9.00 Uhr abends in St. Margarethen im Salzburger Lungau. Auf der anderen Straßenseite schlägt die Kirchturmuhr und im Stall vom Löckerwirt ist es ruhig geworden: Die Hühner sitzen in Reih‘ und Glied auf der Leiter, die Kälber liegen wiederkauend im Stroh. Nur ein schwarz-weißes Lamm springt noch übermütig von einem Eck ins andere und will partout nicht ins Bett. Schäfchen zählen via Stall-TV ist auf dem über 330 Jahre alten Bio-Bauernhof im Salzburger Lungau ein beliebtes Abendritual der Gäste: Danach können viele von ihnen nach langer Zeit zum ersten Mal wieder durchschlafen. Flora Löcker kennt dieses Phänomen: „Tiere zu beobachten, tut uns scheinbar allen gut: Sowohl den Kindern als auch den Erwachsenen.“
Eingebunden in den Kreislauf der Natur
Mensch und Tier – diese enge Beziehung wird auf dem Löckerhof seit Generationen mit viel Leidenschaft gelebt. Vor einigen Jahren haben sich Johann und Flora Löcker dazu entschlossen, noch einmal kräftig in ihre Bio-Landwirtschaft zu investieren: Es wurde ein neuer Stall für die 15 Angusrinder, 50 Schafe, Hühner, Gänse, Ziegen, Hasen und zwei Esel gebaut. „Die Kombination von Gasthof und Landwirtschaft hat beim Löckerwirt eine lange Tradition“, sagt Johann Löcker. „Wer unser Haus betritt, spürt, dass hier immer schon ein Platz war, an dem man zusammen gekommen ist. Unsere Tiere gehören zu unserem Leben: Für die Zucht, zum Streicheln, aber natürlich auch, um unsere Gäste mit gutem Fleisch zu verwöhnen. Vielen mag der Gedanke widerstreben, dass wir die Tiere schlachten und essen. Doch das ist der natürliche Kreislauf. Zu wissen, dass das Tier ein gutes Leben hatte und stressfrei getötet wurde, liegt uns am Herzen, daher haben wir uns für diesen Weg entschieden.“ Geschlachtet werden die Rinder und Schafe im eigenen Schlachtraum direkt am Hof – ein aufwändiges und teures Unterfangen, das sich nur rechnet, weil man es selbst so will. Die Gäste schätzen diesen respektvollen Umgang und genießen Steaks, Braten und Tafelspitz von ausnehmend feiner Qualität. Die Rinder und Schafe haben das ganze Jahr Freigang, verbringen den Sommer auf der Alm und werden mit Getreide von den eigenen Äckern gefüttert. Jedes Teil wird liebevoll von Flora Löcker in der Küche selbst zubereitet: Nichts wird verschwendet, alles geehrt.
Das Geheimnis der Kräuterschätze im Garten und in der Küche
Jedes Tier und jede Pflanze ist ein Geschenk der Natur an den Menschen – diese Philosophie wird in der Familie Löcker Tag für Tag gelebt: Johann Löcker führt den Familienbetrieb seit seinem 20. Lebensjahr, Flora Löcker kam 1988 „vom Büro an den Herd“. Von den drei Kindern hat sich der Mittlere, Leonhard, für den heimischen Betrieb entschieden: Gemeinsam mit seiner Frau Christina, die ausgebildete Kindergartenpädagogin ist, und den beiden gemeinsamen Söhnen ist damit die nächste Generation am Werk. Leonhard bringt nach touristischer Ausbildung und Auslandsaufenthalten frischen Wind in die ehrwürdigen Gemäuer, Christina genießt als Quereinsteigerin den Kontakt zu den Gästen. Gemeinsam sind sie das junge, neue Gesicht des Löckerwirts. „Es ist schön zu sehen, dass es weitergeht und dass die Jugend wieder mit neuen Ideen kommt“, sagt Flora Löcker, deren große Leidenschaft neben dem Kochen die Pflanzen sind. Die ausgebildete TEH-Praktikerin ist enorm pflanzen- und kräuterkundig und kaum ein Gericht, das sie auf den Tisch bringt, hat keine geheime Kräuternote. Sie setzt Essige, Öle und Sirupe an, mischt leberstärkendes Kräutersalz, stellt Frühstückstee und Pestos her und zaubert aus feinsten Zutaten Gerichte wie Wildkräuterbratlinge mit Bergkäse, Lamm mit Kräuterpolenta oder mit Frischkäse gefüllte Balsampappelblätter. Mancher Gast mag sich wundern, warum er sich nach ein paar Tagen so frisch und fit fühlt: Es könnte an den Geheimzutaten von Flora Löcker liegen…!
Vom Gast zum Familienmitglied
Interessierte Besucher führt Flora Löcker gerne in den Garten, wo Zierapfel, Ahorn, Rosskastanie und eine der seltenen Balsampappeln stehen und weiht sie in die Geheimnisse der Wald- und Wiesenkräuter ein.
Überhaupt wird Mithelfen und Anpacken beim Löckerwirt gerne gesehen. „Alle unsere Gäste dürfen sich frei bewegen und auch bei der Stallarbeit, beim Schafesuchen im Sommer oder bei der Kartoffelernte im Herbst helfen. Oder sie schauen zu, wie ein selbst erlegtes Reh aus der Decke geschlagen wird. Arbeiten also, die zu unserem täglichen Leben gehören, die für viele aber ganz schön fremd anmuten“, erklärt Flora Löcker.
Die Hausgäste der Zimmer und Appartements gehören so binnen kürzester Zeit zur Familie und zum Löckerwirt dazu. Da ist es nicht verwunderlich, dass auch Stammgäste über mehrere Generationen hinweg kommen. Der Löckerwirt scheint seinen Namen zu Recht haben: Steckt doch das Wort „Verlockung“ darin.
Ich schätze höher das Natürliche als das Gemachte, das Ländliche höher als das Städtische, die Einfachheit höher als den Prunk, die Taten höher als das Wissen, das Herz höher als den Geist. – Peter Rossegger
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