Auch wenn wir sie selten zu Gesicht bekommen – sie sind da. Meist nehmen sie uns schon lange wahr, bevor wir sie weghuschen sehen. Doch die scheuen Waldbewohner hinterlassen im Schnee ihre markanten Spuren und Fährten.
Es lohnt sich, den Blick kurz vom herrlichen Panorama des SalzburgerLandes abzuwenden und die Augen nach unten zu richten. Natürlich nicht aus Demut, sondern weil sich im frisch gefallenen Schnee spannende Geschichten ablesen lassen. Da kam er aus dem Wald, hoppelte gemütlich über das Feld und dann flüchtete er schnell wieder in den Wald hinein – der Hase. Hier die Spur eines Fuchses, oder war es doch nur der kleine Hund des Spaziergängers vor mir? Hier die Fährte eines Hirsches und was bitte sehr hinterlässt diese Spuren, die aussehen wie Pfeile?
Und plötzlich ist man mitten drin im Fährtenlesen und merkt, woran man noch vor wenigen Minuten in der scheinbar unberührten Schneelandschaft achtlos vorbeigestapft ist. Mit etwas Übung kann man bald die einzelnen Waldbewohner voneinander unterscheiden und sogar ablesen, ob das Tier vertraut vorbeizog oder auf der Flucht war.
Fuchs, du hast die Gans gestohlen…
… und ich weiß wohin du im Schnee gelaufen bist. Die Fuchs-Spur ähnelt der eines Hundes, da der Fuchs zu den hundeartigen Beutegreifern zählt. Deutlich sind die Krallen im Abdruck zu sehen, somit unterscheidet er sich von der Spur einer Katze. Die einzelnen Abdrücke sind bei einer schnellen Fortbewegung schnurgerade wie auf einer Perlenkette hintereinander aufgereiht. Bei diesem „Schnüren“ tritt der Fuchs mit der Hinterpfote genau in den Abdruck der Vorderpfote. Bei einer flüchtenden Fuchs-Spur sieht man alle vier Pfoten-Abdrücke. Die Spur eines kleineren Hundes ist sehr ähnlich, jedoch sind die Trittballen der beiden vorderen Zehen beim Fuchs vorgeschoben, und liegen vor denen der Außenzehenballen.
Auf einen Hasensprung…
Die Hasenspur ist sehr markant – beim Hoppeln und Flüchten setzt der Hase die Hinterpfoten nebeneinander vor die hintereinander aufgesetzten Vorderpfoten. Bei einer Flucht ist der Abstand dieses „Hasensprungs“ bis zu drei Meter lang. Ähnlich platziert auch das Eichhörnchen seine kleinen Spuren, nur setzt es Vorder- und Hinterpfoten nebeneinander und die vier Zehen sind klar zu erkennen.
Besonders in der Nähe des Waldrandes trifft man oft auf die Fährten von Reh- oder Rotwild, die den Spazierweg der Menschen kreuzen. Beim großen Trittsigel des Hirsches kann ein geübter Fährtenleser neben dem Alter sogar das Geschlecht und das ungefähre Gewicht ablesen. Ein junger Hirsch etwa „übereilt“, das heißt dass er mit den Hinterläufen vor das Trittsigel der Vorderläufe eintritt. Auch aus der „Schränkung“, dem Zwischenraum zwischen rechtem und linken Fährtenabdruck, kann man Rückschlüsse ziehen: Bei Tier und Kalb ist die Schränkung relativ gering, beim Hirsch ist sie deutlicher ausgeprägt.
Selten zu Gesicht bekommt man allerdings die Pfeil-ähnliche Fährte des Auerhahns in den Nadel- und Mischwäldern des Hochgebirges. Das Trittsiegel ist rund 10 cm lang und etwa 9 cm breit mit drei Vorderzehen und einer Hinterzehe. Sie lassen sich im Winter, ebenso wie das Birkwild – das allerdings weit ober der Baumgrenze beheimatet ist, einschneien oder vergraben sich im lockeren Pulverschnee, und bleiben für mehrere Stunden in diesen Schneehöhlen. Darum Hunde an die Leine, auf den Wegen bleiben und Augen auf beim nächsten Winterspaziergang, denn am Wegesrand finden sich mit Sicherheit Fährten und Spuren, die es zu deuten gilt.
Fotos: Edith Danzer, Christoph Burgstaller