Hochwinter Anfang der 30er Jahre: Die Holzknechte hoch oben am Berg haben ihr anstrengendes Tagwerk vollbracht. Die Bäume sind gefällt, von den Ästen befreit und zurechtgeschnitten. Müde verladen sie die Stämme auf den bereitstehenden massiven Hornschlitten, die sie am frühen Morgen erst auf den Berg gezogen haben. Geschafft! Doch die gefährlichste Aufgabe des Tages wartet noch auf sie – die schwer beladenen Schlitten müssen nun über steile Ziehwege zu Tal gelenkt werden!
Die schmiedeeisenen Kufen knirschen im hohen Schnee, während ein Holzfäller zwischen den Hörnern des Holzschlittens Platz nimmt. Er ist der Lenker und Bremser dieses Transportes und manövriert die Ladung durch Druck und Zug an den Hörnern. Ein zweiter Knecht, der nun den schweren Schlitten in Bewegung setzt, springt auf die Ladung und hilft durch Gewichtsverlagerung mit, den Schlitten in der Bahn zu halten und auch er bremst durch Ziehen der Bremstatzen die rasante und gefährliche Abfahrt.
In jeder Kurve ächzt der Hornschlitten und die Besatzung stemmt mit aller Kraft die Beine in den Schnee, um den Holztransport kontrolliert und ohne Unfall vom Berg zu bekommen.
Heute in Zeiten der Allradfahrzeuge, Traktoren und Skidoos ist die Holzarbeit zwar immer noch beschwerlich und gefährlich, doch zumindest der Abtransport gestaltet sich meist weniger angsteinflößend. Die historischen Horn- und Langschlitten sind aus dem Arbeitsleben der Holzarbeiter und Bauern meist ganz verschwunden und nur noch in Heimatmuseen zu bewundern. Oft erinnern sie auch noch auf alten Gehöften, dekorativ mit Blumen geschmückt, an alte Zeiten.
An die Hörner, fertig, los!
Anfang März kann man aber diese historischen Holzschlitten beim traditionellen Ziachschlittenfahrn jedes Jahr am Jufen in Maria Alm im Einsatz bewundern. Schon seit einem Viertel Jahrhundert findet dieses spektakuläre Rennen mit zahlreichen Originalschlitten beim Gasthof Jufen statt und die Veranstalter legen großen Wert auf Authentizität. Alois Gruber, Jugend-Trainer des Schnalzervereins, ist Koordinator des Ziachschlittenfahrens und erklärt den Ursprung der Veranstaltung: „Anfangs war dieses Rennen eine Zusammenkunft für die lokale Bevölkerung, die sich bei den rasanten Abfahrten gemessen haben. Gemeinsam mit der Schnalzergruppe und dem Gasthof Jufen wollen wir heute mit dem Ziachschlittenfahren das Brauchtum und die Tradition bewahren und auch einem internationalen Publikum vorstellen. Zeitzeugen erzählen dabei von ihrer aktiven Zeit als Ziachschlittenfahrer und geben den Besuchern so einen Einblick in ihre gefährliche Arbeit von anno dazumal. Vor dem Start wird jeder Schlitten mit seinen Fahrern beim Gasthof Jufen vorgestellt und im Ziel beim Laknmannbauer ist auch immer für Unterhaltung gesorgt.“
Es sind aber nicht nur kräftige Mannsbilder in originalem Gewand, die mit ihren beladenen Schlitten an diesem spektakulären Rennen antreten. Eine eigene Damen-Klasse beweist, dass man auch mit (An-)Mut und Geschick die alten Ziachschlitten ins Tal lenken kann.
Mehr Information zum Ziachschlittenfahren gibt es unter http://www.ziachschlitten.at
Fotos: ziachschlitten.at