Der Steckenzaun ist so dicht, dass nicht einmal ein Huhn durchkommt. Früher grenzte er Höfe, Felder und Wiesen ein. Heute wird der schräge Zaun nur mehr von Liebhabern gebaut.
Wie ein Band zieht sich der eng gesetzte Steckenzaun durch die Landschaft. „Er muss so dicht sein, dass nicht einmal ein Huhn durchkommt“, sagt Zopfhofbauer Matthias Quehenberger. Der Altbauer repariert jedes Frühjahr den traditionellen Lammertaler Zaun vor seinem Bauernhof. „Zauneinrichten“ nennt der 85-Jährige diese Arbeit. Als Werkzeug dient Quehenberger nur eine Axt.
Neue, rund zwei Meter lange Stecken aus Fichten-, Tannen- oder Lärchenholz hat er im Winter vorbereitet. Im Lassing (Frühjahr) schlägt der Altbauer schadhafte Stecken aus dem Zaun, entfernt morsche Teile, schlägt wackelige nach oder fügt neue hinzu. Dabei verwendet er sechs verschiedene Steckenarten. Jeder hat einen Namen: Die langen und kurzen Schilling- und Kleestecken, die Giacht und die Vialing (Vorleger). Sie werden ineinander so verkeilt und verspannt, dass sie ohne Nägel, Dübel oder Drähte Wind, Wetter und Schnee standhalten. David hilft seinem Opa. Er schlägt mit einem großen Hammer die morschen Teile aus dem Zaun und schleppt sie zu seinem Großvater. Mit prüfendem Blick untersucht er die Stecken, ob sie noch verwendbar sind. Wenn sie es sind, hackt er den fauligen Teil weg und schlägt ihn wieder in die Erde. Ein anderer ist zu kurz. „Der bleibt über“, sagt David.
Durch Zusehen und Mithelfen lernen
Früher markierten Steckenzäune die Grundgrenze zwischen den Bauernhöfen, grenzten Felder und Wiesen ein. „Bei der Grundgrenze hat früher jeder einen Teil gemacht. Somit war sichergestellt, dass die Grenze niemand verändert“, sagt Quehenberger. Heutzutage gibt es nur mehr wenige die das schräge Handwerk beherrschen. Das Wissen erlernten sie durch Zusehen und Mithelfen. Bis in die 1950er Jahre war der Gischt-, Stecken- oder Schrägzaun im gesamten Tennengau, Pongau und Pinzgau zu sehen. Der Steckenzaun wurde dann vom Drahtzaun abgelöst.
Einige Bauern und Liebhaber stellen den schrägen Zaun dieser Tage wieder auf oder reparieren ihn. Das dichte Konstrukt hält nicht nur das Vieh in der Weide, es schützt vor fremden Blicken und der Fußball der Kinder bleibt im Garten. „Opa hoit da Zaun eh?“, fragt Enkel David seinen Großvater nach getaner Arbeit. „Net dass eam umhaut, waun i den Boi draufbrenn.“ Der Opa strahlt über das ganze Gesicht. Lachend sagt er: „Der Zaun hoit. Do konnst draufbrenna.“