Von der Bilanzbuchhalterin zur Papierschöpferin
Als gelernte Bilanzbuchhalterin ist Michaela eine Quereinsteigerin, war aber in gewisser Weise schon immer mit dem Werkstoff Papier verbunden. Zudem sei es für viele BuchhalterInnen üblich, als Ausgleich zu den Zahlen auch etwas Kreatives zu machen: „Ich schreibe seit jeher gerne Texte. Daher war es für mich ein Thema, diese auf besonders schönes Papier zu bekommen. Ursprünglich wollte ich es kaufen, aber dann bin ich über einen Kurs zum Papierschöpfen gekommen – und bis heute mit großer Freude dabei geblieben.“
Das Besondere: der Umgang mit Mensch und Natur
Wer möchte, kann in einem vierstündigen Kurs bei Michala selber Papier schöpfen. Das gibt ihr die Möglichkeit, Menschen nicht nur optisch mit dem fertigen Produkt, sondern auch in der Seele zu berühren: „Ich möchte meinen KursteilnehmerInnen etwas Positives mitgeben. Das ist mittlerweile fast die Quintessenz meiner Arbeit geworden, abseits des eigentlichen Tuns.“ Doch auch das Handwerk selbst schafft es nach wie vor, sie zu begeistern:
Für mich ist das Papierschöpfen nach wie vor eine Arbeit, bei der ich mich komplett aus dem Alltag ausklinken und in all die natürlichen Prozesse abtauchen kann. Natürlich gibt es handwerkliche Regeln, aber im Prinzip lasse ich die Dinge einfach so geschehen.
Über die Jahre hat sich außerdem Michaelas Zugang zum Thema Papier verändert. Ein wichtiger Aspekt, der allerdings geblieben und ihr an ihrer Arbeit als Papierschöpferin besonders wichtig ist: „Ich arbeite mit einem Naturmaterial und darf mit der unglaublichen Formen- und Farbenvielfalt spielen. Ich stelle die Natur in den Mittelpunkt meines Tuns. Wir Menschen sind letztlich nur ein Teil der Natur und sollten Wert darauf legen, sie zu schützen und im Einklang mit ihr zu leben.“
Der Alltag im Verkaufsatelier PAPIERart in Mattsee
Im Alltag ist Michaela hauptsächlich für die Papierherstellung und die Textproduktionen zuständig. Da gestaltet sich der Arbeitsprozess wie folgt: Kommt ein Auftrag herein, fertigt Michaelas Ehemann Harald häufig die Vorlage nach Kundenwunsch an, und Michaela produziert dann das passende Papier. Ob Kuvert, Lampenschirm oder Windlicht: Finalisiert wird die Papierkunst wiederum von ihrem Mann.
Ein wichtiger Teil von Michaelas Tätigkeit sind ihre Kurse: „Ich führe Interessierte in die Materie des Papierschöpfens ein. Ich möchte, dass Menschen eine spannende Zeit fernab des Alltags haben, in der sie in die Natur und das Handwerk reinschnuppern können. Am Ende des Kurses gibt es einige Blätter oder auch ein Briefkuvert zum Mitnehmen und Selbstgestalten für zu Hause. Je nachdem, wie fleißig die TeilnehmerInnen sind und was sie sich wünschen.“
Neben den Auftragsarbeiten und dem Kursangebot bieten Michaela und ihr Mann im Verkaufsatelier in Mattsee ausgewählte Papierkunstwerke an: „Von Dienstag bis Freitag am Nachmittag und auch am Samstagvormittag können gewisse Dinge, die wir fertig anbieten, dort erstanden werden. Wenn jemand außerhalb der Öffnungszeiten kommen möchte, genügt meist ein Anruf, und wir versuchen, den Wunschtermin einzurichten.“
Die Launen der Natur als (schöne) Herausforderung
Die Natur hat ihre eigenen Regeln, und dementsprechend sind natürlich nicht alle Abläufe immer planbar: „Gerade bei Auftragsarbeiten müssen wir KundInnen häufig auf verschiedene Faktoren hinweisen. Eine Pflanze blüht nur zu einer gewissen Zeit, zum Beispiel. Außerdem können Pflanzen auch mal ausfallen, weil es zu trocken oder zu heiß ist, sodass sie nicht in ausreichendem Maß verfügbar sind.“ Michaela erzählt weiter, dass ihr Papier von Natur aus Veränderungen unterworfen ist:
Unser Papier ist nicht chemisch präpariert, was der Kunde berücksichtigen muss. So verlieren Gräser mit der Zeit beispielsweise die Farbe. Ich sage aber immer: Es kommt auf das individuelle Produkt an. Wenn die Struktur gut durchdacht ist, kann der Veränderungsprozess eine schöne Geschichte erzählen.
Die Launen der Natur machen Michaelas Beruf aber gleichzeitig auch so faszinierend: „Wenn ich für mich allein vor mich hinarbeite, ist es einfach immer spannend zu sehen, wie die Natur Jahr für Jahr reagiert. Welche Gräser und Blüten in der Papierherstellung wie funktionieren. Es gibt immer wieder neue Pflanzen zu entdecken, die ich noch nicht in der Bütte hatte.“
Übrigens: Als Bütte wird das große Gefäß bezeichnet, in dem sich der Zellstoffbrei für die Papierherstellung befindet.
Woran Michaela am meisten und am wenigsten Spaß hat
Für die Papierschöpferin gibt es nichts Erfüllenderes, als anderen eine Freude zu machen: „Wenn ich mit Menschen arbeite, ist es einfach das Schönste für mich, wenn ich positive Resonanz bekomme. Wenn Menschen durch meine Kurse nicht nur eine Entspannungszeit weg vom Alltag genießen. Sondern wenn sie mit dem handgefertigten Papier auch etwas mitnehmen können, das griffig und sichtbar ist, damit sie sich diese einzigartigen Momente später gut in Erinnerung rufen können.“
Bürokratie ist hingegen das, was ihr an ihrer Selbstständigkeit am wenigsten Spaß macht: „Ich mag es nicht, dass die dafür benötigte Zeit dann bei dem abgeht, was man gerne tut.“ Auch mangelnde Wertschätzung und Unverständnis dem Handwerk gegenüber ist Michaela in den vergangenen Jahren schon untergekommen. Dabei handelt es sich aber eher um Ausnahmen: „Die Menschen, die direkt zu uns kommen, wertschätzen unsere Arbeit – und das ist das Wichtigste!“
Im Hinblick auf die Zukunft verrät sie uns: „Ich möchte meiner Arbeit so lange nachgehen, wie es uns Spaß macht und wir körperlich in der Lage dazu sind. Das ist mein großer Wunsch.“
Von der Stadt Salzburg ins SalzburgerLand
Michaela kommt ursprünglich aus der Stadt Salzburg. Sie hat aber schon immer die Natur um sich gebraucht – und selbst wenn ihr Mann und sie österreichweit Messen besuchen, ist und bleibt es daheim in Mattsee einfach am schönsten:
Ich bin im SalzburgerLand stark verwurzelt. Für mich es ist die Landschaft, die Natur, die mich hier umgibt, wo ich mich daheim fühle. Natur anderswo ist zwar spannend, aber dort sind eben nicht meine Wurzeln. Nicht ohne Grund gedeiht die Pflanze, die regional bei dir wächst, besser als eine, die von irgendwo anders herkommt.