Vom Liedkomponisten zum Rapper
Wenn er mit seinen Eltern und Geschwistern Weihnachten feiert, greift er auch heute manchmal zur Gitarre. Seit er sich erinnern könne, sei beim großen Familienfest jedes Jahr „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ gesungen worden, erzählt der Salzburger Rapper Dame. Der 27-jährige Musiker ist ein Nachfahre des Komponisten Franz Xaver Gruber. Um genau zu sein, dessen Ururururenkel. Und das musikalische Talent scheint sich eins zu ein weitervererbt zu haben. Dame zählt zu den erfolgreichsten österreichischen Rappern, der vor allem mit Songs zum Thema Computerspiele bekannt wurde und sich ein eigenes Revier im deutschsprachigen Hip Hop erobert hat. Heute verzeichnet sein YouTube-Kanal insgesamt 270 Millionen Klicks und mehr als 700.000 Abonnenten. Ähnlich wie bei seinem berühmten Vorfahren wurde sein musikalisches Talent auch von einem Lehrer entdeckt und gefördert. Dennoch hat er sich für eine Ausbildung zum Koch und Konditor und damit für einen handfesten Brotberuf entschieden. Auch auf Anraten seiner Eltern. Doch die Musik setzte sich durch: Mit einer ersten Tour konnte er den Klickerfolg in Besucherzahlen umwandeln. „Seither bin ich selbstständig“, erzählt Dame, der seine Musik ohne Rückendeckung eines großen Labels veröffentlicht.
Ob er sich manchmal wünscht, eine Zeitreise ins frühe 19. Jahrhundert zu machen? „Es wäre sicher beeindruckend, die schwierigen Lebensumstände dieser Zeit zu sehen“, sagt Dame. „Mich fasziniert, wie Franz Xaver Gruber für seine große Familie sorgte, wie er gekämpft hat, um seine Musik machen zu können, und wie dieses Lied dennoch so einfach, aus der Freude heraus entstehen konnte. Die Melodie transportiert die Botschaft des Textes ideal. Das ist auch heute ein Geheimnis wirklich guter Songs.“ Vielleicht gibt es auch deshalb so ungezählt viele Cover-Versionen von „Stille Nacht! Heilige Nacht!“. Ob er selbst schon in Versuchung war, eine Hip-Hop-Version zu wagen? Wenn schon ein Weihnachtslied, „dann würde ich eher etwas Eigenes versuchen, als ,Stille Nacht‘ zu verschandeln“, scherzt Dame. „Die schönste Version ist und bleibt das Original.“
Vom Tiroler Nationalsänger zum Musiklehrer
Gerald Wiener ist Deutsch- und Musiklehrer an der Neuen Mittelschule in der Nationalparkgemeinde Rauris. Der Pinzgauer singt im Kirchenchor, leitet die Jugendkapelle der Blasmusik und ist selbst Blasmusikant. Die Liebe und das Talent zur Musik scheinen ihm in die Wiege gelegt worden zu sein. Und genau das ist der Fall: Kein Geringerer als der berühmte Tiroler Nationalsänger Ludwig Rainer „vergoldet“ die Ahnentafel von Gerald Wiener. Er selbst ist dessen Urururenkel. Sein Großvater hatte ihm schon von Ludwig Rainer erzählt, als er selbst noch ein Kind war. Erst im Erwachsenenalter habe er sich intensiver zu fragen begonnen, was es denn mit diesen Erzählungen auf sich habe. Und mit der Beziehung zu diesen Sängern aus dem Zillertal.
Den entscheidenden Anstoß dazu gab eine Zeichnung der Ur-Rainer in einem Kaffeehaus in Wieners Heimatort Kaprun. Diese fiel ihm immer wieder auf: „Das hat mir dann irgendwie keine Ruhe mehr gelassen. Es hat mich wirklich neugierig gemacht. Ich habe begonnen, meine älteren Verwandten zu befragen, und in der Chronik von Kaprun nachgeforscht.“ Tatsächlich bekam er die Bestätigung, dass seine Verwandtschaft aus dem Zillertal durchaus bemerkenswert ist.
Über „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ zu reden ist das eine. Es zu singen das andere. Immer bleibt da dieser ganz persönliche, intime Moment, wenn man es alleine oder im besten Fall mit der ganzen Familie am Heiligen Abend anstimmt. Das Lied hat seinen eigenen Zauber. Es ist ein Kulturgut, „auf das ich sehr stolz bin“, betont Gerald Wiener. „Weil es aus Salzburg stammt und weil es Jahr für Jahr Millionen von Menschen berührt und zum Kern der Weihnacht hinführt. Auf dieses Schlichte und Einfache und Schöne.“