In Mariapfarr trat Joseph Mohr seine erste Stelle als Hilfspfarrer an: Er lernte seinen Großvater kennen und verfasste 1816 das Gedicht „Stille Nacht! Heilige Nacht!“. Es war, als hätte der junge Priester zu seinen Wurzeln zurückkehren müssen, um Neues zu schaffen. Die Menschen litten unter Hunger und Armut und dennoch hielt dieser junge Kooperator unerschütterlich an seinem Glauben fest: Sein Gedicht ist unsterbliches Zeugnis davon.
Stille Nacht in Mariapfarr auf einen Blick
- Pfarr-, Wallfahrts- und Stille Nacht Museum Mariapfarr
- Stille-Nacht-Brunnen am Joseph-Mohr-Platz
- Wallfahrts- und Stille Nacht Basilika Mariapfarr
- Die ”Schöne Madonna”
Kontakt:
Pfarr-, Wallfahrts- und Stille Nacht Museum Mariapfarr
Joseph Mohr Platz 1
5571 Mariapfarr
T +43 6473 8766
mariapfarr@tourismuslungau.at
www.wallfahrtsmuseum.at
Eingang ins Museum über Pfarrstraße 19
Mariapfarr, wie’s damals war
Es war im Herbst 1815, als der 23-jährige Joseph Mohr nach der vorzeitigen Priesterweihe in Salzburg seine erste Stelle antrat: Er wurde Hilfspriester in Mariapfarr im Salzburger Lungau und kehrte damit zu seinen Wurzeln zurück. Joseph Mohrs Vorfahren väterlicherseits waren seit dem 17. Jahrhundert im Lungau angesiedelt.
Die Bevölkerung im SalzburgerLand und im abgelegenen Salzburger Lungau hatte harte Zeiten hinter sich. Salzburg war ein trost- und hoffnungsloser Ort: Seit dem Jahr 1803 hatte es fünf Herrschaftswechsel gegeben. Vom geistlichen Erzstift war das Land zum Kurfürstentum aufgestiegen, 1806 war es an Österreich gefallen, drei Jahre später an Frankreich und 1810 an Bayern. Erst im Frühjahr 1816 sollte diese lange Phase von Unsicherheit, Krieg und Gewalt zu Ende gehen: Am 1. Mai 1816 wurde Salzburg endgültig Österreich zugesprochen. Zu dieser Zeit herrschten Hunger und Armut: 1815 ging als das „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichtsbücher ein. Im April 1815 war in Indonesien ein Vulkan ausgebrochen und die enorme Eruption beeinflusste Monate später das Klima in weiten Teilen der Welt für Jahre negativ. Regen, Kälte und Unwetter führten in vielen Landstrichen zu Ernteausfällen. So stiegen 1816 in Salzburg die Getreidepreise binnen weniger Monate um 150 Prozent an!
Joseph Mohrs besondere Beziehung zu Mariapfarr
Der junge Hilfspriester war im Salzburger Lungau mehr als gefordert. Doch seine leutselige Art – damals für Geistliche keinesfalls selbstverständlich – half ihm, Vertrauen aufzubauen: Er berührte die Menschen, verstand die Keuschler, die Armen und die Kinder. Die vielen Kriegsjahre hatten die Bevölkerung finanziell ausgeblutet. Der hohe Getreidepreis und die Ernteausfälle bedrückten die ländliche Bevölkerung zusätzlich.
Vor diesem Hintergrund verfasste Joseph Mohr 1816 das Gedicht „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ mit sechs Strophen. Ungewöhnlich für die damalige Zeit, aber typisch für Joseph Mohr: Er schrieb es in Deutsch. Auch die Christmette in der Pfarrkirche „Unsere Liebe Frau“ wurde auf Latein und Deutsch gesungen, was wohl Inspiration für Joseph Mohr gewesen sein mag. Das Gedicht bringt zum Ausdruck, woraus Joseph Mohr in dieser schweren Zeit Hoffnung schöpfte: Aus dem unumstößlichen Glauben und an die Rettung der Welt, die sich im Wunder der Weihnacht offenbart.
Joseph Mohr lernte in Mariapfarr auch seinen Großvater väterlicherseits kennen. Er besuchte sowohl dessen Geburtshaus, die „Scharglerkeusche“, als auch dessen letzten Wohnort, die „Haasenkeusche“. Joseph Mohrs Großvater verstarb 1816, begleitet von seinem Enkelsohn.
Nach seinem zweiten Winter in Mariapfarr machten sich bei Joseph Mohr die ersten Anzeichen einer Lungenkrankheit bemerkbar: Im August 1817 verließ er den Lungau und kehrte zur Rekonvaleszenz in die Stadt Salzburg zurück.
Auf den Spuren von „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ in Mariapfarr:
- Pfarr-, Wallfahrts- und Stille Nacht Museum
Das aus Anlass des 200-Jahr-Jubiläums neu gestaltete Museum zeigt das Thema „Wallfahrt“ und den Zusammenhang zu „Stille Nacht“ in verschiedenen Facetten. Es bereitet „den Weg“ auf verschiedene Weise auf – vom Lebensweg Joseph Mohrs und den schwierigen Lebensverhältnissen dieser Zeit, über den inneren und individuellen Weg jedes Einzelnen bis zu den Schätzen, die ihren Weg in das Museum gefunden haben. Darunter sind Kostbarkeiten aus dem Besitz der Wallfahrts- und Stille Nacht Basilika Mariapfarr aus der Zeit der Hochblüte der Wallfahrt. Wallfahrt ist ja auch unmittelbar verbunden mit Aufbruch, Loslassen, Orientierung, sich auf den Weg begeben und Ankommen. www.wallfahrtsmuseum.at
- Wallfahrts- und Stille Nacht Basilika Mariapfarr
Uralt ist die Tradition der Wallfahrt zur „Lieben Frau“ nach Mariapfarr, die in der Barockzeit den Höhepunkt erreichte, aber auch heute noch gepflegt wird. Neben Wallfahrern aus dem Lungau und den angrenzenden Bundesländern, waren es auch die Bittgänger und Kreuztrachten, die zur Mutterpfarre des Lungaus pilgerten. Die Wallfahrts- und Stille Nacht Basilika Mariapfarr nimmt eine besondere pastorale und historische Stellung innerhalb des Erzbistums Salzburg ein. Besonders sehenswert ist der Hochaltar mit dem Gnadenbild der Madonna, das Mohr zu seinem Gedicht inspiriert haben könnte. Nach zweijähriger Renovierung wurden die Wallfahrtskirche und der Altar im August 2016 neu geweiht und am 5. April 2018 von Papst Franziskus per Dekret zur Basilica minor erhoben. - Die „Schöne Madonna“
2021 ist die „Schöne Madonna“ nach Mariapfarr zurückgekehrt. Die Steingussmadonna befindet sich in der Wallfahrtsbasilika, der erste Guss in gefasster Form (=bemalt), steht im Museum. - Stille-Nacht-Brunnen am Joseph-Mohr-Platz
Sehenswert ist auch der Stille-Nacht-Brunnen auf dem neu gestalteten Joseph-Mohr-Platz. Der Brunnen wurde von Pfarrer Mag. Bernhard Rohrmoser zum Gedenken an das Jahr 1816 geschaffen, in dem Joseph Mohr als Koadjutor in Mariapfarr den Text zu „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ schrieb. Das Konzept des Brunnens: Unterhalb der Büste Joseph Mohrs erinnert die Weltkugel an die weltweite Verbreitung des Liedes in mittlerweile mehr als 300 Sprachen, eine zweite Bronzeschale unter dem Globus führt die Botschaft.
- Eine gut einstündige, schöne Wanderung rund um Mariapfarr führt unter anderem zur Lungauer Urkirche Althofen und der Scharglerkeusche in Stranach. Start ist an der Wallfahrts- und Stille Nacht Basilika, von hier aus folgt man hauptsächlich der gut ausgeschilderten Nordic-Walking-Strecke Nr. 7. Am Örglwirt vorbei, folgt die Route 7 dem Totengassl durch die schön geschwungene Birkenallee hinunter zur barocken Rundkirche Althofen. Viele Hinweise sprechen dafür, dass es sich bei dem frühromanischen Vorgängerbau um die in einer Urkunde aus dem Jahre 754 erwähnte Urpfarre handelt. Der Weg Nr. 7 führt geradeaus weiter, trifft wenig später auf eine Straße, folgt dieser kurz links abzweigend und bleibt dann am Taurachufer. Bei der Taurachbrücke wechseln wir kurz auf die andere Flussseite, denn dort, beinahe am linken Brückenkopf, steht die Scharglerkeusche, in der die Familie Mohr in bescheidenen Verhältnissen lebte. Diese typische Lungauer Keusche ist ein europäisches Kulturdenkmal, sie befindet sich in Privatbesitz. Wieder auf der anderen Uferseite, folgt die Route 7 noch kurz dem Verlauf der Taurachbahn und zweigt dann bei einem Traktorweg nach links ab. Über einige Höhenmeter geht es durch die Siedlung Stockerfeld und von hier aus kehrt man linkerhand nach Mariapfarr zurück.