiten sind genauso, wie man es sich erwartet: authentisch und dem historischen Gebäude entsprechend liebevoll eingerichtet. Davon zeugen nicht nur die handbemalten Keramiklampen in den Zimmern.
Auszeit für Körper und Seele
„In der Ruhe liegt die Kraft“, sagt der Volksmund. Als wir gegen Ende unseres Besuchs bei strahlendem Herbstwetter auf der Terrasse sitzen, vor uns die wie mit Staubzucker bestäubten Bergspitzen, wird der tiefere Sinn dieser Worte greifbar. Die fast schon meditative Stille wird hin und wieder durch Vogelgezwitscher, den leisen Gesprächen um uns herum und zufriedenes Schnauben der blondmähnigen Wintergäste auf den Weiden unterstrichen. Dass das Winterstellgut an diesem prächtigen Herbsttag quasi ausgebucht ist, merkt man als Gast nicht. Unsere Bedienung ist freundlich und zuvorkommend, es herrscht emsige, jedoch angenehme Betriebsamkeit, Hektik kommt nie auf. Diese bodenständige Freundlichkeit, die nie aufgesetzt wirkt, gepaart mit der hervorragenden Küche, abgerundet von dem fast märchenhaften Ambiente machen den Charme des Winterstellguts aus. Am Ende dieses Tages können wir Maria nur voll und ganz zustimmen: Das Gesamtpaket stimmt einfach.
Winterstellgut
Braunötzhof 4/Navigationsgerät: Güterweg Hinterberg
5524 Annaberg
Telefon: +43 6463-60078-0
Fax: +43 6463-60078-10
Mail: willkommen@winterstellgut.at
Fotocredit Schnapsbrennerei: © Winterstellgut/Perauer
Fotocredit Weinkeller: © Winterstellgut/Diegruber
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