Nur was man gerne macht, macht man gut. Diese altbekannte Redewendung trifft auf Hutmacher Leon Freiberger und sein Label LF Hats ganz besonders zu. Ich habe den jungen Kreativen in seiner Werkstatt in Salzburg besucht und mich in die Welt des Hutmachens einführen lassen.
Freitag 10 Uhr. Es herrscht bereits geschäftiges Treiben in der Salzburger Altstadt als ich meinen Weg in die Müllner Hauptstraße 29 bestreite. Hinter dieser Hausnummer verbirgt sich LF Hats, die kleine, aber feine Werkstatt von Leon Freiberger, den ich an diesem Vormittag besuche. Der junge Hutmacher ist bereits am Werkeln als ich ankomme.
Vom Schneider zum Hutmacher
Leon brennt für das Handwerk des Hutmachens. Das merke ich schon beim Betreten des kleinen Ateliers: Hüte, wohin das Auge reicht, Skizzen und interessant aussehende Geräte (dazu später mehr). Mit Praktika in Portugal, der Schweiz sowie Wien und seiner Ausbildung beim Traditionshutmacher Zapf in Werfen hat er seine Leidenschaft über die Jahre mit handfestem Wissen ergänzt. „Ich wollte schon immer etwas mit Design und Textil machen.“, sagt er. Dieser Wunsch hat ihn zuerst eine Ausbildung zum Schneider machen lassen. Während eines Praktikums bei einem Salzburger Herrenausstatter ist er dann ganz zufällig zum Hutmachen gekommen. „Mein damaliger Chef erwähnte, dass er bei den Festspielen gearbeitet hat und dass sie dort auch Hüte hergestellt haben. Da hat es bei mir im Kopf ‚Klick‘ gemacht und ich wusste: Ich werde Hutmacher.“ Die Familie war von Leons Idee zuerst übrigens nicht überzeugt. Alte Handwerke und kreative Berufe rufen oftmals Skepsis hervor, man kennt’s. Nachdem sich Leons Traum vom Hutmachen aber über die Jahre nicht in Luft auflöste und er beharrlich blieb, was seinen Karriereweg anging, kam die Unterstützung vom Umfeld dann irgendwann von ganz alleine.
Der Schritt in die Selbstständigkeit
Und wie sich herausstellte war die Entscheidung, Hutmacher zu werden, die richtige für Leon. Seine Lehre bei Zapf ging nahtlos in eine Festanstellung über, alles lief reibungslos. Doch dann kam, man ahnt es bereits: Corona. Und die Kündigung. Für Leon aber kein Rückschlag, sondern der Startschuss für die Selbständigkeit. Er richtet sich noch während der Pandemie in seiner Wohnung eine Werkstatt ein und beginnt Hüte für seine Kundschaft zu kreieren. Als immer mehr Leute auf ihn aufmerksam werden, wird die Werkstatt kurzerhand in ein Co-Working-Space für Handwerk ausgelagert, um dann schlussendlich ihr Zuhause in Mülln zu finden. „Auf die Location hier bin ich durch Zufall gestoßen. Eigentlich war sie schon vergeben, aber wie das Schicksal so spielt, haben die eigentlichen Interessenten kurzerhand abgesagt und ich habe zugeschlagen.“, sagt er.
Wo traditionelle Handwerkskunst auf moderne Methoden trifft
Als wir durch die Werkstatt spazieren und Leon mir halbfertige Hüte, Rohmaterial und verschiedene Bänder zeigt, springt mir ein besonders aussehendes Gerät ins Auge. „Das ist ein Conformateur, mit dem Hutmacher seit Ewigkeiten arbeiten, um passgenau Hüte zu schneidern. Meiner hier ist aus dem 3D-Drucker“, erwähnt er fast schon nebenbei. Aus dem 3D-Drucker also. Auch die unzähligen Hutformen, die auf der Arbeitsbank und in den Regalen stehen, sind nach viel Herumtüfteln mit einem Freund gemeinsam auf diese Weise entstanden. Leon verbindet in seiner Werkstatt gekonnt das traditionelle Handwerk des Hutmachens mit modernen Ansätzen, Methoden und Techniken. So kommt es, dass er auch gerne mal alte Bandanas, die er in Secondhandläden auf seinen Reisen findet, zu Bändern für seine Hüte verarbeitet.
„Jeder hat ein Hutgesicht. Man braucht nur den passenden Hut.“
„Wenn mir jemand sagt, er habe kein Hutgesicht, dann stimmt das einfach nicht. Das wäre ungefähr so, als würde man sagen ‚Ich habe keinen Schuh-Fuß.‘ Meistens ist diese Aussage darin begründet, dass die Leute einfach noch nie einen passenden Hut aufgehabt haben.“ Ein Hut von der Stange kann sich an den Kopf nämlich nie so perfekt anpassen wie ein maßgefertigter. Wie auch? Schließlich sind alle Kopfformen verschieden und ‚One size fits all‘ schlichtweg nicht möglich. Beim Durchblättern der Skizzen bekomme ich auch genau das veranschaulicht. Die abgebildeten Kopfformen von Leons Kundschaft sind so divers wie die geometrischen Formen in der Mathematik – Runde reihen sich an Ovale und an solche mit leichtem Links- oder Rechtsdrall.
Not your average Hatmaker
Die wohl spannendste Begegnung des Vormittags passiert gegen Ende unseres Interviews, als ein junger Mann durch die Glasscheibe der Eingangstür schaut und sie vorsichtig und mit fragendem Blick öffnet. „Ich war gerade am Weg und dachte, ich schau‘ einen Sprung vorbei“, sagt er. „Du, ich hab‘ hier ein Interview. Magst vielleicht später nochmal vorbeischauen, ich bin eh bis am Nachmittag da.“, entgegnet Leon. „War das ein Freund von dir?“, frage ich. „Nein, ein Kunde.“, sagt er lachend. Bodenständigkeit, Freundlichkeit und Kundenbindung werden hier echt großgeschrieben, denke ich. Mit diesem positiven Eindruck, viel neuen Informationen zum Hutmacher-Handwerk und einer persönlichen Beratung (Leon rät mir zu einem Hut aus Biberfilz in Beige oder Taupe) beende ich meinen Besuch in der Müllner Hauptstraße 29. Ob ich wiederkomme? Vermutlich.
LF Hats
Müllner Hauptstraße 29
5020 Salzburg
www.lfhats.com